Beiträge von PowerPlant im Thema „Verfrühte Rezensionen und fehlerhafte Ersteindrücke“

    Die Verlage dürfen sich aber genau so aussuchen, wen sie für sich oder über ihr Produkt in der Öffentlichkeit sprechen lassen wollen, sofern er von ihnen unterstützt wird - und sei es nur für ein Rezensionsexemplar. Das klingt gerade etwas nach "ihr seid blöd, weil ihr mir nichts kostenlos gebt".

    Da muss ich mich dich nochmal melden. Das Problem scheint hier einfach eine Regelungslücke im Wettbewerbsrecht zu sein. In jeder Zeitung muss eine Werbeanzeige mit "Anzeige" markiert sein, Werbesendungen im Fernsehen müssen auch als sowas deklariert sein( so galten bspw. Stefan Raabs Sendungen als Dauerwerbesendungen). Anscheinend müssen Blogger nicht kennzeichnen wenn sie was für die Rezension empfangen haben ( geld, Rezensionsexemplar etc.) Oder gibt es Vorschriften die da einfach missachtet werden?

    Soviel wie ich von unseren Influencern weiß, müssen die das mittlerweile machen. Ich kenne das Gesetz dazu nicht, aber es gibt Fälle, in denen die Leute aktiv abgemahnt werden. Vielleicht ist das auch nur wieder eine Masche fauler Anwälte. Das weiß ich nicht.


    Worauf ich aber eigentlich mit dem Post hinauswollte war: Wenn z.B. Frosted Games die Nase von z.B. @Boardgamedigger nicht passt, ist es wohl auch ihr gutes Recht, kein Rezensionsexemplar zu verschicken. Es zählt für einen Verlag ja nicht nur die Aussage, sondern auch Art und Weise, Person, Stand, Ausstrahlung, etc.


    Elton John als Markenbotschafter auf einer Anti-Homo-Demo würde ja auch nicht so gut ankommen ;)

    Die Verlage dürfen sich aber genau so aussuchen, wen sie für sich oder über ihr Produkt in der Öffentlichkeit sprechen lassen wollen, sofern er von ihnen unterstützt wird - und sei es nur für ein Rezensionsexemplar. Das klingt gerade etwas nach "ihr seid blöd, weil ihr mir nichts kostenlos gebt".

    Über Erfahrungswerte weiß ich ja auch, welcher Blogger oder Youtuber einen ähnlichen Geschmack hat und wer nicht, wenn ich noch Hilfe bei einer Kaufentscheidung brauche.


    [...]


    Übrigens ist es tatsächlich so, dass man oft kein anderes Spiel mehr bekommt, wenn man ein vorheriges Spiel mal ordentlich demontiert hat. Erfahrungsgemäß wird positive Werbung immer gerne mitgenommen, wenn es mal unangenehm wird, dann bleibt man gerne hinter verschlossener Türe.

    Und genau das ist das Problem und ein Hintergrund, den nicht jeder Konsument kennt. Ich würds als Werbetreibender natürlich auch nicht anders machen, aber die Wirkung als Influencer wird hier dann schon gelenkt und beeinflusst. Löblich natürlich, wenn man dann keine Reviewexemplare annimmt.


    Aber genau das zeigt, dass es funktioniert, denn sonst würde es der Verlag nicht machen.

    Natürlich ist man selbst schuld. Aber dennoch wirst du mir doch zustimmen, dass es Leute gibt, die darauf hin einen Bunker bauen könnten oder würden.


    Das ist nicht deine Schuld, aber die Katze beißt sich doch an ganz anderer Stelle in den Schwanz: Der Konsument kann die Vorahnung, die Qualität und das Wissen der Rezensenten über journalistisches Arbeiten nicht beurteilen, weil Youtube-Rezensent noch kein geschützter Ausbildungsberuf ist ;)


    Aus diesem Grund kann kein Konsument erkennen, wie ehrlich oder fundiert eine Meinung ist. Und da sich Blogs und Videos gerne zitieren und sich definitiv gegenseitig beeinflussen, färbt auch das Bild des lauteren oder größeren auf die kleineren ab.


    Ja, man ist selbst schuld, sich von anderen Beeinflussen zu lassen, aber es passiert dennoch.

