Und weil ich das alles bescheiden finde, bin ich Rassist? Warum denn eigentlich, der Mesut ist doch Deutscher? Wat kann ich denn für seine türkischen Wurzeln? Ich bin doch nur Rassist, weil ich sein Verhalten bescheiden finde und er zufällig türkische Wurzeln hat. Hätte Draxler das gemacht, wäre ich dann auch ein Rassist gewesen?
Wieso beziehst du das alles auf dich - Özil ist nicht wegen dir zurückgetreten.
Auch wenn du es bei Draxler genau in gleicher Weise wahrgenommen hättest, hätte er insgesamt niemals vergleichbare Anfeindungen erfahren.
ZitatAnscheinend funktioniert diese Propagandascheisse nicht nur in eine Richtung. Positionier dich links oder rechts, Mitte gibts nicht mehr. Entweder bist du links oder Rassist. Sobald du etwas kritisierst, was ein Ausländer macht, bist du Rassist. Geht sogar noch weiter: sobald du etwas kritisierst, was ein Deutscher macht, der ausländisch aussieht, bist du ein Rassist. Muss mal in meinen Stammbaum gucken, ob ich vllt. noch irgendwo "Wurzeln" habe.
Es kommt auf die Art der Kritik an. Du sagst ja selbst, dass er rassistisch angefeindet WURDE. Und nicht erst jetzt. Dass ein Deutscher, der ausländisch aussieht, eben nicht wie ein deutschaussehender Deutscher behandelt wird, ist ja die Quintessenz seiner Aussage. Und das kann ich dir aus erster Hand bestätigen.
Hier mal die Ansicht eines Deutsch-Türken, der ebenfalls Profi-Sportler ist. Wohlgemerkt natürlich nicht so im Fokus wie Özil. Das ganze stellt auch nicht meine Meinung dar, soll aber einfach auch mal einen Gegenpol zu der von Özil abgegebenen Erklärung darstellen.
Boxer Ünsal Arik über Özil: „Dümmere Aussage noch nicht gehört“
Dem gegenüber stehen Millionen Deutsch-Türken und weitere Deutsch-Irgendwasse, sowie viele rein Deutsche selbst, die verstehen, was Özil meint. Darüberhinaus würde ich die Aussagen dieses Kemalisten mit Vorsicht genießen und dachte mir schon, bevor ich ihn erkannt habe, wer das ist (Arik).
Nur um zu erklären, warum ich Erdogankritik, wenn man Atatürkfan ist, absurd finde: Atatürk unterscheidet sich nicht so sehr in der hier oft kritisierten "harten Hand" und in der Rigorosität, mit der er seine Politik durchgeführt hat, von Erdogan, sondern eher durch den Inhalt. Dieser Inhalt wird hier positiver gesehen, da er als "westlicher" wahrgenommen wird, daher verzeiht man auch leichter die "harte Hand", die bei anderen Politikern eher dazu führt, Diktator, Despot usw. genannt zu werden. Davon abgesehen war es bei Atatürk mit Minderheitenschutz und anderen "westlichen" Werten de facto dann doch nicht so weit her. Aber solange der Schein gewahrt wird, reicht das oft.
EDIT:
ähnlich haben sich im Übrigen auch Karim Benzema und Romelu Lukaku in der Vergangenheit geäußert.
Von Lukas Podolski, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Antonio Rüdiger oder anderen sind mir solche Aussagen nicht bekannt. Und? Was sagt uns das jetzt? Dass diejenigen besser integriert sind und wissen, dass man im Mannschaftssport immer gemeinsam gewinnt und gemeinsam verliert? Oder dass diejenigen besser wissen, dass man mit solchen Aussagen nur die kleine Minderheit der rassistischen Hetzer in ihrem Tun bestätigt?z
Zur Nachverfolgung ist das Dreifachzitat hoffentlich ok.
Jérôme "will niemand als Nachbarn haben" Boateng kennt Rassismus laut eigenen Angaben seit seiner Kindheit, Rüdiger hat über seine Erfahrung mit Rassismus den bezeichnenden Satz gesagt "für andere ist es leicht zu sagen, bleibt einfach ruhig, die verstehen nicht, wie wir uns fühlen" (etwas, was ich jetzt auch vielen Antworten auf Özil entnehme), über Podolski und Khedira habe ich mit eigenen Augen seit Jahren mehrfach gelesen "das sind eh keine Deutschen, so ein Pass ändert nix" - ja du hast recht, exakt die genannte Aussage kam von diesen vieren nicht. Muss ja auch nicht, um trotzdem eine Berechtigung zu haben. Wenn aber Weltklassespiele aus drei Nationen das sagen (nachEMPFINDEN können es sicherlich weitaus mehr) dann kann man das nicht unter den Teppich kehren, nur weil es nicht jeder sagt.
Und du hast weiterhin recht, ich finde den Satz unzureichend: Ich glaube, für viele, für die sie nach einer Niederlage "keine Deutschen" sind (oder Franzosen oder Belgier) waren sie es auch vorher nicht.
Was aber GEMEINT ist und was vielleicht als Grundhaltung rüberkommen soll, ist, unter anderem, etwas wie: Ich reiß mir den A**** auf mit dem Trikot dieser Nation und es ist HÖCHSTENS mal im Fall des Sieges eine etwas größere Akzeptanz da, als vorher.
Das finde ich schlimm genug. Und, klar ist es (hoffentlich noch lange) eine Minderheit. Das heißt nicht, dass man diese Minderheit, als Ziel ihrer Attacken, komplett ignorieren kann oder dass diese Minderheit die kompletten Exoten wären.
Für eine komödiantische Verarbeitung dieses Gefühls empfehle ich den Titel "Anthony Sabini" von Badesalz, die etwas vergleichbares damit bereits 1991 angesprochen haben