Beiträge von Sir Bobo im Thema „SPIEL 2018: Euer ganz persönliches Fazit?“

    Auch auch wenn man sich für ein Smartphone entschieden hat muss man nicht auch jede App akzeptieren.

    *Achtung - Ironie*


    Im Gegensatz zu diesen jungen Hippstern ahnen wir doch schon, wie es am Ende aussehen könnte....


    App-Installation:


    * Bitte geben Sie Ihren Namen, Geburtsdatum, Adresse, Familienmitglieder, Lieblingsfarbe, Kontonummer, Schuhgröße etc. ein [Pflichtfelder]

    * Bitte stimmen Sie den Zugriff der App auf folgende Daten zu: Telefonverbindungen, Addressbuch, Verbindungsdaten, Kamera, Mikrofon, biometrische Sicherheitsdaten etc. [zwingend]

    * Diese App enthält kostenpflichtige Inhalte. Wenn Sie keinen automatischen In-App-Kauf wünschen, drücken Sie bitte im Untermenü "Information-Sonstiges-Details-Version-Optionen-Daten-Kauf" den Knopf "Ja, ich will wirklich auf dieses supertolle und lebenswichtige Feature verzichten und nehme dabei mutwillig in Kauf, dass mein Handy explodieren und die Welt unwiderruflichen Schaden erleiden könnte" 25mal.


    App-Features:


    * Real Time Tracking der Bewegungen auf der Messe mit hilfreichen Push-Nachrichten von jedem Stand, an dem man vorbeikommt

    * Automatisches Abbuchen der anfallenden Kosten für Toilettenbesuche, Nutzung von Sitzgelegenheiten oder Frischluftatmen

    * Analyse aller verfügbaren Daten inkl. BGG-Listen der Freunde im Addressbuch zur Unterbreitung von hilfreichen Kaufangeboten mit sagenhaften Early Bird-Nachlässen bei einem Kauf innerhalb von 10 Sekunden nach Posting der Information

    * User-Rating durch Messung der Begeisterung in der Stimme am Messestand ("Hype-O-Meter Feature") im Verhältnis zur Höhe der dortigen Finanztransaktion und der gemessenen Körperbelastung durch zusätzliches Transportgewicht


    Quality Land lässt grüßen ;)

    Ich arbeite im Gegensatz zu anderen Teilnehmern meines Spieletreffs, die dort mehrere Tage verbringen und sich einfach ein paar Spiele vor Ort ansehen (oder auch nicht, da kein Platz frei), bereits seit Jahren mit einem gut organisierten "Powerday" auf der Messe. Ich habe alle Spiele in Kaufen oder Kaufpotential sortiert, mögliche Promos oder sonstige, interessante Themen identifiziert und einen Laufplan auf Hallenbasis erstellt - dies wird dann ohne Trödeln oder Hinsetzen abgearbeitet, nur unterbrochen durch Tütentransport zum Auto oder kleinen Exkursen zu Sponanvisiten eines ungeplanten Stands.


    2018 war mein Essen-Freitag auf dieser Basis "gefühlt" nicht voller als letztes Jahr mit Ausnahme der Gallerie, die sich langsam in ein Nadelöhr verwandelt. Entsprechend konnte ich mein Programm (ca. 60 Punkte) von 10 bis 17 Uhr durcharbeiten und hatte dann noch Zeit, insb. Hallen 4 und 5 etwas mehr zu genießen. Die Anzahl der Bollerwagen, Sackkarren und Monsterrucksäcke hat anscheinend im Verhältnis etwas abgenommen, dafür steigt für mich aber die Anzahl von langsamen Besuchern im Kriechtempo inkl. "verstopfungsgefährdete" Gruppenstops an Wegkreuzungen und in der zweiten Reihe (oder liegt es an der schwindenden Toleranz im Alter?).


    Es gab eigentlich schon immer v.a. durch Mundpropaganda gehypte Spiele insb. kleinerer Verlage, die recht schnell ausverkauft waren. Etwas erstaunlich halte ich es, wenn auch größere Verlage wie Pegasus oder NSKN (O-Ton vor der Messe: "Wir brauchen keine Vorbestellungen und haben genug Exemplare für alle...") bei einzelnen Artikeln bereits am ersten Tag ausverkauft sind. Hier zeigt sich, wie schwer es ist, Internet-Hypes und die ausgelöste Kaufkraft auf der Messe verlagsseitig einzuschätzen und logistisch zu bewältigen. Dabei scheint auch immer mehr "Last Minute"-Produktion inkl. teurem Einfliegen von Exemplaren riskiert zu werden. Bei den Spielen fällt dies durch Lösungsmittelgeruch, zusammengeklebte Holzteile (Lack konnte nicht trocknen), fehlende Endkorrekturen der Anleitungen (noch nicht befüllte Platzhalter, falsche Inhaltsbezeichnungen etc.) und andere Kleinigkeiten auf, auch wenn der allgemeine Produktionsstandard natürlich von Jahr zu Jahr steigt.


    Schließlich ist es als "Vielkäufer" auch spürbar, dass die Durchschnittspreise sehr deutlich angestiegen sind. Dies mag einerseits mit der gestiegenen Produktionsqualität zusammenhängen, andererseits spürt man aber auch die Marktmacht von Asmodee & Co. auf den Einzelhandel, die Kaufkraft des internationalen Publikums und am Ende auch der Kostendruck der Verlage (Messestand, Einfliegen der Exemplare, Sponsoring etc.). Zusätzlich sind Promos immer stärker mit Käufen oder Zusatzkosten verbunden und man findet nur noch selten so nette Aktionen wie die kleine Schnitzeljagd nach Römern für die Forum Trajanum-Promo. Dies zwingt praktisch ein begrenztes Budget, sich mehr auf Qualität zu fokussieren.


    Last, but not least... die Spiele selbst: Ich halte 2018 für keinen schlechten Jahrgang und gerade Eurogamer bekommen mit Underwater Cities, Newton, Teotihuacan, Coimbra, Gugong etc. einige gute Neuheiten geboten. Auch dieses Jahr gibt es spannende Exoten zum Entdecken, wie z.B. A Pleasant Journey to Neko, Cupcake Empire, Smartphone Inc., etc. Es mag sein, dass es auf den ersten Blick noch kein atomarer Riesenknaller in Sicht ist, aber ich fühle mich mit den Ergebnissen dieser Messe bestens unterhalten - was will ich mehr?