    Wenn Du den ganzen Satz zitiert hättest, dann wäre klar geworden, warum dein Satz darunter aus meiner Sicht nicht genug ist ;) Daher bitte nichts zerreißen.


    Ja, ihr Blogger habt keine Pressestelle, aber dennoch Macht und dadurch Verantwortung. Was Du gerade machst ist, dass du etwas in die Welt schickst und dich von der Marktmacht freisprichst, weil ja jeder Konsument selbst entscheiden kann. Da sprichst Du dich aber von der Botschaft frei, die du verbreitest.


    Was nun keine Kritik sein soll an deinem Blog. Man kann sich aber auch nicht auf den Marktplatz stellen und schreien, dass es in der Kirche brennt und der anrückenden Feuerwehr dann etwas sagen wie "Schaut doch vorher selbst nach, ihr Deppen!" ;)


    Man darf sich einfach nicht als ober-aufgeklärt betrachten, weil eben jeder Mensch dauernd von Mitmenschen beeinflusst wird. Was denkst Du denn, warum man als Instagram-Influenzer ganz gut leben kann, obwohl man nur eine Handvoll Fotos im Monat postet? Weil es funktioniert. Dieses Prinzip ist ja gerade das Einfluss-nehmen. Und wenn das schon mit blöden Fotos funktioniert, was meinst du wie mächtig dann das geschriebene Wort oder gar ein Video sein können?


    Sich über alle zu stellen und zu behaupten, man ließe sich nie beeinflussen, ist eine etwas naive bis arrogante Haltung.


    Ich verstehe für mich immer nicht, warum Rezensenten eine so hohe Verantwortung zugetragen wird. Vielleicht überschätze ich die Menschheit ja doch, aber ich will einfach nicht glauben, dass sich 1000 Menschen jetzt Spiel X nicht kaufen, weil Rezensent Y in einem klar definierten Ersteindruck sagt, dass ihm das Spiel nicht gefallen hat. Wenn mich das Spiel interessiert, informiere ich mich weiter, lese Rezension Z noch, versuche es irgendwo anzuspielen, lese mir die Anleitung durch etc., da gibt es noch viele Möglichkeiten. Und die kann jeder Mensch nutzen, in meinen Augen ist es nicht das Problem des Rezensenten, wenn die Menschen diese Optionen für sich nicht nutzen.

    Ja, in einer perfekten Welt würde ich euch recht geben! Die Erfahrung aus 2.000 Jahren Menschheitsgeschichte zeigt aber, dass es leider anders läuft. Aus demselben Grund gibt es auch genügend Spacken, die rechts wählen. Ja, der meiste Scheiß steht zwar ausschließlich in der Bild und es wäre ein leichtes, sich mal ne Süddeutsche zu kaufen um echten Journalismus zu bekommen, aber das wissen diese Konsumenten nicht. Dementsprechend hast Du, Ideenlos natürlich recht, dass man sich andere Rezensionen anschauen könnte, aber die Frage ist, ob es jeder Konsument auch macht oder ob er sie überhaupt kennt.


    Wir reden hier grundsätzlich über die eigene Filterblase, die die meisten nichtmal kennen. Oder anders ausgedrückt über Wahrnehmung. Da steckt es im Wort schon drin: Ich nehme etwas für wahr, es ist für mich die Wahrheit. Das ist extrem subjektiv, aber leider realistisch.


    Frei nach Spiderman: "Aus großer Reichweite folgt große Verantwortung" oder so ähnlich. Was ich damit sagen möchte: Blogs, Vlogs, Podcasts, etc. tragen zur Meinungsbildung bei und davon kann sich niemand, auch nicht der Konsument, freisprechen. Das ist einfach das Grundprinzip von Werbung.


    Sicherlich ist jede Beziehung eines jeden Konsumenten zu den unterschiedlichen Quellen eine andere bzw. etwas anders, manche sind differenzierter als andere. Dennoch trägt es alles zur Meinungsbildung bei und das erfolgt meist unterbewusst.


