Ich denke, dass bei denen hier, die auch beruflich mit Spielen zu tun haben, für sich privat die Schwelle der Übersättigung niedriger liegt, es sei denn vielleicht, sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Auch wer schon sehr lange spielt, vieles gesehen und gespielt hat, mag eher ein Gefühl der Übersättigung haben. Erst recht, wenn man immer nach den innovativen, noch nie gesehenen Super-Mechaniken sucht. Je mehr man gespielt hat, um so weniger überrascht einen da noch.
Bei den gut 2000 Spielen, die habe, hatte und zum sehr großen Teil auch gespielt habe, ist die "mechanische Übersättigung" längst eingetreten. Da gibt es wenig, was einen Reiz des Neuen noch ausüben kann. Um so wichtiger wird, jedenfalls bei mir, die thematische Dichte eines Spiels, vorrangig vor seinen Mechaniken, von denen ich allerdings erwarte, dass sie ihre Existenzberechtigung im Spiel von dessen Thema ableiten.
Ich bin also noch nicht völlig übersättigt. Ein Spiel sollte mich dazu anregen, mich mit seinem Thema zu beschäftigen, Wissenslücken zu füllen, neugierig auf das zu sein, worum es im Spiel geht. Wenn so etwas kommt, dann mag ich es gerne haben.
Gestern erst eine 3-er-Partie Auf der Walz gespielt. Das mag jetzt nicht das Super-Spiel schlechthin sein, es hat aber ein interessantes, unverbrauchtes Thema, von dem es recht viel in seinen Mechaniken umsetzt. In dieser Beziehung jedenfalls gelungen, wie ich finde. Und es macht auch Spaß, wenn man mit all den Zufälligkeiten, die das Wandergesellen-Leben nun mal so mit sich brachte, leben kann.
So etwas von der Art thematischen Spiels gibt es viel zu wenig. Monsterjagden in einer Fantasy-Welt sind ja ganz nett, haben auch etwas Thematisches, dürften aber einfacher zu entwickeln sein, weil man ja z.B. jede Unmöglichkeit als Magie verkaufen kann.
Ein Thema zu finden und in einem Spiel abzubilden, bei dem man nicht einfach seiner Fantasie freien Lauf lassen kann, sondern thematische Notwendigkeiten aufzufangen hat, halte ich für die weitaus höhere Kunst. Auf der Walz und z.B. Ruhrschifffahrt machen es vor. Mehr davon und ich bin ohne jede Spur von Übersättigung dabei.