Beiträge von Zerknautscher im Thema „14.01.-20.01.2019“

    Viel zu selten bekomme ich die Spiele auf den Tisch, die ich wirklich spielen will. Das liegt an den Spielern in meiner Umgebung, die trauen sich dann die großen Spiele nicht zu, oder es dauert ihnen alles zu lang, oder man wolle lieber viele kleine Spiele als ein einzelnes großes spielen... Also gibt es viel Kartenspiele, Partyspiele, wenig kompetitives wie Dixit und als höchstes der Gefühle mal Terraforming Mars. Ist Gejammer auf hohem Niveau, weiß ich, aber die 100€+ Schinken, die ich auch gerne mal spielen würde, eben weil sie 2-3 und mehr Stunden dauern und etwas knackiger sind (und damit sich die Anschaffung gelohnt hat :D), die bleiben eigentlich immer liegen.


    Am Donnerstag und Freitag allerdings hatte ich Besuch von meinen besten Freunden, die teilweise von sehr weit angereist waren und die sich, obwohl sie nicht alle Viel- oder Expertenspieler sind, mir zu liebe darauf eingelassen haben #StarTrekAscendancy zu spielen. Wir spielten am Donnerstag zu dritt und am Freitag zu viert und hatten eine Menge Spaß.


    Star Trek Ascendancy ist ein recht simpel gehaltenes 4X mit einer sehr schönen Erkundungsmechanik, das sich sehr gut auch mit Nicht-Vielspielern spielen lässt, eben weil die Grundregeln so verhältnismäßig einfach sind. Ziel des Spiels ist es, auf eine von zwei Arten den Alpha-Quadranten zu dominieren: Entweder durch das ansammeln von 5 "Aszendenz"-Marken (die gewissermaßen die Zivilisationsstufe anzeigen) oder durch das Besetzen zweier gegnerischer Heimatwelten, also Sieg durch militärische Dominanz. Nach der Festlegung der Zugfolge für die Runde (durch Zufall oder das Bieten von Ressourcen) macht jeder Spieler nacheinander seinen Spielzug, der aus einer Bauphase (Ressourcen ausgeben um Gebäude, Schiffe und Technologie zu erhalten) und einer Befehlsphase (Aussenden von Flotten/Schiffen, Bau von Sternbasen, Kämpfe) besteht. Waren alle Spieler am Zug werden neue Ressourcen generiert. Dann wird erneut die Zugfolge bestimmt und so weiter.


    Seine Würze erhält das Spiel dann durch die unterschiedlichen Fraktionen, die aufgrund ihrer jeweiligen Technologien, kulturellen Prägung und Flottenspezialisierungen auf verschiedene Art und Weise agieren sollten (aber nicht müssen). Die Föderation kann beispielsweise wegen ihrer Grundsätze des Friedens und der Gleichberechtigung weder primitive Kulturen unterjochen, noch Invasionen in gegnerische Systeme durchführen, hat aber Vorteile bei der diplomatischen Übernahme von Welten. Diese Grundhaltung zeigen auch die Flotten, die auf maximal 6 Schiffe begrenzt sind und auf Forschung, Kolonisierung und Diplomatie spezialisiert sind. Die Klingonen erhalten die wichtige Ressource "Kultur" für Schlachterfolge, dürfen sich aber nie zurückziehen (und machen sich natürlich durch ihre Kriegstreiberei nicht unbedingt beliebt bei den anderen Fraktionen). Klingonische Flotten können auf bis zu 10 Schiffe aufgestockt werden und sich auf Piraterie, Raumkampf und Invasionen spezialisieren. Trotz dieser eindeutigen Ausrichtungen kann aber auch die Föderation sehr aggressiv diplomatisch "hausieren" gehen, oder die Klingonen durch Forschung und Aufbau siegen und nicht durch Raubüberfälle und Kampf.


    Ich habe die Bilder in Spoiler gesetzt, damit sie hier nicht alles verstopfen.


    Spiel 1

    Im ersten Spiel am Donnerstag waren meine beiden Mitspieler noch ganz neu im Spiel. Entsprechend dauerte es eine Weile bis alle Optionen immer präsent waren, dennoch lief das Spiel sehr gut und gegen Ende spielten beide schon sehr ansehnlich. Die Klingonen rollten am Anfang die Föderation auf und waren bereits drauf und dran die Erde zu erobern, nicht einmal eine hastige Allianz mit den Romulanern (meine Wenigkeit) schien die Menschheit retten zu können. Doch wo die romulanischen Kreuzer versagt hatten wirkte sich das zusätzliche Handelseinkommen umso stärker aus, die Föderation baute eine neue Flotte und schlug die Klingonen in die Flucht.



