Ernst Juergen Ridder : Meiner Meinung nach siehst du das ein bisschen zu fundamentalistisch. Ich glaube, dir sagt der Stil von Thomas Spitzer einfach mehr zu als der Stil von Stefan Feld. Das ist völlig legitim, aber das dann so stark am "Thema" festzumachen und Stefan Feld die Fähigkeit zum Erstellen "thematischer" Spiele abzusprechen, finde ich etwas unfair. Da geht's für mich eher um unterschiedliche Stile, und wenn Thomas Spitzer nicht nur drei Spiele rund um den Kohlebergbau seiner Heimatregion gemacht hätte, sondern so wie Stefan Feld mehr als zwei Dutzend Spiele bei den unterschiedlichsten Verlagen über die unterschiedlichsten Themen, dann hätte er vermutlich auch Probleme, immer noch so viel Herzblut spürbar in den Spielen drin zu haben. Die frühen Spiele von Feld waren sicher auch eher Herzblutspiele. Die Sachen sind auch aus heutiger Sicht ja auch eher untypisch für ihn, etwa Revolte in Rom, was als konfliktreiches 2er-Spiel heute überhaupt nicht mehr zur Marke "Stefan Feld" passen würde.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich schätze die Spiele von Stefan Feld genauso wie die von Thomas Spitzer und möchte hier kein "wer ist besser?"-Gegeneinander konstruieren. Beide haben ihren Ansatz, beide sind gute Autoren, und die Unterschiede kommen mindestens genauso durch Verlag und Zielpublikum wie durch den Designansatz bzw Designgegensatz Thema <-> Mechanik. Außerdem bin ich der Meinung, dass jedes wirklich gute Spiele in beiden Bereichen mindestens ein "ordentlich" braucht. So komplett themenlos, wie manchmal getan wird, sind die guten mechaniklastigen (Euro-)Spiele gar nicht, und umgekehrt haben die wirklich guten "thematischen" Spiele auch immer mechanisch etwas drauf. Wenn eine Seite stark dominiert, übersieht man halt leicht, was auf der anderen Seite gut ist.
BTW: Jüngst war in einem Interview von Feld zu hören, dass Forum Trajanum beim Prototyp in der Olmeken-Kultur angesiedelt war. Hätte ich klasse gefunden: mal eine mesoamerikanische Kultur außerhalb der üblichen Inka/Maya/Azteken-Sachen. Der Verlag hat's in die römische Welt gesteckt. Nun ja. Ich habe jetzt schon einige Male gehört und gelesen, dass der Autor im Prinzip in erster Linie die Mechanik an den Verlag verkauft und der Verlag das Thema aus allerlei Gründen auch komplett umkrempeln kann und das auch oft tut. Völlig okay, der Verlag trägt das finanzielle Risiko. Thema (im gewissen Rahmen) tauschen geht meistens problemlos, und ja, ich meine, das wäre auch bei der Kohletrilogie gegangen. Die funktioniert nicht nur im Ruhrpott. Sonst könnte z.B. die Neuauflage von Ruhrschifffahrt bei Capstone Games nicht einen alternativen Plan mit dem Ohio River haben.