Beiträge von fjaellraeven im Thema „Verfrühte Rezensionen und fehlerhafte Ersteindrücke“

    Ich glaube der OP wollte erstmal nur anmerken, dass ihm das Veröffentlichen aufgrund von Zeitdruck/Terminplan gestört hat. So wie ich ihn kennengerlernt habe, hat er überhaupt kein Problem mit Ersteindrücken, sofern diese als solche gekennzeichnet sind (was sie zum Glück ja oftmals sind) und auf der Meinung der betreffenden Person beruhen, dem Spiel aber eine faire Chance zugestanden wurde vor der Bewertung. Eine Bewertung stellt ein "Ersteindruck/Fazit" (originaler Titel) für mich da.


    Auf mich wirkte es einfach so, und so habe ich auch die ersten fünf Minuten des verlinkten Videos verstanden, als ob das Spiel gespielt worden sei und das Video auf Teufel komm raus veröffentlich werden musste. Es hat nichts damit zu tun, dass ein Ersteindruck nicht kritisch sein darf oder man nach einer Partie für sich selbst entscheidet ob das Spiel etwas für einen ist oder nicht. Ich persönlich würde es vorziehen, wenn auf den Ersteindruck noch zumindest ein zweiter folgt, aber das ist eben meine persönliche Meinung, die ich niemandem aufzwingen möchte und die bei der Anzahl an Videos auch nicht möglich ist.


    Dementsprechend problematisch fande ich es, dass Ben sich dazu gedrängt sah das Video zu schneiden und zu das Spiel zu rezensieren, obwohl an diesem Abend viel falsch lief. Bevor ich ein Spiel verreiße würde ich, so wie er es auch selbst gesagt hat, mal reflektieren ob es nur am Spiel lag oder ich selbst einen Fehler gemacht habe, den ich dem Spiel nicht anlasten darf. Diese Zeit sollte ich mir und dem Spiel zugestehen. Aus meiner Sicht hätte es dem Spiel und Ben deshalb gut getan, wenn er am nächsten Tag nochmal das Regelheft überflogen hätte und das Video daraufhin in Ruhe(!) angepasst hätte. Hätte er das Spiel dann noch immer für schlecht befunden, dann hat er jedes Recht das so zu kommunizieren. In diesem Fall trifft er diese Entscheidung aber nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Teil des Publikums, der seinem Urteil blind folgt. Dass das blinde Übernehmen nicht passieren sollte ist der Idealfall, der leider nicht immer eintritt.


    Es sollte die Qualität vor die Quantität gestellt werden, besonders dann, wenn die Quantität nicht nur der Qualität schadet, sondern auch einem selbst. So habe ich es einfach aufgefasst, dass da eine Person bis spät in die Nacht am Schneiden und Drehen ist, weil die Zuschauerschaft laut seiner Denke um X-Uhr ja das neue Video erwartet. Das ist aus meiner Sicht eine ungesunde Entwicklung und das Problem, nicht der Brettspieleindruck selbst, sondern der BrettspieleinDRUCK (und der Wunsch nach Wachstum?).


    Das Thema selbst hatte ich nicht vor in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ich wollte einen groben Rahmen vorgeben und verhindern, dass eine einzelne Person kritisiert wird. Es sollte das Konzept und der Umgang damit hinterfragt werden, was aus meiner Sicht auch soweit aufgegangen ist.

    ... Natürlich bekommen die meisten dafür Geld, ...

    Eine sehr gewagte These.

    Das war unklar formuliert. Damit meinte ich nicht, dass sie für Rezensionen Geld erhalten, geschweige denn annehmen würden, sondern dass sie damit Geld verdienen. Sei es durch die Monetarisierung der Videos oder durch Crowdfunding/Patreon und eventuell Werbung (siehe Transparenz-Video von Ben).


    Für mich ist das auch absolut ok, da für den Kanal ein Großteil deren Freizeit drauf geht. Also airbag42 , ich hoffe ich konnte den Punkt entschärfen und klarer machen, denn ich wollte nicht sagen, dass Rezensionen gekauft sind.

