Da zurzeit der Pledge Manager für die Erweiterungen von The Hunters AD 2114 noch gut 1,5 Monate offen ist, wollte ich herausfinden wie gut mir das Grundspiel gefällt und ob sich die Erweiterungen für mich überhaupt lohnen. Nach den ersten gespielten 20 Tagen bzw. 15 Stunden kann ich ein erstes Zwischenfazit ziehen. Ich habe solo mit zwei Charakteren gespielt.
Vorab: Vielen Dank für die ganzen Berichte und Erklärungen hier im Forum. Ich wurde sehr gut informiert und wusste genau was mich erwarten wird!
Positiv gefallen hat mir:
Die Atmosphäre der postapokalyptischen Welt kommt sehr gut rüber. Die Hintergrundgeschichte wird kurz und relevant skizziert, die Story finde ich interessant bzw. gut geschrieben und ich möchte auf jeden Fall am Ball bleiben und wissen wie es weitergeht. Dazu tragen auch die überaus gelungenen Road- bzw. Cityevents sowie die Missionen bei. Alle Texte und Storyschnipsel wirken wie aus einem Guss und bleiben durchgehend glaubwürdig und stimmungsvoll. Die überaus schick illustrierten Ortskarten tragen darüber hinaus zur Immersion bei.
Ich fühle stark mich an ein gut gemachtes Rollenspiel wie z.B. Deus Ex auf dem PC erinnert. Die Hauptquest wird zwar vorgegeben, doch ich treffe an jeder Ecke auf Nebenquests, schwarze Bretter mit Missionen, kurzweilige Encounter und kann mich nach Belieben austoben. Dazu kommt, dass die Ortskarten in einer guten Frequenz ins Spiel kommen und man nach und nach mehr von der Welt bzw. den Städten entdecken wird. Die zu treffenden moralischen Entscheidungen sind nicht immer einfach und von den Vor- bzw. Nachteilen im Vorfeld klar, sind aber zumeist spannend, abwechslungsreich und vor allem mit einigen Überraschungen garniert. Die vielen Lootmöglichkeiten runden das Spiel ab. Toll 😊
Das Aufleveln der Basis durch neue Räume bzw. deren Weiterentwicklung, das Kaufen von Blaupausen und Entwickeln derer sowie das Aufrüsten der Charaktere durch die verschiedensten Waffen, Rüstungen und Utensilien macht mir zum einen mächtig viel Spaß, da die Kohle bisher knapp bemessen ist und man sich gut überlegen muss, welche Aufrüstung man mitnehmen möchte. Zum anderen ist die Auswahl und Varianz der Gegenstände bzw. Waffen usw. hoch. Man möchte immer viel mehr entwickeln, als man eigentlich kann. Wer wollte nicht schon immer ein Bionisch unterstützten Arm haben, mit dem man ordentlich Prügel verteilen kann? Über das Aufleveln der Charaktere kann ich noch nicht so viel sagen, weil mir das bisher nur einmal passiert ist.
Neutral fand ich folgende Punkte:
Den Wiederspielreiz von Hunters AD zweifle ich derzeit stark an. Die Charaktere unterscheiden sich (bisher) noch nicht großartig voneinander, das Kampfsystem ist etwas schwach auf der Brust, die meisten Road- und City-Events werde ich nach dem einmaligen Durchspielen gesehen haben und ob mich die Story mehr als einmal bei Laune hält, bezweifle ich zumindest stark. Ich habe noch die Erweiterung „New Huntsville“, die zusätzliche Missionen, Gegner, Road- und City-Events beinhaltet. Diese wäre mMn notwendig für einen weiteren Spieldurchgang. Andererseits werde ich mit dem Erstdurchgang wohl für ca. 30 Stunden gut unterhalten werden.
Der Auf- und Abbau ist grenzwertig. Ich konnte das Spiele eine Woche auf dem Tisch stehen lassen, ansonsten wäre das ein klarer Negativpunkt. Hunters AD ist ein Brettspiel, welches man am besten die ganze Zeit aufgebaut stehen lassen sollte. Das Teil für jede Session neu auf- und abzubauen stelle ich mir extrem nervig vor.
