Beiträge von logicman im Thema „31.12.2018-06.01.2019“


    Vier Tage auf der rhein-ruhr-Con in Mülheim vom 2. – 5. Januar gaben etwas Freiraum für ein paar größere Spiele. Ich war mal so frei, dass als eigenen Thread zu posten.

    Die Con wurde von den „Pöppelhoppers“ veranstaltet, einer wohl überwiegend aus Mülheim/Ruhr stammenden, jedenfalls NRW-basierten Spieletruppe mit einer recht ansehnlichen Spielesammlung. Teilgenommen haben meiner Wahrnehmung nach täglich ca. 50-60 Leute, gespielt wurde mit sehr großer Bandbreite, ich sah auf den Tischen fast immer irgendwo ein Terraforming Mars, diverse Rosenberg-Spiele wie Caverna, Agricola, ferner Nippon, Gaia Projekt, Star Wars Rebellion, fast jeden Tag ein Card Driven Spiel („Here I Stand“ oder Napoeonic Wars) sowie diverse Familienspiele und diverse 18xx Runden (die sehen für mich alle gleich aus :=P). Und es gab jeden Tag einen größeren Tisch, an dem von morgens bis abends nur ein Spiel gespielt wurde. Und da war ich dann dabei:


    Erster Tag: #MedievoUniversalis von giochix zu 10 Spielern:


    Opulent ausgestattetes Mittelalterspiel (mit einem Barbarenmechanismus, der eher an die Völkerwanderung erinnert), das letztes Jahr als Projekt (ich glaube, bei Spieleschmiede) erschienen ist. Wir hatten das Handicap, dass alle 10 Spieler das Spiel zum ersten Mal spielten, davon hatten zwei die Regeln vorher gelesen und mussten es den anderen acht erklären.

    Der Mechanismus erinnert z.T. an Serenissima (Handelsgüter füllen nach und nach die Handelsplätze, die dadurch aufgewertet werden), die Einheiten und die Ausstattung an Fief 1429 sowie ein Siegpunktesystem, dass Handel, Diplomatie und Militär nicht ungeschickt verquickt. Das Kampfsystem ist durchaus ungewöhnlich, man kombiniert drei Würfel (W4/W6/W8) und muss geschickt zwischen Verlustminimierung (kleinster Würfelwert) und Kampfwert-Optimierung (größter Einzelwert, max. 8 oder das Produkt aller gleichen Würfelwerte, max. 64) abwägen. Wenn man intelligent gemachte Ameritrash-Spiele mag (hier eher Italo-Trash im besten Sinne ;) und die unvermeidliche Downtime zu Diplomatie oder auch Kaffeenachschub nutzt, ist man hier richtig. Leider kamen wir trotz ca. 8h + 1h Regelerklärung nur bis zu Turn 5, so dass das Spiel eher als Lernspiel einzustufen war, ich warte nun gespannt auf einen privat organisierten Termin zur Wiederholung.

    Der Kaufpreis des Spiels ist absurd hoch (Ausstattung!), das Spiel ewig lang mit hoher Downtime, das Spieldesign ein wenig 80er mäßig, aber doch interessant modernisiert.

    Fazit: eine Kreuzung aus Serenissima, Axis&Allies und Twilight Imperium im Mittelalter-Setup. Ich gebe mal 7 von 10.


    Zweiter Tag: #MegaCivilization:

    Gespielt wurde zu 11 Mitspielern auf der Ostkarte, davon vier Anfänger, daher mit dem Basic-Track. Geplant war, um 10 Uhr zu starten, wg. Erklärungen und Aufbau wurde es doch fast Mittag, ehe wir richtig loslegen konnten. Gegen 20:30 erklärten dann leider zwei Neulinge, dass sie aufbrechen mussten, daher wurde die Runde (etwa Turn 10, wenn ich mich recht erinnere) noch zu Ende gespielt, aber das war dann doch recht abrupt für die Spieler, die sich noch Siegchancen ausrechneten. Für mich ein Platz 4 von 11, hätte mir aber vom Endspiel noch mehr erhofft.


    Das Spiel ist jedenfalls eine großartige Modernisierung des klassischen Civilization, die Handelsphase sehr spannungsreich und dynamisch und die klar spielentscheidende Phase. Das kann man auch bei Neulingen nicht oft genug klarmachen. Es gab einzelne Spieler, die bei jeder Verhandlungsrunde über jeden Handelsvorschlag noch dreimal nachdenken wollten. Diese wundern sich dann jeweils nach der Verhandlung, dass sie auf x Katastrophen sitzenbleiben und kein Set komplettiert haben.

