Beiträge von ravn im Thema „ Tainted Grail: The Fall of Avalon (Awaken Realms)“

    Letztes Wochenende die Chance gehabt, das Spiel bei einem Brettspielkumpel kennenzulernen. Er ist mittendrin in seiner Kampagne, hat aber das Spiel mit den zwei noch unbenutzten Charakteren neu gestartet und wir haben zu zweit bis zur Erfüllung der allerersten Aufgabe gespielt - siehe Spoiler. Auch deshalb, weil er in seiner Kampagne an einer Stelle war, bei der eine Menge neue Regeln dazu gekommen wären, die man zusätzlich zu den Grundregeln verstehen muss. Wäre also kein guter Zeitpunkt für eine entspannte Kennenlernpartie gewesen.

    Bis dahin hatten wir diverse Kurzabenteuer in dem Abenteuerbuch und auch ein paar Kämpfe. Zudem haben wir vom Ausgangspunkt aus neue Ortskarten entdeckt und erforscht. In Summe waren das dann so rund drei Stunden Spielzeit. Ein guter ersten Einblick ins Spiel.


    Hat mir Spass gemacht und erinnerte mich vom Spielgefühl, auch wenn die Mechanismen ganz anders sind, ein wenig an 7th Continent. Ich erforsche eine mir unbekannte Welt, erlebe Abenteuer, verbessere meinen Charakter, muss für Nahrung sorgen und in taktischen Kämpfen bestehen.


    Durch das Abenteuerbuch wurde die Spielwelt für mich intensiver erlebbar. Ein 7th Continent beschränkt sich da auf kurze Kartentexte, bei Tainted Grail wurde mir mehr erzählerische Tiefe geboten. Zwar setzt Tainted Grail auf Schlüsselworte, die im Abenteuerbuch abgefragt werden, aber die waren für mich so kryptisch, dass ich mir dadurch nichts gespoilert habe. Teilweise entstanden dadurch Einmal-Abenteuer, deren anderen Optionen für mich durch meine Entscheidungen vorab blockiert waren. Finde ich absolut ok, kann mir allerdings vorstellen, dass es für Alles-Wissen-Müsser hier schwierig werden könnte, die eigene Neugier zu kontrollieren und eben nicht doch trotzdem nachzulesen. Muss aber jeder für sich entscheiden, ob einem so etwas gefällt.


    Das Kampfsystem mit den Kombo-Möglichkeiten von Kampfaktionen ist einfach wie elegant, wenn auch in der Praxis für mich schwierig gewesen, dabei im Kampf zu bestehen. Wenn die Handkarten so gar nicht passen wollen, ist das dann halt so. Einmal musste ich weglaufen vor einem übermächtigen Gegner und einmal konnte ich mit Mühe und Not eine Hundehorde vertreiben. Ich hatte mich stärker eingeschätzt, aber das waren eben alles keine "1st Fight" Gegner.


    Da ich mit der 7th Continent Erweiterung noch nicht angefangen habe, werde ich persönlich Tainted Grail als Eigenkauf auslassen. Auch weil ich da ein Spiel sehe, dass ich gerne bevozugt solo spielen würde - maximal in ausreichend entspannter Zweierrunde. Eben um mein eigenes Spieltempo zu finden, weil Tainted Grail viel Raum bietet, um Spielzeit darin zu versenken und da möchte ich ungern Kompromisse eingehen oder mich hetzen lassen. In Summe erscheint mir ein 7th Continent sowieso besser für mich geeignet, da ich bevorzugt einen einzigen Charakter spiele und eben kein ganzes Team oder auch nur zwei Charaktere managen möchte.

    Ok, dann übernehmen die Spieler selbst die typischen Teilaufgaben eines Spielleiters, die Spielwelt zu erschaffen (nach Vorlage und/oder aus eigener Vorstellung). Also eher ein freies Rollenspiel untereinander. Stelle ich mir spannend vor, in passender Runde.