Zwei Sachen sind mir negativ aufgefallen:
Das Kampfsystem hat bisher einige Probleme. Erstens ist es bisher taktisch nicht anspruchsvoll bzw. vor allem limitiert in den zu treffenden Entscheidungen. Gerade bei den ersten Encountern hat man aufgrund seines nicht vorhandenen Gears kaum Möglichkeiten zu agieren. Der Fokus des Spiels liegt ganz klar auf der Storyseite. Das war mir schon nach den Berichten bewusst, aber bisher gefällt mir das Kampfsystem noch weniger als gedacht, da die zu treffenden Entscheidungen relativ schnell klar sind. Zudem agieren die Gegner nach dem vorgegebenen Skript ihrer Karten. Überraschende Wendungen in Kämpfen sind demnach bisher ausgeblieben. Dazu kommt, dass die ersten von mir gewählten fünf Aktionskarten Karten maßgeblich für das Wohlergehen einer Mission sind. Mhm nicht ganz richtig. Mein erster Zug ist maßgeblich für das Wohlergehen einer Mission, da die Gegner übermächtig und zahlenmäßig überlegen sind. Um eine Chance auf einen Sieg zu haben, ist mein erster Würfelwurf entscheidend …. Uuuuund ich habe nur einen Treffer gewürfelt, die Bestie lebt weiter und ich weiß jetzt schon nach meiner ersten Runde, dass ich diesen Kampf verlieren werde.
Man kann ganz schnell in eine Abwärtsspirale geraten, da ein verlorener Kampf natürlich auch Konsequenzen nach sich zieht. Die Charaktere müssen sich heilen, einige Tage werden ohne richtige Progression vorbeiziehen, da für die Heilung Geld benötigt wird und das muss erst durch den Verkauf von Stuff eingenommen werden. Ich habe kein Loot bekommen und kann meine Basis bzw. meine Charaktere nicht aufrüsten. Theoretisch alles erklärbar und gar nicht so schlimm, wenn die Balance stimmen würde. In meinen ersten beiden (zufällig ausgewählten bzw. gezogenen Kämpfen) hatte ich absolut keine Chance, da mein erster Angriff beide Male in die Hose ging (auch dank der Würfel). Die eine Mission habe ich direkt zwei weitere Mal gespielt, um eine andere taktische Herangehensweise auszuprobieren. Das hat allerdings auch nichts genützt, die Gegner waren einfach zu stark, bzw. mein erster Würfelwurf zu schlecht. Danach habe ich deutlich mehr als 10 Spieltage nicht mehr gekämpft (Heidenangst!) und mich erst einmal aufgerüstet und siehe da, die nächsten beiden Encounter waren kein Problem. Die wären allerdings auch für meine unausgerüsteten Helden machbar gewesen. Ich habe also vier verschiedene Encounter der gleichen Schwierigkeitsstufe gespielt, die sich vom Schwierigkeitsgrad deutlich unterschieden haben. In Zusammenhang mit einem schlechten ersten Würfelwurf finde ich das ziemlich willkürlich. Da gab es ja auch hier im Forum und auch bei BGG einige kritische Stimmen, die in die gleiche Richtung gehen. Ich werde wohl jetzt immer erst kämpfen, wenn ich mir auch relativ sicher bin, dass ich gewinnen werde…
Fazit:
Insgesamt gefällt mir Hunters AD 2114 gut. Dem Spiel würde ich bisher eine 7,5 geben. Dem atmosphärisch bzw. immersiv schönen Storyspiel steht ein taktisch sich unbefriedigend anfühlender Kampf gegenüber. Da die Encounter in diesem Spiel allerdings nur eine Nebenrolle haben, ist das für mich in Ordnung. Die Erweiterungen werde ich mir – Stand jetzt – nicht holen, da mir dazu das Kampfsystem zu wenig zusagt.
Weiterspielen werde ich erst einmal (leider) auch nicht, da heute Tainted Grail (solo eingeplant) und Planet Apocalypse (wird mit der Gruppe gezockt) geliefert werden und ich erst einmal in diese Spiele eintauchen möchte. Vor dem Ende des Pledge Managers wird meine Partie von The Hunters AD 2114 sicherlich abgeschlossen werden und dann berichte ich noch einmal.