Beiträge von ravn im Thema „ Barrage“

    Gestern aufm Hippodice-Sommerfest zufällig eine Partie Barrage am Nachbartisch gesehen. Im optischen Ersteindruck, so ausladend aufgebaut, sah das ziemlich gut aus, wenn auch etwas düster und in der Farbpalette eher auf braun-grau-schwarz beschränkt. Einige Holzteile sind wirklich arg klein und die Wassertropfen schlicht ein Witz, zumal die wie ein Fremdkörper wirken. Die Räder sahen ok aus, waren aber auch alle verbogen und funktionierten nach Spieleraussagen, mit gutem Willen dennoch ausreichend gut, wenn man die beim Drehen etwas niederdrückt, Der aufgebockte Spielplan sah für mich eher provisorisch aus, weil diese weiße Stützkonstruktion nicht zum Rest passte.


    In Summe sah das für mich nicht wirklich nach Deluxe aus. Sondern eher bemüht, sich irgendwie abzuheben. Ob es trotz der durchschnittlichen bis mangelhaften Optik in einigen Details spielerisch was taugt? Keine Ahnung.

    Die einen können es und die anderen nicht. Zieht man als Konsument seine Konsequenzen, dann bereinigt sich der Markt von selbst. Blöd nur für die, die an die Kickstarter Versprechen von Cranio geglaubt haben. Ganz übles Krisenmanagement, weil Fehler machen kann jeder. Aber deren Reaktionen ... :weia:

    Naja, ich höre da jetzt schon zum zweiten Mal unterschwellig Kritik an Kickstarter im Allgemeinen durch. Das kann man hier ja durchaus so sehen, aber die betroffenen Komponenten werden jetzt ja offenbar nachgeliefert und man hat in der Kürze der Zeit eine Alternative aus dem Hut gezaubert. Es ist also bei Weitem nicht alles schlecht. Erstmal abwarten, wie das Echo zum Gameplay wird. Und mit Kickstarter haben Spiele, die mit Ungeduld erwartet werden und nachher diese Erwartungen nicht erfüllen auch wenig zu tun, dass können Verlage im Normalvertrieb auch verbocken. Die meisten Backer sind von Kickstarter halt auch in gewisser Weise verwöhnt, weil in der Regel gerade im Bereich Komponenten Anzahl / Qualität besonders viel abgeliefert wird, und die Erwartungen bei KS Projekten dahingehend extrem hoch sind.

    Kickstarter ist eine tolle Plattform, um u.a. Spiele zu realiseren, die ansonsten nie das Licht der Welt erblickt hätten. Das ist die positive Seite, die ich an Kickstarter im Brettspielbereich sehe.


    Aber Kickstarter wird auch oftmals bewusst dazu genutzt, um Unterstützern anhand von Versprechen einzusammeln, ohne dass jemand der Unterstützer die reele Chance hatte, das Endprodukt als Prototyp oder Handmuster vorab probezuspielen. Da muss man sich dann auf vom Initiator beauftragte Videoblogger vertrauen. Und zum Unterstützen wird gerne mit Rabatten und exklusive Inhalte animiert. Wer also nicht mitmacht, der kann nachher nur eine verteuerte Version mit weniger Inhalt regulär kaufen. Oder zahlt noch mehr auf dem Gebrauchtmarkt.


    Ich habe in letzter Zeit leider einiges an Spielemurks miterleben müssen, bei denen die Initiatoren schlicht überfordert waren oder zu blauäugig und das Endprodukt nicht den Versprechen gerecht wurde - Uboot und Mountaineers als zwei Beispiele angeführt. Da ist mir ein Chip Theory Games wesentlich angenehmer, weil es alle spielrelevanten Inhalte deren Kickstarterkamapgnen auch nachher in deren Shop zu kaufen gibt. Im Zweifel kann ich also abwarten und dann aufgrund echter Rezensionen entscheiden, ob das Endprodukt meinen persönlichen Erwartungen entspricht.

    Die einen können es und die anderen nicht. Zieht man als Konsument seine Konsequenzen, dann bereinigt sich der Markt von selbst. Blöd nur für die, die an die Kickstarter Versprechen von Cranio geglaubt haben. Ganz übles Krisenmanagement, weil Fehler machen kann jeder. Aber deren Reaktionen ... :weia:

    Ob Vital Lacerda nach solchen Vergleichen nochmals mit Cranio zusammenarbeiten wird? Klassisches Eigentor aus unüberlegte Überforderung mit der ganzen Situation? Nur weil jeder Brettspiele herstellen kann, kann es nicht jeder.


    Escape Plan ist seichter - im Direktvergleich mit anderen Spielen des Autors - aber dabei immer noch komplexer als das typische Eurogame, um als seicht betitelt zu werden. Modern Art von Knizia empfinde ich als angenehm seicht, aber ebenfalls nicht banal. Bei Cranio kommt dieses seicht aber negativ bei mir an und macht den CEO unsympathisch bis unbeholfen.

    LTS said that Cranio has never been shown a water drop sample by the producer. As for wheels, he stated that he just can't understand how such a minor issue lead to such a fuss on BGG as "they're only a little bended and you can fix them with your little tiny hands".
    Anyway he admitted this was a mistake, but "the factory producing them was in China, and not in Trezzano sul Naviglio"; he confirmed his intention to replace those 2 components but couldn't specify "how and when".

    Eventuell ist bei der Übersetzung ja eniges verloren gegangen, aber die Aussagen oben zeugen für mich von schlichter Unfähigkeit. Aber da ein Jeder ein Kickstarter-Brettspiel-Projekt starten kann, braucht man von Qualitätsmanagement ja auch keine Ahnung haben. Gut, dass ich hier nicht mitgemacht habe und gut, dass ich kein mangelhaftes Exemplar erhalten habe. Ansonsten könnte LTS höchstpersönlich mit seinen "litte tiny hands" die Pappen dauerhaft geradebiegen am Barrage-Messestand in Essen.


    :mauer:

    In früheren unknowns-Zeiten hatte ravn eigentlich immer diese "Preise für die beschissensten Exemplare" abgeräumt, wenn ich mich recht erinnere...

    Genau deshalb bin ich inzwischen auch sehr zurückhaltend mit Kickstarter-Spielen geworden, die ich vorab nie selbst gesehen und gespielt habe. Nicht nur, weil unklar ist, ob die abgelieferte Materialqualität meinen eigenen Ansprüchen genügt, sondern weil diese Spiele leider öfters mit arg heisser Nadel gestrickt sind.


    Wenn es Euch die Zeit und Mühe wert ist, dann kurz und direkt beim Verlag die Probleme ansprechen und um Nachbesserung bitten.


    Ansonsten kann man sich ja immer noch die Zeit nehmen und sich vor Ort in Essen am Barrage-Stand mit seinem iPad positieren und eine Diashow des Materialgrauens ablaufen lassen - als Information für uninformierte potentielle Käufer. Wir als Konsumenten haben da mehr Macht, als so manchen Verlag lieb sein könnte, der offensichtlichen Murks abliefert. :no:

    Und nun? Bessert der Verlag nach? Oder heftet Ihr das als Kixkstarter Katze im Sack Erfahrung ab und zieht Eure Konsequenzen?