Beiträge von fjaellraeven im Thema „16.07.-22.07.2018“

    Nach längerer Abstinenz im Wochenthread bin auch ich mal wieder zum Spielen gekommen und kann einen Beitrag verfassen, der jede einzelne Minute seit meinem letzten Bericht in ein Wort ummünzt...ach wem mache ich denn etwas vor, brettundpad hat mich ja schon in einem anderen Thread entlarvt. Ich bin einfach eine likegeile Cardboardbitch, die selbst bei "Klong!" nicht auf oder unter der Grasnarbe stirbt, sondern sich nur auf genau diesem Grünstrich aufhält. Die in den letzten Tagen von mir gespielten Spiele waren demnach nicht meine Lieblinge, sondern die Spiele, die in der "BGG-Hotness"-Liste ganz oben stehen. :wech:


    Trotz der vollmundigen Ankündigung kamen bei mir in den letzten drei Tagen #Azul , #EinFestfürOdin , #Ganzschönclever , #Junkart und #Exit-MordimOrientExpress auf vier verschiedene Tische. Daran erkennt man, dass meine Hemmschwelle tatsächlich nicht sehr hoch ist und ich mich in verschieden großen Gruppen, zu unterschiedlichen Tageszeiten und heute sogar im schwindenden Licht zum Spielen angebiedert habe.



    Ein Fest für Odin:

    Am Samstag bekam ich abends Männerbesuch. Es war länger her, dass wir uns Zeit füreinander genommen hatten und dementsprechend wollten wir mit #EinFestfürOdin das Vorspiel zu einer Partie "Gaia Project" einläuten. Während ich der Erfahrene war, brauchte mein unerfahrener Spielgefährte die leitende Hand eines Erklärbären, der sich schon auf verschiedenen Spielbretten versucht hatte. Diese Rolle füllte ich gerne aus und so beschlossen wir ein kleines Fest zu feiern. Auch ich war etwas eingerostet, weswegen der Anfang eher schleppend verlief und die Frequenz der Aktionen noch relativ gering war. Das sollte sich mit fortschreitender Spieldauer aber ändern.


    Bis zu diesem Abend war ich eher der zurückhaltende Typ gewesen, aber nach ein paar verpuzzelten Met setzte ich voll auf Vermehrung. Mein Gegenüber wusste gar nicht wie ihm geschah und vielleicht war er auch etwas überrumpelt, denn er flüchtete sich in Plünderfahrten. Während er seinen Heimatplan mit erbeuteten Schätzen voll puzzelte, musste ich mich von meinen geliebten Ochsen trennen und diese zu Jacken aufwerten, denn wie jeder weiß, ist ein Ochsenleben in der Wertigkeit einer Lederjacke um eine Gütestufe unterzuordnen. Ganz alleine ist, wie wir wissen, aber alles doof und daher zimmerte ich mir auch ein Schiffchen zusammen. An Plündern war nicht zu denken, da mein Mitspieler sein Pulver so gut wie jede Runde zu schnell verschoss und ich am Anschluss für mich selbst herumfuhrwerken musste. Ich versuchte es ihm nachzumachen, meine Position verhinderte jedoch, dass ich ähnlich schnell in See stechen konnte und so blieb mir nur der Blick auf sein Heck. Irgendwie schaffte ich es aber auch dies aus den Augen zu verlieren und so strandete ich in Grönland, wanderte zweimal aus und besiedelte nebenher eine weitere Insel. Am Ende gewann ich relativ deutlich, für sein erstes Spiel erzielte mein Freund aber immerhin respektable 62 Punkte.



    (Stilbruch da spät und ich einigermaßen müde)

    Ein Fest für Odin kann am Anfang etwas erschlagend wirken, da es einfach mit einer Vielzahl von Aktionen daherkommt. Von daher braucht es erstmal ein paar Runden, bis man die Möglichkeiten einigermaßen durchstiegen hat. hätten wir eine zweite Runde drangehängt, dann wäre seine Punktausbeute auch definitiv höher ausgefallen. Da ich dies wusste, packte ich das Spiel aber ganz schnell ein und ließ es gar nicht erst auf eine zweite Partie ankommen.:tongue2:



    Junk Art:

    Eigentlich sollte im Anschluss eine Partie "Gaia Project" folgen, aber da ihm der Kopf noch von unserer vorherigen Partie zu glühen schien, beließ ich es lieber dabei. Stattdessen packte ich #Junkart aus, welches ich zwei Tage zuvor von cristinus ertauscht hatte. Schon beim Auspacken des Pakets hatte ich meine helle Freude mit der Verpackung des Spiels. Ich bevorzuge Holzressourcen oder Gebäude in Spielen und so war die Entscheidung zwischen "Junk Art"-Plastik und der Holzversion gar keine wirkliche. Die Vorteile der Plastikversion liegen darin, dass sie nur knapp die Hälfte der Holzversion kostet, die Teile ein exaktes Gewicht besitzen, die immer gleiche Form und im Laufe der Zeit nicht "arbeiten". Abseits des Klangs der einstürzenden Bauten, der nachhaltigeren Materialen und gegebenenfalls der etwas anderen Haptik spricht wenig für die Holzversion.