    Die Minor Calamities treffen z.T. durchaus heftig, da man sich gegen deren Auswirkungen nicht schützen kann, ich denke, es ist wichtig, die wegzuhandeln. Trotz des vorzeitigen Endes war es wieder ein großartiges Erlebnis und ich freue mich schon auf die nächste Con damit.


    P.S. schade eigentlich, dass MegaCiv keine Plastikminiaturen für Städte und Bevölkerung einsetzt, ich wäre da ein potentieller Kunde für eine Kickstarter-Edition J

    #Nusfjord:

    Als Absacker nach MegaCiv zu viert, für mich das erste Mal. Relativ leichtgängiges und rund wirkendes Rosenberg-Spiel. Für Vielspieler und Rosenberg-Liebhaber leichte Kost für zwischendurch, für Gelegenheitsspieler aber vermutlich doch ein wenig zu komplex. Muss man aber mal versuchen.


    Dritter Tag: #TwilightImperium3rdEdition mit der Fanvariante #ShatteredAscension


    Die Fan-Variante von TI3, praktisch ein Redesign mit komplett neuen Karten, geänderten Technologien und Rassen. Während die offizielle Neuauflage mit TI4 eher die Ecken und Kanten herausgeschliffen hat (was durchaus gut gelungen ist, soweit ich das nach bisher einem Spiel TI4 beurteilen kann), hat sich die bereits deutlich länger existierende Fanvariante von TI3 vorgenommen, die Kanten drinzulassen, aber insgesamt mehr Ausgewogenheit hineinzubringen und insbesondere das Politikspiel deutlich zu verbessern. Kernänderung bei der Politik ist, dass immer vorab jeder Spieler eine Agenda plaziert und davon jeweils mehrere in der Assembly-Phase zur Abstimmung stehen – und zwar gleichzeitig, so dass man seine Stimmen splitten muss. Dadurch kommt deutlich mehr Dynamik in die Politik. Die extrem asymmetrische Karte tut ihr übriges, um die übliche Aufteilung in Segmente zu verhindern.


    Einer der Mitspieler hatte sich den Aufwand gemacht, das gesamte neue Material auszudrucken und vorzubereiten. Wir spielten zu siebt auf einer vorgefertigten Karte „The Prophecy“ samt Bietverfahren für die Startpositionen. Auch hier war das Spielende durch die Zeit bedingt, die vorher alternativ vereinbarte Zeitspanne war deutlich vor der vereinbarten Siegpunkteanzahl abgelaufen. Insgesamt aber eine spannungsreiche Partie mit vielen überraschenden, auch lustigen Wendungen (immer wieder schön, wenn der Holy Planet of Ixth gewählt wird, meine persönliche Lieblingskarte).

    Insgesamt ein sehr gelungenes Spiel, ein tolles Erlebnis und gerne wieder.


    Vierter Tag: #ClashofCultures mit dem Civilization Expansion:


    Clash of Cultures gehört zu meinen persönlichen Favoriten. Bisher kannte ich nur die Basisversion und konnte diesmal erstmalig mit der Erweiterung Civilizations spielen. Vier Völker konkurrieren auf einer nach und nach erkundeten, variablen Karte bauen Siedler und Truppen, gründen Städte, erkunden die Gebiete um sich herum und entwickeln Technologien, wobei man sich auf unterschiedlichen Feldern wie Wissenschaft, Religion, Militär, Seefahrt oder Handel weiterentwickeln kann. Durch die im Expansion vorhandenen völkerspezifischen Eigenschaften von Technologien, Anführern und Spezialfähigkeiten ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen und Konstellationen, die das schon in der Grundversion sehr spannende Spiel deutlich facettenreicher machen. Leider scheint diese Erweiterung kaum verfügbar (ich hoffe da mal auf den Unknowns-Marktplatz oder Bekannte in Amerika), damit ich das Erlebnis auch außerhalb der Con wiederholen kann.

    Auch dieses Spiel (es war wohl mein Fluch auf dieser Con) mussten wir dann leider vor der Zeit beenden, da ein Mitspieler seinen Zug erreichen musste.


    Fazit:

    Für mich vier großartige Tage mit lauter Mega-Spielen, die man eigentlich auch nur auf solchen Cons spielen kann. Nicht ein einziges davon habe ich zu Ende spielen können, dennoch war es ein großartiges Erlebnis und ich hab für nächstes Jahr wieder gebucht J