    Hier glaube ich ging es um eine sehr ähnliche Fragestellung, oder irre ich mich?

    Ist ein Thema aus dem gleichen Bereich, mir geht es aber im speziellen um YouTuber/Blogger. Das hat den Hintergrund, dass die meisten hier einzelne Meinungen einordnen können oder selbst bereits einiges an Spielerfahrung aufweisen. Deswegen habe ich ja oben geschrieben, dass ich einer Privatperson diesen Ersteindruck und einen möglichen Verriss zugestehe, auch wenn ich ihn nicht gutheißen muss. Bei einer Person, die meinungsbildend tätig wird durch veröffentlichte Videos, ist das etwas anderes. Das liegt auch daran, dass von den 11.000 Abonnenten bestimmt nicht alle so tief im Hobby stecken und viele die Videos schauen, die kaum bis gar keinen großen Kontakt mit Spielen haben, respektive die Regeln vor dem Kauf lesen wie @DanielRausE . Dementsprechend dramatischer ist es ja, wenn in dem Video Fehler drinnen stecken, die nicht nur auf die Bewertung Einfluss nehmen, sondern auch auf die Vorstellung der Mechanik selbst. So kann Daniel nach dem Regelstudium erkennen, dass das Spiel eventuell gar nicht schlecht ist, sondern nur eine Mechanik falsch gezeigt wurde. Max Mustermann (entschuldige bitte, falls du ein Brettspielnerd bist) sieht das Video und hinterfragt diese Mechanik aber nicht. Nach dem Video denkt er sich dann: Pah, was ein blödes Spiel, da habe ich mir ja nochmal 50€ gespart.


    Ich habe größten Respekt davor, dass die YouTuber in möglichst kurzen Videos möglichst viele Regeln unterhaltsam zu erklären versuchen. Besonders vor dem Hintergrund, dass sie sich diese Regeln immer wieder neu erarbeiten müssen. Natürlich bekommen die meisten dafür Geld, aber es ist trotzdem eine Leistung die ich anerkenne. Bei Ben war es nun so, dass er das Video veröffentlichen wollte (oder musste, da sonst kein Video da gewesen wäre am nächsten Tag?) und unter Druck eben nicht sein normales Niveau erreicht hat. Das ist für die Zuschauer nicht befriedigend, aber besonders ihn stört es. Aus diesem Grund habe ich die Frage des Drucks/Rhythmus aufgegriffen.

    Hätte sich jemand beschwert, wenn das Video einen Tag später veröffentlicht worden wäre?

    Hätte Ben sich und seiner Gesundheit nicht etwas Gutes getan, wenn er spät abends einfach Schlafen gegangen wäre (auch wenn er ein Nachtmensch ist) und das Video einfach am nächsten Tag fertiggestellt hätte?

    Hätte ein einzelnes gutes Video nicht weniger Arbeit gemacht als zwei Videos, von denen eins für die Tonne war und zudem noch die Zuschauer verärgert hat?


    Es klingt für mich einfach nach ungesundem Druck. So etwas kann von keinem Fan/Zuschauer gewollt sein und schadet am Ende dem YouTuber mehr, als dass es ihm nutzt. Eine solche Arbeitsweise kann auf lange Sicht vielleicht sogar zu Burnout führen.

    Ich möchte vorwegnehmen, dass der Stein des Anstoßes ein Video vom YouTuber Brettspielblog.net war, sich mein Beitrag hier aber ausdrücklich nicht gegen Ben selbst richtet, sondern nur meine persönliche Meinung widerspiegeln soll und eventuell zur Diskussion anregt. Das stelle ich absichtlich voran, da ich den Diskurs zu einem Thema und losgelöst von Personen als wichtig empfinde. Den Thread zur Hunter&Cron Spieleschmiede-Kampagne habe ich damals vielleicht zu offen formuliert, weswegen ich hier nochmals bekräftigen möchte, dass es um das Handeln geht und nicht um die oder den Handelnden.


