Beiträge von Bierbart im Thema „29.10.-04.11.2018“

    Wenn ihr es langatmig spielt liegt das an euch und nicht am Spiel. weggehen damit jemand was einzeichnet hm klingt sehr komisch muss ich aber erstmal heute lesen ob das so zu den Regeln gehört.

    Wie? Wenn Treasure Island sich langatmig spielt, dann liegt das... an uns? Nix da. :) Dieses Spiel hat die Redaktion vermurkst:

    • Spielregel ist lückenhaft.
    • Zirkel ist eine klassische Fehlkonstruktion.
    • Spielplan ist auf zumindest einer Seite praktisch unlesbar.
    • Informationsübertragung klappt nicht richtig, weil keiner bei der großen Karte an Hilfsgeraden zur Ausrichtung vom Kompass gedacht hat, oder an ein Raster, mit dem man kritische Abstände einfach hätte ablesen können, anstatt sie immer wieder nachmessen zu müssen. Es hat schon seinen guten Grund, warum man in Wargames so gerne Hexfelder benutzt. Die sind unter solchen Umständen nämlich ausgesprochen sinnvoll. ;)

    Was das Weggehen vom Tisch betrifft: Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass das in der Spielanleitung steht. Aber es ging halt nicht anders. Sollen wir alle am Tisch bleiben und zusehen, wie John Silver den Abstand von Spielfigur XY zum Versteck seinen Schatzes ausmisst? Geht ja nicht.


    #TreasureIsland

    Allerheiligen, Spieletreff schon ab 13 Uhr, also doch hinausgetraut in die von Essen-Neuheiten invasierte Brettspielszene -- aber nur darum, weil im Vorfeld Arkham Horror ausgemacht. Zuerst fünf Stunden lang Arkham Horror gespielt mit Ziege und Dunwich. Souverän den Großen Alten Spacken in seine Schranken gewiesen, Terrorlevel bei 0. Dunwich zwar kaum benutzt, aber die neuen Charaktere sind der Hammer. Sogar mit John Rambo, nur dass der nicht so heißt. Immer noch ein super Spiel.


    Aaaaber egal, egal, egal, darauf wollte ich nicht hinaus! Denn natürlich kam es noch so, wie es kommen musste: Eine Neuheit musste auf den Tisch. Und um die geht's in diesem Beitrag. Lasst es euch gesagt sein: Treasure Island ist Murks! Die Idee ist cool, aber die Umsetzung ist so schlecht, dass das Spiel an der Grenze der Nichtspielbarkeit ist. Finger weg!


    Um welches Spiel genau geht's? Um das hier: Treasure Island | Board Game | BoardGameGeek. Zusammengefasst. Deduktionsspiel in der Art von Scotland Yard (ganz grob!), nur kompetitiv, und wir suchen nicht Mister X persönlich, sondern seinen Schatz, den er irgendwo verbuddelt hat. Mister X aka Long John Silver gibt Hinweise, die sind mal wahr und mal unwahr, beispielsweise "Der Schatz ist südlich der grünen Spielfigur", oder "nicht im Nordwesten von Rot", oder "innerhalb von 4 Meilen Radius um Rot oder Blau". Dann kann man nach Lust und Laune auf dem abwischbaren Spielplan herum malen, also zum Beispiel mit Hilfe des mitgelieferten Zirkels einen Radius von 4 Meilen (nach Maßstab, versteht sich) um die rote und die blaue Spielfigur,


    So weit, so gut, aber jetzt ist diese schöne Zeit der lieben Worte auch schon wieder vorbei.


    Die Probleme beginnen schon beim Setup. Das Spielbrett hat zwei Seiten. Eine ist grellbunt, die andere nicht. So, welche Seite müssen wir zu fünft benutzen? Keine Ahnung. Macht es einen Unterschied? Keine Ahnung. Irgendwann entschieden, dass die Karteninformationen identisch sind und die Unterschiede insofern eher geschmacklicher Art sein müssten. Die bunte sieht spannender aus, also die bunte Karte benutzt.