    Nur von "Rollenspiel im Brettspiel" ist das wirklich weit entfernt. Klar könnte ein Tainted Grail an einer bestimmten Stelle im Spielverlauf vorgeben: "Improvisiert als Spieler eine Kneipenszene, bei der Euch ein Fremder einen mysteriösen Auftrag unterbreitet. Die Details liegen bei Euch." Nur wird es dann schwierig für das Brettspiel werden, da wieder sinnvoll anzuknüpfen. Könnte in einem Workerplacement ebenso interessant sein, die Aktionen untereinander auszuspielen. Agricola zum Beispiel: "Oh je, ich muss dringend in dieser sengenden Hitze meine Felder bestellen, dabei würde ich doch so viel lieber meine Füsse in den Fischteich halten und entspannt angeln. Und, wie läuft es mit Deinen Nachwuchsplänen, knick-knack? Obwohl, ohne Platz in der Hütte .., Wird wohl wieder Zeit für einen Anbau."

    Pen & Paper Systeme, die eher auf taktische Monsterkämpfe setzen und das eingebettet in ein festes Storykonstrukt mit sehr begrenzten Möglichkeiten für die Spieler, könnten halbwegs funktionieren. Das ist aber nicht das, was ich persönlich unter Rollenspiel verstehe mit Fokus auf Story und Charaktere.


    Oder wie soll ein Buch oder eine einfache KI darauf reagieren, wenn ich als blinder Passagier eines Segelschiffes die Außenfenster der Kapitänskajüte mit überreifen Tomaten beschmiere, um meinem Ziel näherzukommen? Auf so etwas kann nur ein guter Spielleiter aus Fleisch und Blut reagieren und die Story weiter vorantreiben.

    Ich zumindest kenne kein Brettspiel das als Ersatz für einen richtig guten Spielleiter eines Rollenspiels wäre.

    Ich auch nicht. Hatte lange Zeit gehofft, dass es eventuell irgendwann mal ein solches Rollen-Brettspiel geben wird. Aber das war bisher alles nur eine Annäherung oder ein Bruchteil des Ganzen. Inzwischen habe ich mich damit angefunden, dass wirkliches Rollenspielerlebnis mit Fokus auf Story und Charaktere nur im Pen & Paper und nur mit einem richtig guten Spielleiter und die passende Spielrunde möglich ist. Alles andere sind nur Ersatzdrogen.


    Kann ja auch nicht funktionieren. Eben weil ein guter Spielleiter intuitiv in der Situation neue Möglichkeiten erfinden kann im Dialog mit den Spielern und das kann eben kein Brettspiel oder Videospiel leisten.

    Zunächst zu den Reviews, die hier nicht mehr ernstgenommen werden

    Typisches Beispiel von einem "verfälschenden Wahrnehmungsfilter". Ich habe von einer begrenzten Relevanz und netten Zeitvertreib geschrieben. Später in Bezug auf meine Aussage wurde von Zeitverschwendung geschrieben. Aktuell sind wir zusammenfassend bei "nicht mehr ernst genommen" angekommen. Das mag alles für den Einzelnen stimmen, kann ich persönlich für mich aber nicht unterschreiben. Somit ist die verallgemeinernde Aussage "die hier" schlicht falsch, weil so hat das keiner geschrieben, auch wenn oxymoron20 es für sich so wahrnimmt.


    Einzelmeinungen sind Einzelmeinungen und nicht mehr. Meine ebenso.

    Also ich kenne jemanden aus dem wirklichen Leben, dem gefällt das Spiel. Nicht so ein Video-Mann ausm Internet, sondern vom direkten gegenübersitzen und zeigen-sagen-anschauen-zuhören, da er es selbst spielt. Was glaubt Ihr, welcher Meinung ich persönlich mehr vertraue?


    Bringt Euch leider keine Spur weiter. :tongue2:


    Ich erlaube Internet-Meinungen inzwischen mich nur noch darüber informieren, dass es da was neues gibt. Mehr Relevanz von übernommenen fremden Meinungen führt nur immer tiefer in die Filterblase. Denn ob das für mich persönlich wirklich was taugt, kann dann nur die eigene Spielpartie zeigen. Oder eben das persönliche Gespräch - miteinander im direkten Austausch. Um den verfälschenden Wahrnehmungsfilter möglichst gering zu halten. Alles davor ist nettes theoretisches Palaver zum Zeitvertreib - für mich.