Im Endeffekt bin ich für den Kauf verantwortlich und sehe auch nicht die Verantwortung für die Anschaffung bei einem Youtuber X oder Y, sondern bei mir
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Genau das. Youtuber/Blogger/Journalisten sind nicht für das eigene Kaufverhalten verantwortlich. Das vergessen nur viele. Sie bieten (egal ob bezahlt oder unbezahlt) eine Information an. Was man inhaltlich damit anfängt, ist Bier des Nutzers.
Wenn Stiftung Warentest zum 100. Mal Hundefutter testet und Frolic oder das billigste Edeka-Hundefutter auf Platz 1 hochjubelt, dann weiß ich eben, dass Stiftung Warentest a) keine Ahnung von Hundefutter hat, b) die falschen Parameter für ihre Testergebnisse verwendet und c) ich dieser Quelle (zumindest für Hundefutter) nicht vertrauen kann. Und das, obwohl ich sogar für diese "Leistung" Geld bezahlt habe. Doof das, aber isso
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Ich verstehe für mich immer nicht, warum Rezensenten eine so hohe Verantwortung zugetragen wird. Vielleicht überschätze ich die Menschheit ja doch, aber ich will einfach nicht glauben, dass sich 1000 Menschen jetzt Spiel X nicht kaufen, weil Rezensent Y in einem klar definierten Ersteindruck sagt, dass ihm das Spiel nicht gefallen hat. Wenn mich das Spiel interessiert, informiere ich mich weiter, lese Rezension Z noch, versuche es irgendwo anzuspielen, lese mir die Anleitung durch etc., da gibt es noch viele Möglichkeiten. Und die kann jeder Mensch nutzen, in meinen Augen ist es nicht das Problem des Rezensenten, wenn die Menschen diese Optionen für sich nicht nutzen.
Ja, in einer perfekten Welt würde ich euch recht geben! Die Erfahrung aus 2.000 Jahren Menschheitsgeschichte zeigt aber, dass es leider anders läuft. Aus demselben Grund gibt es auch genügend Spacken, die rechts wählen. Ja, der meiste Scheiß steht zwar ausschließlich in der Bild und es wäre ein leichtes, sich mal ne Süddeutsche zu kaufen um echten Journalismus zu bekommen, aber das wissen diese Konsumenten nicht. Dementsprechend hast Du, Ideenlos natürlich recht, dass man sich andere Rezensionen anschauen könnte, aber die Frage ist, ob es jeder Konsument auch macht oder ob er sie überhaupt kennt.
Wir reden hier grundsätzlich über die eigene Filterblase, die die meisten nichtmal kennen. Oder anders ausgedrückt über Wahrnehmung. Da steckt es im Wort schon drin: Ich nehme etwas für wahr, es ist für mich die Wahrheit. Das ist extrem subjektiv, aber leider realistisch.
Frei nach Spiderman: "Aus großer Reichweite folgt große Verantwortung" oder so ähnlich. Was ich damit sagen möchte: Blogs, Vlogs, Podcasts, etc. tragen zur Meinungsbildung bei und davon kann sich niemand, auch nicht der Konsument, freisprechen. Das ist einfach das Grundprinzip von Werbung.
Sicherlich ist jede Beziehung eines jeden Konsumenten zu den unterschiedlichen Quellen eine andere bzw. etwas anders, manche sind differenzierter als andere. Dennoch trägt es alles zur Meinungsbildung bei und das erfolgt meist unterbewusst.
Als Beispiel: Niemand hier wird sich alle Brettspiel-Youtuber reinziehen, weil es schlicht und einfach zeitlich kaum möglich sein sollte. Auch sind sie vom Stil her sehr unterschiedlich. Es sprach schon Bände, wie ein
@Boardgamedigger die Massen hier spaltete. (u.a.) dieser machte ja eine recht überschwengliche Rezension zu z.B. Kingdom Death: Monster. Seine Zielgruppe bzw. Gefolgschaft nimmt das Spiel also aus seiner Richtung ganz anders wahr als wenn es von einem Eurogamer rezensiert worden wäre.