    In einem anderen Thread wurde bereits darüber diskutiert "Wann eine Meinung eine Meinung ist" und da stehe ich auch hinter der Meinung von [Tom] , dass ich auch ohne das Spielen selbst zu einer Meinung über ein Spiel kommen kann. Diese muss nicht stimmen, da das Spiel mir eventuell gefallen würde, kann aber trotzdem für mich richtig sein. Das trifft auf mich zu und jeden anderen. Problematisch wird es dann, wenn nicht nur ich meine Meinung zu etwas sage, sondern auch andere auf diese Meinung fußend eine Entscheidung für sich selbst treffen. Kenne ich den oder die Person hinter der Meinung, dann kann ich selbst aus einer negativen Einschätzung etwas Positives für mich ziehen, sofern diese Meinung plausibel belegt wird.


    Im aktuellen Fall wurde ein Fazit/Ersteindruck nach einer Partie zu einem Spiel veröffentlicht, welches durch einen (massiven) Regelfehler beeinflusst wurde. Das kann mir passieren, aber es sollte keiner Person unterlaufen, der über 11.000 Leute folgen und die eine der wichtigsten Anlaufstellen für Informationen über Brettspiele in Deutschland darstellt. Hier muss aber erwähnt werden, dass Ben ( Benjamin - Brettspielblog ) das fehlerhafte Video entfernt und ein neues hochgeladen hat, in dem der Regelfehler behoben wurde. Viel wichtiger noch, dass er sich öffentlich entschuldigt hat, was viel Mut erfordert wenn man eine "Person des öffentlichen Lebens" und im anonymen Internet damit sehr leicht angreifbar ist. Außerdem hat er, laut eigener Aussage, aus dieser Situation gelernt und daraus Schlüsse für sich selbst gezogen. Deswegen meine Hochachtung an dich, denn es ist eine Sache einen Fehler zu begehen, aber eine ganz andere auch dafür einzustehen.


    Um den Bogen zum Thema wieder zu schlagen, empfinde ich es als komisch, wenn Fazit und Ersteindruck Seite an Seite stehen. Das ist etwas, das für mich keinen Sinn ergibt. Einige Spiele, die in der Erstpartie durchgefallen sind, habe ich nach ein paar weiteren Partien immer lieber gewonnen (hier sei beispielhaft Victoria Parta Spiele ( PE74 ) und "Cthulhu Wars" erwähnt - Minute 46.40) und in die andere Richtung habe ich selbst auch schon Erfahrungen gemacht. Ich verstehe auch, dass es schwierig ist die Zeit für mehrere Partien zu finden, wenn man regelmäßig neue Spiele vorstellen will und diese Videos dann auch noch vernünftig schneiden möchte. Für mich (!) sind solche Ersteindrücke aber aus eben genanntem Grund problembehaftet. Möchte man sich nur über ein Spiel informieren, dann sind diese Videos völlig ausreichend. Ist ein solches, auf einer Partie beruhendes, Video aber eventuell kaufentscheidend für den im schlimmsten Fall uninformiertenZuschauer, dann empfinde ich die Beratung als fahrlässig.


    Ich kann es jedoch auch voll verstehen, dass man von seinem Kanal leben möchte und das kann man eben nur dann, wenn man viele Aufrufe, Likes und "Zuschauzeit" hat. Mit einem Video pro Woche und eventuell noch zu einem älteren Spiel wird dies jedoch schwierig. Es ist wahrlich eine Zwickmühle und deshalb ist es schön, dass diese Leute, die den Kanal zum Großteil (noch) als Hobby betreiben, durch Patreon oder andere Plattformen für ihre Dienstleistung, aber vor allem die investierte Zeit und Mühe entlohnt werden und so eine Art der Wertschätzung erfahren, die sie Kanal und Beruf unter einen Hut bringen lässt. Trotzdem, und das ist wieder eine persönliche Präferenz, ziehe ich Kanäle vor, die einen geringeren Ausstoß an Videos haben und bei denen ich weiß, dass die Meinung zu einem Spiel fundiert ist. Ein Kanal, der dieses Credo wie kein anderer lebt, ist für mich Victoria Parta Spiele. Spielelama und dort im Speziellen @HDScurox bringen ebenfalls Videos, die gutdurchdacht sind und auf deren Inhalt ich mich als uninformierter Zuschauer verlassen könnte. Beim vielgescholtenen @Boardgamedigger habe ich auch das Gefühl, dass vor allem Spiele rezensiert werden, die den Tisch mehr als einmal gesehen haben und für die er persönlich aufgrund eigener Spielerfahrung einzustehen bereit ist.


