Beiträge von Mandara im Thema „Kickstarter - Kampagne für Artipia Games“

    Wäre zu schön, wenn die Einführung der Kartenzahlung die Probleme derart einfach aus der Welt schaffen könnte.


    Mal meine Erfahrungen:

    Ich bin selber als Händlerin ebenfalls auf Hobby-Messen unterwegs, nicht im Spielbereich, aber ich schätze vom Umsatz her vergleichbar. Wir bieten seit mehreren Jahren auch Kartenzahlung an über iZettle. Nichtmal 1% Gebühren für EC-Karten, das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür kein Bargeld mit mir rumschleppen muss. Aber: trotz Schilder, dass wir Kartenzahlung anbieten und freundlicher Nachfrage an der Kasse WOLLEN die meisten Kunden lieber mit ihrem Bargeld zahlen. Die haben sich ein Budget zusammen gespart und mitgenommen. Das wird dann auf der Messe auf den Kopf gehauen. Kartenzahlung ist ihnen zu unübersichtlich, weil sie dann nicht mehr wissen, was sie alles schon ausgegeben haben. Es zahlen von 100 Käufern durchschnittlich 12 mit Karte. Oder zielführender ausgedrückt (es geht ja um das Geld) ein Sechstel des Umsatzes nehmen wir über Kartenzahlung ein, den Rest, also 5/6 bar. Das gibt immer noch einen ganz schön großen Haufen Bargeld. Gut, mein Zielpublikum ist zu 99% aus Deutschland, und somit ist es vielleicht auch ein "deutsches" Phänomen, in Essen würden die Zahlen vermutlich mehr Richtung Kartenzahlung ausfallen. Aber selbst bei 50% Kartenzahlung gäbe es immer noch die anderen 50%, die als Bargeld da bleiben. Und 50% Verdienstausfall tun ganz schön weh. Auch "nur" 10% tun weh. Man darf nicht vergessen, Messen sind für Aussteller ganz schön teuer, selbst als inländischer Aussteller. Meine Hauptmesse ist 5 Tage lang. Für 24 m² Stand, Transporter, Messemöbel, Hotel, Verpflegung, für 3 Personen habe ich 5000€ Ausgaben. Und da ist die Arbeitszeit noch nicht eingerechnet!


    Ach ja, und man darf nicht vergessen, dass man immer auf eine gute Internetverbindung angewiesen ist. Und die ist nicht in allen Hallen gegeben. Ich stand auch mal ziemlich hektisch an der Kasse, weil jede Kartenzahlung eine geschlagene Minute gedauert hat, bis sie freigegeben wurde, da die Internetverbindung so mies war. Das stellt euch mal bei den Schlangen in Essen vor...


    Wir haben selber mittlerweile über diverse Sicherheitsmaßnahmen dafür gesorgt, dass zumindest ein Großteil der Einnahmen geschützt ist. Aber das war auch erst, nachdem wir fast selber beklaut worden wären. Der Dieb hat nur die Tasche mit den Essensvorräten erwischt, aber die Tasche mit dem Geld war direkt daneben... Wenn man selber ein ehrlicher Mensch ist, hat man keine Vorstellung von den Mitteln und Wegen (und Absichten!) der unehrlichen Mitmenschen, soweit hab ich damals einfach nicht gedacht. Mittlerweile bin ich da eher paranoid, aber wie die aktuellen Beispiele aus Essen zeigen, anscheinend mit Recht. Deswegen finde ich die vielen konkreten Berichte auch sehr gut als Aufklärung, mit welchen Mitteln und Wegen die Diebe an ihr Ziel kommen. Am Besten sollten diese so viel wie möglich unter allen Ausstellern verbreitet werden, so kann jeder für sich die beste Lösung dagegen planen. Ob Kartenzahlung oder Safe oder Geldkurier (hab ich übrigens mal angefragt: die sind endlos teuer UND man muss einen geschlossenen Raum für die Übergabe anbieten können. Nee, die Toilette ginge nicht :lachwein:)