Anderes Beispiel: Tom Vasel hat damals Trickerion falsch gespielt: Requisiten hat er verbraucht statt sie zu behalten, wodurch das Spiel fast unspielbar wird. Er hat es dann später in einem anderen Video geradegestellt ohne das alte zu löschen, ungefähr mit den Worten: "Ich entschuldige mich dafür, ich hab dem Verlag unrecht getan. ABER: Ich mag es immer noch nicht."
Auch ich habe damals gedacht, dass da etwas dran sein muss, wenn Tom Vasel sowas sagt, weil: Der kennt sich ja aus. Und der Trick bei den ganzen "homevideo-youtubern" ist, dass sie nicht professionell wirken und daher die Meinung nicht als Werbung, sondern als ehrliche Beratung ohne finanziellen Hintergedanken aufgefasst wird. Aus diesem Grund wiegt sie schwerer als Werbebotschaften. Das ist auch der Grund, warum bei Kickstarter-Kampagnen die Review-Videos so gut ankommen: Kickstarter wird als Werbung aufgefasst, aber... "da sagt zum Glück noch jemand ganz unbeteiligtes (), was er darüber denkt. Dem kann ich mehr vertrauen."
Das Problem ist also, dass diese Meinungen aufgrund der Vorlieben, Interessen und persönlichen Eigenschaften der "Rezensenten" durchaus sehr subjektiv sein können und oft auch nicht der Wahrheit entsprechen müssen. Der ungelernte Konsument, der sich nicht mit Journalismus oder Werbung beschäftigt, sieht aber oft keinen Unterschied zwischen Fachzeitschrift A, Werbebotschaft B und nach einer Partie zusammengeklöppelter Hobby-Rezension C.
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein Verfechter der Presseverlage, aber man muss einfach bedenken, dass hier Dinge in einen Topf geworfen werden, die von unterschiedlicher inhaltlicher Qualität, Vorarbeit und Vorahnung sind. Jeder Mensch wird von seiner Umwelt und seinen Mitmenschen beeinflusst. Wenn der Youtube-Rezensent, dem man sonst vertraut, weil der Geschmack ein ähnlicher ist und seine Rezensionen schon oft mit der eigenen Meinung übereinstimmten, ein Spiel rezensiert, dann wird dessen verfrühte und vielleicht falsche Rezension einfluss auf den Zuschauer haben, bewusst oder unbewusst.
Wie weit das führt und ob das über Kauf oder Nichtkauf entscheidet, muss jeder selbst wissen. Bei mir z.B. hat die Geschichte zu Trickerion dazu geführt, dass ich das Spiel erstmal habe liegen lassen und mir statt dessen Anachrony gekauft habe. Trickerion war nicht ganz vom Radar, aber ich habe erstmal auf eine Probepartie gewartet, die über ein Jahr auf sich warten ließ. Letztendlich habe ich es dennoch gekauft, aber man stelle sich mal vor, die Alternative wäre nicht Anachrony (aus demselben Verlag) gewesen, sondern ein Konkurrenzprodukt wie z.B. Terra Mystica. Und stelle man sich dann noch vor, dass es nie zu dieser Probepartie gekommen wäre. Dann hätte der Verlag durch die falsche Rezension vom Dicetower einen Kunden verloren.
Dass diese Meinungsbildung auch fernab jeglicher Relevanz funktioniert sieht man doch schon daran, dass mittlerweile ein Silberrückengorilla im Weißen Haus sitzt. In sofern gebe ich Ben2 durchaus recht, dass ein Fazit etwas abschließendes sein sollte. Es sei denn, dass es als "Fazit nach nur einer Partie" oder "Zwischenfazit" gekennzeichnet wäre, doch man darf nicht vergessen, dass weder alle Rezensenten auf dem Stand sind, dass sie den Unterschied oder die Auswirkungen verstehen, noch die Konsumenten.