Beiträge von Ben2 im Thema „Unzureichende Qualitätskontrollen“

    Reden wir hier noch über den Verlag Pegasus? Ich meine der war im Ausgangspost der Ursprung zum Spiel Spirit Island.

    Ben2  darkpact  Peer  Thygra und alle anderen: was würde so pi mal Daumen ein weiteres Lektorat für Spirit Island an zusätzlicher Zeit kosten. 40 Stunden ? 80?

    Ich nicht ... ich rede generell. Dennoch zu deiner Frage: Aus meiner Sicht, musst du fragen, WAS soll ZUSÄTZLICH lektoriert werden? Bevor das zu offensichtlich scheint:

    - WAS? Auf was möchtest du den Fokus: inhaltliche Fehler oder Flüchtigkeitsfehler?
    Flüchtligkeitsfehler - also hauptsächlich Rechtschreibung, Komma, Buchstabe oder Wort zu viel oder zu wenig - ist das A und das O. Daran habe ich auch immer wieder zu knabbern, weil es nötige Strukturen verlangt. Bei Pegasus war das damals kein Problem - meine Kollegen habe alle alles Gegengelesen. Bei Portal musste ich erst fähige Freunde und Willige finden. Gegen Bezahlung oder eben auch gegen Nennung in der Anleitung und einem Belegexemplar. Hier haben es Kleinverlage nicht leicht. Weil ihnen intern schlicht die Manpower fehlt. Dabei ist das - wie gesagt, das A und das O. Ich selbst leide immer wieder darunter. Ich arbeite so lange und intensiv inhaltlich an einem Spiel, dass ich in den Texten Betriebsblind werde. Ich sehe keine Fehler mehr. Da muss der Verlag mit Personal ausgleichen. Wie gut er das macht, sagt dann am Ende auch, ob das nur ein Herzblutverlag ist, oder ab man bei den großen Jungs mitspielen kann - so sehe ich das zumindest. Denn das benötigt hauptsächlich eins: Strukturen.

    Inhaltliche Fehler - So hier wirds schwierig. Das liegt bei einer Loka erstmal in der Hand des Redakteurs. Meiner Meinung nach ist in den Abläufen eines Verlags - das mag amateurhaft klingen - keine Möglichkeit vorhanden, dass mehr als der betreuende Redakteur das Spiel so inhaltlich kennt, dass ein anderer diese Fehler sehen kann. Hier wirds also schwierig. Nimm aktuelle Beispiele: Detective, Dawn of the Zeds, Cry Havoc - jetzt gerade, da kenne nur ich das Spiel in seiner Fülle. Und anders wird es im Kern kaum laufen. Hier ist dann nicht mehr Fleißarbeit gefragt sondern schlicht Erfahrung. Ich habe mir in den letzten Jahren Abläufe aufgebaut (auch kodifiziert und in Diagrammen notiert - die ich etwa auch an Portal weitergegeben habe, um da die Qualität zu erhöhen) die dafür sorgen sollen, dass keine inhaltlichen Fehler durchflutschen. Da kann dir im Normalfall kein anderer helfen - passiert dir da doch ein Fehler musst du an den Abläufen arbeiten. Das ist redaktionelle Handarbeit, redaktionelles Know-How. Je besser der Redakteur, desto besser das Spiel. Aber ich stelle mich jetzt nicht hin und sage ich bin perfekt. In den meisten Fällen passieren mir zwar keine inhaltlichen Fehler - aber bei Unterhändler ist mir zum Beispiel auf einer Karte auch was durchgerutscht. Darf nicht passieren. Die Fülle an Text hat damit eher weniger zu tun (finde ich), weil die Abläufe immer gleich sein sollten. Die Menge erhöht nur die Zeit. Bei richtig großen Spielen versuche ich dennoch auf eine zweite Person zuzugreifen, die das Spiel ebenso aus dem FF kennt. Bei Robinson ist das Dumon gewesen. Bei Dawn of the Zeds ist das jetzt Lines. Bei Detective war es tatsächlich meine Frau ... bei Cry Havoc habe ich Blindtests mit deutschem Material gemacht - weil die Interaktionen anspruchsvoll waren und die Texte sitzen mussten. Dementsprechend ist dann auch das Ergebnis. Aber auch hier gilt übrigens die Betriebsblindheit - du findest inhaltliche Fehler aber einfacher, wenn die Abläufe stimmen. Etablierte Verlage profitieren hier natürlich, sie haben "Tried and true"-Abläufe, die sich bewährt haben.


    - ZUSÄTZLICH? Was heisst für dich jetzt zusätzlich? In den internen Abläufen war das ja alles jetzt schon drin. Zusätzlich - im Sinne von: kann nicht schaden, habe ich nur Rechtschreibung auf dem Plan. Und das liegt eben daran, dass man dafür das Spiel nicht kennen muss.


    Und da sind wir jetzt bei deiner Frage zur Zeit: Generell würde ich für ein volles Lektorat eines solchen Spiels vermutlich 10h veranschlagen pro Durchlauf. Vielleicht 15h. Als Vergleich ich brauche momentan für ein Lektorat einer der Anleitungen von DotZ etwa 9h - etwas mehr als 1 Arbeitstag. Für den Erstdurchlauf nach der Übersetzung habe ich über 5 Arbeitstage benötigt. Um mal Kontext zu schaffen.

    @HDScurox


    Nochmal zum Mitschreiben, von Fans war keine Rede. Und deine wer Hilfe braucht um was zu tun, soll es lassen Rhetorik kann ich nicht nachvollziehen.

    Und deine: "wer einen verlag macht, verlangt geld, lässt aber die arbeit gratis von fans machen" kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Kann jeder hinz und kunz also einen verlag aufmachen, geld verdienen, und die anspruchsvolle lektoratsarbeit gratis crowdsourcen? So ein unfassbarer Schwachsinn. Da muss man erst mal drauf kommen. Und wie @HDScurox schon sagt, wer will dann mich noch bezahlen - wenn mans auch gratis bekommt? Das gibt es jetzt schon zur Genüge, dass Redakteurstätigkeit nicht geschätzt wird. Da wird man mal plötzlich entweder zum einfachen "Übersetzer" degradiert (und das kann ja jeder) oder man ist ja nur "Regelschreiber" und kann sonst nichts. Alles schon gehört.