Kann man sagen, dass Legacy Spiele dann ein Subset von Kampagnen basierten Spielen sind?
Kann man, mit guten Gründen dafür. Aber genauso gut kann man auch sagen, dass "Legacy" irreversible Veränderungen enthalten muss und es sonst nicht Legacy wäre. Geht beides. Über Definitionen und Abgrenzungen kann man immer trefflich streiten. Genauso auch, in wie weit Überraschungen, etwa durch das Öffnen von verschlossenen Umschlägen, definierenden Charakter für Legacy haben. Auch ob verschlossene, ggf. demonstrativ versiegelte, Umschläge etwas fundamental anderes sind als ein Kampagnenbuch, wo vorne "nur" drin steht: Lest die Kapitel erst, wenn ihr sie erreicht habt.
Rob Daviau (der mit Risk Legacy die Legacy-Welle losgetreten hat, aber dann auch mit SeaFall den bisher größten Legacy-Flop produziert hat) ist Anhänger einer sehr strikten Definition mit Zerstörung. Wobei natürlich auch klar ist, warum. Nur so kann er für sich in Anspruch nehmen, eine ganz neue Richtung "erfunden" zu haben. Sonst müsste er seine Legacy-Sachen bloß als ein neues Kapitel in die lange Geschichte der Kampagnen-Spiele einsortieren, lang auch durch eine lange Tradition im Wargame-Bereich. (Schon das "Kampagne" ist ja militärischen Ursprungs!)
Ich persönlich sehe Legacy eher als neuen, wenn auch durchaus spannenden, Teil der langen Kampagnenspiel-Design-Geschichte. Insbesondere habe ich noch nichts an Legacy-Mechaniken gesehen, was zwingend durch Zerstörung gelöst werden müsste. Wenn man wollte, kann man das alles auch ohne lösen. Das Siegel auf dem Umschlag ist für mich eher Gimmick. Verschlossene Karten muss man nicht zerreißen. Aufkleber muss man nicht mit unlöslichem Kleber versehen. Ich sehe in dem nicht notwendigen Zerstören von Spielmaterial weder eine besondere Schöpfungshöhe beim Spieledesign noch halte ich das Produzieren von Müll für ein erstrebenswertes Ziel. Das gilt umso mehr, wenn man den Eindruck haben kann, dass die zerstörerischen Elemente auch bewusst reingebracht wurden, um den Gebrauchtmarkt auszuschalten. Sowas ist ja zumindest ein netter Nebeneffekt für die Hersteller.
Oben hatte ich #Arydia als Spiel genannt, auf das ich gespannt bin. Ich zitiere mal Far Off Games:
Zitat
A Green Legacy Game
At Far Off Games, we love Legacy games, but we felt that their disposable nature didn't fit within our company culture. We came up with the Green Legacy Game idea. A Green Legacy Game features all the hallmarks of a Legacy game: opening packages, hidden information, progression, discovery, exploration, all the while wrapping it in high-quality components and allowing you to completely reset the game when you have completed it
Das finde ich eigentlich ganz sympathisch, nennt es doch die Stärken, die Legacy haben kann, aber auch genauso das, was ich nicht haben will, nämlich sinnlosen Müll.