    Für mich ist die Tatsache, dass es ein Spiel und eine Box aus Holz sind aber schon Grund genug, mich beim Transport des Spiels und Klackern der Holzteile wie Bolle zu freuen. Auf dem Tisch landete es Samstag und am Sonntag. Mitspieler waren einmal mein Freund und das andere Mal meine Freundin. Zu zweit macht das Spiel bereits viel Spaß, da das Bauen von Türmen und das Einstürzen der Türme einfach kindliche Freude hervorruft. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass "Junk Art" von größeren Spielerunden profitiert. Besonders Städte, die einen Draftmechanismus verfolgen, funktionieren zwar, entwickeln aber bei weitem nicht die Spannung, die sie in einer 4-6er Partie hätten. Trotzdem muss ich sagen, dass "Junk Art" ein Erlebnis ist.


    Im Zweipersonenspiel ist Junkart sogar taktisch, da man je nach Stadt die Teile vorgeben kann, die der Gegenüber zu verbauen hat. Es ist schon spannend genug, wenn man zusehen darf, wie der Gegenüber auf seiner Plattform ein schier unmögliches Teil unterbringen kann, geschieht dies aber auf der gemeinsamen Plattform, dann ist diese Spannung nochmals gesteigert. Während man dem nächsten Spieler in großer Runde einfach mal eine Kugel "reindrücken" kann und für 3-5 Züge fein aus dem Schneider ist, so sieht man sich im Zweipersonenspiel direkt nach dem nächsten Zug mit den Auswirkungen der eigenen Karte konfrontiert. In diesem Fall kann es so aussehen, dass eine Halbkugel meinen Gegenüber vor ernsthafte Probleme stellen könnte, mir die ausgewählte Figur bei erfolgreichem Platzieren aber selbst auf die Füße fällt, da ich nun eine nahezu ausweglose Lage nochmals verschlimmert habe.


    Das Spiel selbst ist in einer Minute erklärt, es spielt sich schnell runter und entwickelt durch die verschiedenen Stadtvorgaben und Formen einen sehr großen Reiz des "Spielenwollens". Ich freue mich schon sehr, wenn ich es demnächst mit mehreren spielen darf und für die Holzversion soll in absehbarer Zeit zudem eine Erweiterung mit neuen Städten und Formen erscheinen. Bei "Junk Art" muss die Erweiterung das Spiel nicht aufbohren. Ein paar neue Geometrien werden die Herausforderung und den Spielspaß steigern und mehr braucht es nicht bei diesem tollen Spiel. Ich bin sehr glücklich es nun in meinem Schrank zu haben und freue mich schon auf kommende Partien. Übrigens auch ein super Spiel als Türöffner fürs Brettspielen.



    Azul und Ganz schön clever:


    Erklären brauche ich diese Spiele wohl niemandem mehr. Beide kamen nach "Ein Fest für Odin" und "Junk Art" als Absacker auf den Tisch und entwickelten sich trotzdem zu einem mehr oder weniger einseitigen Wettkampf.


    Meine bisherigen Partien #Azul verliefen meistens relativ friedlich. Zwar sorgte ein Mitspieler mal dafür, dass ein anderer ein paar Steine auf seine Minuspunktleiste legen musste, aber meistens war es einfach ein Puzzeln um des Puzzelns willen. Mein Freund legte das Spiel aber so aus, wie es hier einige schon vor langer Zeit anführten: er wollte gewinnen, plante seine Züge so, dass er meine Teile wegschnappte, mir Minuspunkte verursachte und selbst auch noch Fliesen legen konnte. Diese Herangehensweise ist natürlich völlig legitim, aber ob "Azul" in dieser Variante so erfolgreich geworden wäre in meiner Familie, das wage ich zu bezweifeln.


    "Azul" bietet viele Möglichkeiten des Vorausplanens und demnach auch das Risiko von AP. Dieses Risiko sah ich in unserer Partie bestätigt und während ich ein wenig vor mich hin puzzelte, versuchte er seine Züge zu optimieren. Das führte dazu, dass ich um halb 12 Nachts noch eine Tüte Cracker holte und auf den Tisch stellte, die im Laufe einer (!) Partie noch fast leer wurde. Ich muss dazu sagen, dass ich Knabberzeug eigentlich nie esse, aber irgendwann kommt wohl immer eine Zeit, in der man die eigene Einstellung überdenken muss. Resultat dieser Partie war, dass ich selbstverständlich verlor, mich nach unzähligen Crackern kaum noch selbst im Spiegel ansehen konnte und gar nicht mal so viel Spaß an dieser Partie "Azul" hatte. Vielleicht lag es daran, dass es schon spät war, ich, wenn ich viel denken will, ein anderes Spiel auf den Tisch packe oder mich einfach nicht richtig auf diese Variante eingelassen habe. Für das was es ist dauerte es mir auf diese Weise aber definitiv zu lange und hätte so auch keine hohe Wertung bei BGG erhalten. Gerne nochmal konfrontativer, dann aber bewusst von Beginn an und mit kurzen Denkphasen.


    Aus dem Absacker #Ganzschönclever wurde ebenfalls ein Versacker. Mag auch daran gelegen haben, dass auch dies seine Erstpartie war und das Spiel einfach viel aus sechs Würfeln und einem Block zu machen weiß. Tolles Spiel mit noch besseren Kettenzügen. Hier sollte man sich auch nicht von einer längeren Erstpartie abschrecken lassen, denn die Spieldauer wird mit Kenntnis der möglichen Einsatzfelder und einem groben Überblick der Vorteile einzelner Felder deutlich kürzer. Die ultimative Strategie verfolge ich bisher nicht, den entsprechenden Thread habe ich bisher erfolgreich gemieden.


    Wenn ich jetzt schon wieder sehe wie lange ich getippt...alles besser als eine Partie Azul in selber Zeit!*)