    Ab diesem Zeitpunkt belauerten sich die beiden Machtblöcke gegenseitig. Die Allianz mit den Romulanern blieb ungewiss und brüchig, doch durch die Hilfe so früh im Spiel fühlte sich die Föderation schuldig und verpflichtet das Abkommen nicht zu brechen. Die Romulaner konnten - hintergrundgetreu und spielerisch passend - isoliert ihr Reich ausbauen und standen bald vor dem Sieg. Der Klingone war wirtschaftlich abgeschlagen, da er kein Handelsabkommen mit den anderen Spielern hatte und regelmäßig große Stückzahlen von Schiffen ersetzen musste, doch auch die Föderation hatte noch nicht genug Aszendenz um das Spiel siegreich beenden zu können. Nun war also der entscheidende Faktor die Föderation. Schlüge sie sich auf Seite der Klingonen, gewährte sie diesen lediglich militärischen Durchgang, könnten die Romulaner aufgehalten werden. Doch war den Klingonen zu trauen, wenn sich ihre Flotten erst in Föderationsraum befanden und der einzige wahre Alliierte geschwächt war?



    Schließlich blieb den Klingonen der Zutritt verwehrt und es kam zu einer weiteren großen Schlacht bei Capella, die nur ein einzelnes Föderationsschiff überlebte. Um genug Kultur verdienen zu können, um doch noch zu den Siegern zählen zu dürfen, blieb der Föderation nur der Weg ins Unbekannte: Forschungsexpeditionen suchten fieberhaft nach Weltraumphänomenen, deren Entdeckung nicht nur die Forschung voran-, sondern vor allem Kultur einbrachte. So gelang es - um Haaresbreite - auch der Föderation noch in derselben Runde auf Stufe 5 aufzusteigen, in der die Romulaner bereits vorgelegt hatten und statt eines einzelnen Siegers gab es einen einzelnen Verlierer: Die Klingonen.


    Spiel 2

    Spiel zwei am Freitag wurde zu viert ausgetragen. Ich wechselte vom Romulanischen Sternenimperium zur Cardassianischen Union, der gestrige Föderationsspieler übernahm die Romulaner, der neue Mitspieler die Föderation und die Klingonen blieben Klingonen.



    Die Cardassianer hatten einen sehr, sehr glücklichen Start in die Runde und fanden schnell kulturelle Zentren, die sie erobern, unterdrücken und ausbeuten konnten. Trotz zufälliger Systementdeckung wurde dabei passenderweise bereits sehr früh Bajor unterworfen.



    Die Klingonen konnten ebenfalls früh zwei Welten kolonisieren und näherten sich dann so schnell es ging, erneut, der vermeintlich schwachen Föderation, die, erneut, mit den Romulanern paktierte. Trotz ausreichend aggressiven Spiels gerieten die Klingonen, politisch isoliert, ins Hintertreffen. Problematisch war, dass Cardassia aufgrund der reichen Funde rund um die Heimtwelt kein eigenes Bedürfnis nach Bündnissen hatte, vor allem solange sich Romulus und Erde mit Kronos beschäftigt waren. Die Romulaner brachten - in wortreichen Verhandlungen - die Föderation dazu, sich auf die Klingonen zu konzentrieren und besetzten heimlich und mit beschwichtigenden Worten die einzig kolonisierbaren Welten, die die Föderation hätte gebrauchen können, sodass diese letztlich gezwungen war in den Machtbereich der Klingonen zu expandieren.



    Das tat sie auch tatsächlich und sehr erfolgreich, sodass sich der Romulaner nun wieder den bisher verschonten Cardassianern zuwandte. Allerdings schien es bereits zu spät zu sein: Durch weit ausgebaute Infrastruktur und verstärkende Maßnahmen in Form der Aufseher-Flotte (doppelte Produktion in einem System) hatte Cardassia fast alle nötigen Ressourcen für den Sieg angehäuft. Nun war es ironischerweise der Romulaner, der die Klingonen aufrief, ihr Abkommen mit den Cardassianern aufzukündigen, um deren Sieg zu verhindern und Seite an Seite mit Menschen und Romulanern zu kämpfen. Nun. Die Klingonen lehnten ab. Frustriert musste nun Romulus die Dinge selbst in die Hand nehmen und entsandte zwei hochgerüstete Kriegsflotten, die Bajor in Schutt und Asche legten, ehe sie am Widerstand der Heimatwelt Cardassia Prime zerschellten.



    Die Föderation hatte zu diesem Zeitpunkt zwar eine ganze Reihe an Welten inklusive der klingonischen Heimatwelt Kronos eingenommen, allerdings noch nicht 5 Aszendenz-Marken.

    Das englische Fazit der Partie war also wieder einmal:

    They had trouble keeping up with the Cardassians. B)


    Was in den Berichten natürlich nicht rüberkommen kann, sind die ganzen Verhandlungen die ständig geführt wurden, Verträge die aufgesetzt, revidiert, gebrochen wurden. Das verlängert das Spiel zwar, aber macht auch sehr viel Spaß. Manch einer beschwert sich bei STA gern über die Downtime, aber das Problem hatten wir eigentlich nie, es gab immer etwas zu kommentieren, Konsequenzen anzudrohen oder Abkommen anzubieten.


    Später am Abend spielten wir noch eine Runde #LovecraftLetter, dass ich seit 03.01. besitze, aber noch nicht gespielt hatte. Nach anfänglichem Regelstolpern waren es dann noch zwei schöne Partien. Ach und #13Minuten habe ich am Donnerstag ebenfalls ergattern können.