    Dann die Frage: Wo startet eigentlich grün? Startpunkt ist nicht auffindbar! Und wo verdammte Hacke ist die grüne Figur? ... ahhh, vorbildlich getarnt in diesem Tohuwabohu aus Farben versteckt sich ein grünes X, und die grüne Figur steht schon auf den Spielbrett! Aber man sieht sie nicht, wenn man nicht weiß, wo sie steht! Ohne Witz. Also wirklich ohne Witz.


    Überhaupt: Die Karte würde ich besser nicht unter Einfluss von Halluzinogenen betrachten, das könnte Psychosen auslösen. Aber es wird ja noch viel schlimmer: Es gibt Wege, Hütten, Gefängnisse, Wald, Feld, Anlegestellen, Burgen, Pyramide... aber die sollen nur schmücken (und vielleicht soll das alles auch die Übertragung von Information der Karte auf die kleinen Karten hinter den Sichtschirmen erleichtern, aber zu dem speziellen Thema gleich mehr). Jedenfalls: Eigentlich gibt's da gar keine Wege! Auch kein Wasser, auch keinen Wald... das ist alles total egal (außer die Berge, die sind nicht egal). Betrachtet man die Karte genauer, so sieht man noch jede Menge gestrichelter Linien (sehr schwer zu entdecken), deren Sinn erschließt sich auch nicht sofort. Naja. Immerhin gibt's Himmelsrichtungen.


    Sagte ich, es würde noch schlimmer? Ja, wird es. Der Zirkel funktioniert nicht. Die Schenkel werden oben von einer Schraube zusammengehalten, bloß nicht richtig. Wir haben sogar einen Schraubenzieher aufgetrieben und das Ding festgezogen -- hilft alles nichts! Alte Schraube raus, neue rein, Flügelmutter drauf? Das würde wahrscheinlich helfen. Aber so, wie das Ding aus der Kiste kommt, ist es schlicht und einfach nicht zu gebrauchen. Auch kein Witz und nicht übertrieben.


    Noch schlimmer: Eine der Hauptschwierigkeiten ist weiteren Verlauf die Übertragung von Informationen von der klein dimensionierten Planungskarte hinter dem Sichtschirm auf die große Karte in der Tischmitte und umgekehrt. Das geht schon so in etwa, aber eben leider nur so in etwa. Übertrage mal eine Information von einer Karte von 10*10 cm auf vielleicht 50*50 cm. Natürlich kommt es da zu Ungenauigkeiten. Ist vollkommen unvermeidlich. Nur: In diesem Spiel entscheiden im Ernstfall Millimeter. Und diese Karte hat zwar vier Himmelsrichtung, aber keine Gitterlinien oder sonst irgendwelche klar skalierbaren Orientierungs- bzw. Entscheidungshilfen. Völliges Unding.


    Und die Frage gleich vorweggenommen, die ich mir recht bald stellte: Die Lösung für die meisten Probleme der Handhabung des Spiels ist einfach und offensichtlich. Warum kam keiner in dem Verlag auf die Idee, über diesen Spielplan eine Hexfeldmatrix zu legen?


    Im Endeffekt hatten wir ein ziemlich langatmiges Spiel, mussten immer wieder von Tisch, damit einer alleine in Ruhe die Karte abmessen und Informationen übertragen konnte, gute drei Stunden für ein Spiel, das angeblich noch nicht einmal eine dauern soll. Ätzend. Und dabei habe ich die einzelnen Regelfragen noch gar nicht erwähnt, die sich mit dem Regelheft nicht beantworten lassen.


    So, und noch eine letzte Sache stört mich: Das aufgesetzte Schatzinsel-Thema! Was hat das ganze mit Robert Louis Stevensons Abenteuerbuch zu tun? GAR NICHTS. Außer, dass der Schatzverstecker "Long John Silver" heißt und einer der Piraten (sic!) "Jim Hawkins". Ich habe dieses Buch als Kind geliebt (und den Fernsehmehrteiler und das Hörspiel!) und nehme es den Machern darum persönlich übel, dass sie das Thema so lieblos behandelten.


    Danke, Ende.


    TLDR: Treasure Island taugt nichts.


    #TreaureIsland