Ich gebe da immer gerne mein persönliches Negativ-Trauma zum Besten:
Partie Small world (5 Spieler): Bei mir lief es nicht so gut. Ich habe in jeder Runde die wenigsten Punkte bekommen. Irgendwann hatte ich endlich mal einen einzigen guten Zug, wo ich mal vernünftig Punkte bekommen habe. Ich bin ziemlich sicher, dass ich zu dem Zeitpunkt trotzdem noch einer der zwei Schlechtesten war. Ein Mitspieler schaffte es, alle anderen davon zu überzeugen, dass ich total gut darstehe und führend bin. Prompt habe ich in der nächsten beiden Runden nur Haue bekommen - ich wurde mit Abstand letzter in der Partie.
Ich habe wenig Probleme damit, wenn ich zum Ziel werde, weil ich der Führende bin*. Aber wenn ich zum Ziel werde, weil jemand meint ich sei führend, obwohl das nicht stimmt, dann finde ich das ziemlich zum kotzen. Und wenn durch solche Mechanismen plötzlich jedes Euro-Spiel zum Verhandlungsspiel wird, bei dem es nur darauf ankommt, den Mitspielern glaubhaft zu verklickern, dass man selber schlecht darsteht und jemand anderes viel besser, dann bin ich raus.
Ich kannte auch mal eine Gruppe, bei der solche Spiele ewig gedauert haben, da bei jeder Punktevergabe alle Mitspieler im Kopf den aktuellen Punktestand aktualisiert haben, was dann schon mal ein paar Sekündchen dauert, da man bei der Gelegenheit direkt die Punktestände der anderen Mitspieler rekapituliert und sich etwas Zeit nimmt, damit der Wert auch hängen bleibt. (Das einzige Spiel, wo das gut ging war Euphrat und Tigris, da man da bei jedem Spieler 4 Werte nachhalten muss und das dann doch die meisten überfordert hat.)
Das hängt natürlich etwas von dem Grad ab, wie stark Mitspieler dich ausbremsen können ohne selber darunter zu leiden. Extrem ist natürlich so etwas wie Munchkin, wo der erste Spieler, der kurz vor dem Sieg steht fast nie gewinnt, da alle anderen Spieler alle Karten raushauen um ihn zu bremsen und dann der Zweite oder Dritte gewinnt, weil die Mitspeieler dann kaum noch Ärgerarten haben.