    Ähnlich wie im Wochenthread mag ich die Gezockt/Gespielt/Wochenbericht-Videos der Kanäle ganz besonders und das trifft auch auf den Brettspielblog zu, der dieses Format als einer der ersten in Deutschland populär gemacht hat. Gerade diese Art der Berichterstattung finde ich grandios, da Fehleinschätzungen revidiert werden und die Spiele ihre vermeintliche Güte über mehrere Wochen beweisen können. Folgt dann eine Rezension, hat diese auch Hand und Fuß. Auf diese Weise kann eine Fehleinschätzung verhindert werden und man merkt, ob das Nichtgefallen am Spiel selbst lag oder an möglichen Regelfehlern, die man selbst verschuldet hat. Ein Fazit zu einem Spiel, bei dem man eventuell noch nicht annähernd regelfest ist, halte ich für falsch. Ein Ersteindruck zeigt zwar an, dass man selbst noch nicht alles gesehen hat, aber vermittelt mir auch, dass da noch mehr kommt und das Spiel eine faire Chance hatte (und dafür sollte es größtenteils korrekt gespielt worden sein, wobei kleine Fehler immer mal unterlaufen können). Bleibt es beim Ersteindruck, dann wird es dem Spiel aus meiner Sicht nicht wirklich gerecht, sofern man in der einen Partie nicht bereits alles gesehen hat oder das Spiel mechanisch nicht funktioniert und einem persönlich einfach missfiel. Gibt man letzteres im Ersteindruck zu bedenken, dann bin ich völlig zufrieden, wenn es dadurch bei einer Partie bleibt. Hier sind wir aber auch wieder beim Problem des Kanalwachstums, des Zeitmangels/Hobbies und der Finanzierung.




    Es war ein längerer Text und bestimmt haben einige von euch ihn nur überflogen oder den Titel gelesen. Ich habe ihn aber absichtlich so lang gehalten, damit klar wird, dass ich nicht gegen eine Person schießen möchte.

    • Seid ihr dankbar für einen Ersteindruck, da ihr euch auf diese Weise einen eben solchen bilden könnt?
    • Muss ein Spiel überhaupt mehrmals gespielt worden sein um es als Rezensent (nicht als Privatperson) zu bewerten?
    • Erwartet ihr als Abonnent/Zuschauer, dass ein YouTuber/Blogger seinen Rhythmus beibehält oder seid ihr bereit zu verzichten, wenn sonst die Qualität leidet oder sogar der YouTuber/Blogger unter Druck steht etwas zu veröffentlichen?



    Falls du es lesen solltest Benjamin - Brettspielblog : Ich fand dein Video bezüglich der Transparenz des Kanals sehr gut, da du dich offen mit solchen Fragen auseinandersetzt. Auch in dem obigen Fall war dein Video als Ersteindruck gekennzeichnet, von daher habe ich dir überhaupt nichts vorzuwerfen. Das Video hat mich einfach dazu gebracht, dass ich das niedergeschrieben habe, was ich innerhalb des letzten Jahres empfunden habe. Ausschlaggebend war im Besonderen der englischsprachige Raum der YouTube-Brettspieszene. Dort haben sich einzelne YouTuber auf Kickstarterpreviews und Ähnliches spezialisiert und verkaufen es dann als Review mit (nicht kenntlicher) bezahlter Empfehlung. So etwas empfinde ich einfach als "falsch".

    Bleib du dir treu. Du machst einen klasse Job und wenn du aus diesem Fehler noch lernst, dann macht dich das definitiv nicht unsympathischer.