Beiträge von Sir Bobo im Thema „Coimbra-Strategien“

    Wir hatten gestern eine Vier-Player-Partie hinter uns gebracht, bei der der Spieler mit Siegpunktleistenstrategie (grüne Karten, Leistenboni, passende Siegpunktkarten) und minimalen Reiseaktivitäten haushoch mit ca. 40 Punkten Vorsprung gewonnen hat, während sich ein Mitspieler und ich um die violetten Karten bzw. dem Reisefokus geprügelt und uns daher gegenseitig ausgebremst haben. Die vorhandenen Klostervorteile sind hier sicherlich auch entscheidend und definieren die Effektivität der Reisestrategie, aber im Kern ist es bei einem derartigen Spiel mit vielen alternativen Siegpunkteoptionen entscheidend, ob Du Strategien mit Synergieeffekten durchziehen kannst oder eben nicht.

    Diese taktische Abhängigkeit von anderen Spielern bei sehr limitierten Aktionen (12) ist auch ein Aspekt dieses Spiels, der mich trotz des sicherlich guten Designs noch nicht ganz überzeugt hat. Ich wurde aufgrund meines direkten Konkurrenten, der mir einige Karten vor der Nase weggekauft hat, praktisch in Runde 2 und 3 "gezwungen", auf Set Collection und Geldleiste zu gehen bzw. zweimal sogar den Trostpreis zu nehmen, da ich mir mangels Ressourcen und schlechter Platzierung keine Karte mehr kaufen konnte. Selbst bei ausreichender Vorplanung und und Nehmen eines hohen Würfels für eine Karte sind die beiden weiteren Karten bzw. der Burgvorteil in einem 4-Player-Spiel kaum noch vorab planbar. Ich war praktisch das halbe Spiel nicht in der Lage, eine an die Startkarten angelehnte Strategie umzusetzen und wurde damit konfrontiert, dass eine für mich entscheidende Karte vor meiner Nase weggekauft wurde. Es besteht dann vor allem die Gefahr einer kleinen "Abwärtsspirale", denn wenn man etwa keine Löwensymbole bekommt, landet man in der Folgerunde wieder hinten und wenn man es auf bestimmte ad hoc Ressourcen abgesehen hat, bleibt man ggf. plötzlich weit unter dem erwarteten Einkommen zurück und kauft nur noch Karten von der Resterampe in der Hoffnung, noch in eine andere Richtung gehen zu können. Ich habe mehrfach erleben dürfen, dass in einer zunächst leeren Leiste mit 3 von 4 brauchbaren Karten alle (!) Mitspieler den letzten Würfel vor den eigenen Würfel gesetzt haben und man genau mit der einen Schrott- bzw. nicht bezahlbaren Karte endete - dies ist nicht mehr wirklich absehbar.

    Diese taktischen Abhängigkeiten können einen Planer nicht nur frustrieren, sondern führen bei ähnlichen Strategien von zwei Spielern zu einem "lachenden Dritten", dem man dann evtl. noch mit Nadelstichen kritische Karten wegschnappt, sich aber damit nur noch weiter selbst gegenüber dem Konkurrenten schwächt. Man kann natürlich diese harte Konkurrenz auch mögen, aber es erscheint schon fast härter als in Lorenzo, wo es wenigstens ein paar kleine Restriktionen (z.B. nur eine Figur pro Turm) gibt und man etwas besser steuern kann, ob man Startspieler werden möchte, um dann einen kritischen Platz für sich zu sichern.