Beiträge von MetalPirate im Thema „29.10.-04.11.2018“

    #Root

    Zu dritt fühlte sich das in unserer Partie sehr nach Königsmacher an. Bzw. wer am meisten in Ruhe gelassen wird macht das unweigerlich das rennen.

    Ich kam auch nach etwas Nachdenken zu dem Ergebnis, dass man Root nicht primär durch eigene spielerische Leistungen gewinnt, sondern durch den fehlenden Widerstand der Gegner. Weil sich das nur in reinen Kenner-Runden ändert, ich diese aber nicht für mich als realistisch ansehe, habe ich das Spiel wieder verkauft. Zumal nach mehrmonatigem Nicht-Spielen sich wieder ein Dummer Freiwilliger finden muss, der einen Abend lang wie sämtliche Regeln vorbereitet. Neee, schöne Idee, aber da kommt dann in der Praxis doch lieber etwas anderes auf den Tisch.

    Braz : Danke für die schnelle Antwort. Also im Schnitt 1h/Spieler. Das ist so ungefähr das, was ich nach dem Regellesen so erwartet (bzw. befürchtet) habe. Oben hast du geschrieben: "Vladimirs bestes Spiel, 9/10". Warum verträgt es die lange Spielzeit trotzdem? Eine besondere Entwicklung während der Spieldauer bzw. irgendeinen thematischen Spannungsbogen sehe ich eigentlich nicht. Man macht doch die gesamte Spielzeit über mehr oder weniger das Gleiche, oder?

    Braz : Kannst du etwas zur Spielzeit bei #UnderwaterCities sagen? Ich habe es mir vor allem deshalb nicht gekauft, weil ich befürchtete, dass es mit 10 (!) Runden und je bis zu 6 (Karten+Brett-) Aktionen pro Spieler pro Runde, d.h. insgesamt locker 200+ Aktionen im 4er-Spiel, leicht eine Spielzeit erreichen könnte, die es nicht verträgt.


    Im Übrigen, allgemein an die Runde: ich bewundere euch, wie viele eurer Neuheiten ihr schon gespielt habt. Bei mir bisher 2 (von 5) Essen-Neuheiten-Käufen/Abholungen: #Teotihuacan und #Gugong. (EDIT: #CarpeDiem und #Coimbra sind auch schon gespielt, aber das waren Online-Käufe.)

    Zurück vom Spieletreff. #Teotihuacan als 4er. Alles Erstspieler, ich als Erklärer, wobei ein anderer es auch mitgebracht hatte und wohl auch hätte erklären können. Puh. Die Birne ist matschig, das verdiente Bierchen schmeckt jetzt besonders lecker. Das Spiel fordert einen so richtig, und zwar auf der vollen Bandbreite, strategisch wie taktisch, und dazwischen auf der mittelfristigen Planungsebene gleich auch noch, denn wirklich gute Züge, etwa mit mehreren hochwertigen Workern auf einem Feld, wollen klug vorbereitet werden. Das wird zur Herausforderung in einem Umfeld, das ständiger Veränderung durch Mitspieleraktionen unterworfen ist, weil die Mitspieleraktionen die Kosten von quasi ALLEM mitbestimmen. Mein Kopf raucht immer noch.


    Teotihuacan ist ein Euro-Spiel der höchsten Komplexitätsklasse. Das ist die Lisboa / Madeira / GaiaProject Gewichtsklasse, deutlich über, beispielsweise, Lorenzo und Konsorten. Auch heftiger als Tzolk'in, was ja in gewisser Weise ein natürlicher Bezugspunkt wäre. Und sowas strategisch komplett Eindimensionales wie Anachrony wischt Theotihuacan ohnehin mit dem mesoamerikanischen Lappen vom Boden auf.


    Ich habe beim Spielen auf Sachen gesetzt, die dicke Punkte bringen. Ein paar Wege ignorieren und auf ein paar Wege dafür voll setzen -- grundsätzlich nie verkehrt in solcherlei Spielen. Gerade wenn man als Erklärer eh nicht 100% Aufmerksamkeit für das eigene Spiel hat. :) Wobei sich das alles teils auch einfach so ergeben hat. Ich wollte bewusst etwas anderes machen als die Mitspieler. Also am Anfang ganz viel "worship" und unter Verzicht auf Worker-Upgrades beim set collection Element mit den Masken mitgespielt. Das waren in der letzten Eclipse-Wertung 28 Punkte (alle sieben Masken) und auch vorher schon ordentlich Punkte. Außerdem die Endwertung mit Punkten pro Worker freigeschaltet und damit in der Schlusswertung durch 3x9 + 1x4 = 31 Siegpunkte noch vom dritten Platz auf den ersten Platz (167 Punkte gesamt) gekommen. Im ganzen Spiel nur 1x "ascension" (Wiedergeburt eines Workers) von mir, und das diente zum Anwerben vom vierten Worker. Aber ich halte das nicht für "overpowered". Wenn ein Mitspieler z.B. bei der "avenue of the dead" genauso konsequent seine Punkte maximiert hätte, hätte vermutlich er gewonnen.


    Aber das hört sich schon wieder viel zu geplant an. Das war's eigentlich nicht. Das Spiel ist nicht voll planbar. Es ist zwar "low luck" Kategorie, aber das bisschen Zufall über neu ins Spiel kommende Plättchen und Pyramidenteile hat schon spürbare Auswirkungen, gerade für "Maskensammler", und die (komplett indirekte!) Mitspielerinteraktion ist jederzeit enorm hoch. Während des Spiels muss man ein paar Runden überblicken und, wenn es sich anbietet, auch mal seine Planung umschmeißen und spontan auf ein anderes Pferd setzen. So ergab sich mal die Möglichkeit, einen Haufen Ressourcen zu bekommen, also macht man es, und drei Runden später sind die Ressourcen für Siegpunkte verbraten, nächste Ausrichtung bitte. Man muss bei diesem Spiel die Balance halten zwischen "immer flexibel bleiben" und "drei Runden am Stück mal konsequent einen Plan verfolgen". So viele spannenden strategischen und taktischen Entscheidungen hatte ich jedenfalls schon lange nicht mehr in einem Spiel. Man muss Wege wählen, gehen, verlassen, und das jeweils zum passenden Zeitpunkt.


    Ersteindruck 8,5 mit Chancen nach oben. Und ich muss meine Meinung korrigieren, dass alles von NSKN verzichtbarer Schrott wäre. Aber bei so einen Spiel mache ich das gerne.