    Als Beispiel: Niemand hier wird sich alle Brettspiel-Youtuber reinziehen, weil es schlicht und einfach zeitlich kaum möglich sein sollte. Auch sind sie vom Stil her sehr unterschiedlich. Es sprach schon Bände, wie ein @Boardgamedigger die Massen hier spaltete. (u.a.) dieser machte ja eine recht überschwengliche Rezension zu z.B. Kingdom Death: Monster. Seine Zielgruppe bzw. Gefolgschaft nimmt das Spiel also aus seiner Richtung ganz anders wahr als wenn es von einem Eurogamer rezensiert worden wäre.


    Anderes Beispiel: Tom Vasel hat damals Trickerion falsch gespielt: Requisiten hat er verbraucht statt sie zu behalten, wodurch das Spiel fast unspielbar wird. Er hat es dann später in einem anderen Video geradegestellt ohne das alte zu löschen, ungefähr mit den Worten: "Ich entschuldige mich dafür, ich hab dem Verlag unrecht getan. ABER: Ich mag es immer noch nicht."


    Auch ich habe damals gedacht, dass da etwas dran sein muss, wenn Tom Vasel sowas sagt, weil: Der kennt sich ja aus. Und der Trick bei den ganzen "homevideo-youtubern" ist, dass sie nicht professionell wirken und daher die Meinung nicht als Werbung, sondern als ehrliche Beratung ohne finanziellen Hintergedanken aufgefasst wird. Aus diesem Grund wiegt sie schwerer als Werbebotschaften. Das ist auch der Grund, warum bei Kickstarter-Kampagnen die Review-Videos so gut ankommen: Kickstarter wird als Werbung aufgefasst, aber... "da sagt zum Glück noch jemand ganz unbeteiligtes (:/), was er darüber denkt. Dem kann ich mehr vertrauen."


    Das Problem ist also, dass diese Meinungen aufgrund der Vorlieben, Interessen und persönlichen Eigenschaften der "Rezensenten" durchaus sehr subjektiv sein können und oft auch nicht der Wahrheit entsprechen müssen. Der ungelernte Konsument, der sich nicht mit Journalismus oder Werbung beschäftigt, sieht aber oft keinen Unterschied zwischen Fachzeitschrift A, Werbebotschaft B und nach einer Partie zusammengeklöppelter Hobby-Rezension C.


    Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein Verfechter der Presseverlage, aber man muss einfach bedenken, dass hier Dinge in einen Topf geworfen werden, die von unterschiedlicher inhaltlicher Qualität, Vorarbeit und Vorahnung sind. Jeder Mensch wird von seiner Umwelt und seinen Mitmenschen beeinflusst. Wenn der Youtube-Rezensent, dem man sonst vertraut, weil der Geschmack ein ähnlicher ist und seine Rezensionen schon oft mit der eigenen Meinung übereinstimmten, ein Spiel rezensiert, dann wird dessen verfrühte und vielleicht falsche Rezension einfluss auf den Zuschauer haben, bewusst oder unbewusst.


    Wie weit das führt und ob das über Kauf oder Nichtkauf entscheidet, muss jeder selbst wissen. Bei mir z.B. hat die Geschichte zu Trickerion dazu geführt, dass ich das Spiel erstmal habe liegen lassen und mir statt dessen Anachrony gekauft habe. Trickerion war nicht ganz vom Radar, aber ich habe erstmal auf eine Probepartie gewartet, die über ein Jahr auf sich warten ließ. Letztendlich habe ich es dennoch gekauft, aber man stelle sich mal vor, die Alternative wäre nicht Anachrony (aus demselben Verlag) gewesen, sondern ein Konkurrenzprodukt wie z.B. Terra Mystica. Und stelle man sich dann noch vor, dass es nie zu dieser Probepartie gekommen wäre. Dann hätte der Verlag durch die falsche Rezension vom Dicetower einen Kunden verloren.


    Dass diese Meinungsbildung auch fernab jeglicher Relevanz funktioniert sieht man doch schon daran, dass mittlerweile ein Silberrückengorilla im Weißen Haus sitzt. In sofern gebe ich Ben2 durchaus recht, dass ein Fazit etwas abschließendes sein sollte. Es sei denn, dass es als "Fazit nach nur einer Partie" oder "Zwischenfazit" gekennzeichnet wäre, doch man darf nicht vergessen, dass weder alle Rezensenten auf dem Stand sind, dass sie den Unterschied oder die Auswirkungen verstehen, noch die Konsumenten.