Beiträge von MetalPirate im Thema „Fussball-WM: Übersteht Deutschland die Vorrunde?“

    Das Problem ist, dass einige / viele (?) / eine wahrnehmbare Masse die angebrachte Kritik dazu nutzen, Beleidigungen und Rassismus auszuleben.

    Definitiv richtig, Rassismus gibt es, leider, und natürlich gehört Rassismus auch überall bekämpft, wo's geht, gar keine Frage.


    Ich persönlich glaube allerdings, dass man (oder hier im konkreten Falle: Mesut Özil) dem Kampf gegen den Alltagsrassismus keinen Gefallen tut, wenn man z.B. die autonome Entscheidung eines Werbepartners/Sponsors, mit einem bestimmten Spieler nicht mehr öffentlich werben zu wollen, sofort in die Nähe von Rassismus rückt. Meiner persönlichen Meinung nach bekämpft man Rassismus am besten, indem man sich auf die klaren und eindeutigen Fälle einschießt, und nicht, indem man alles Mögliche unter Rassismus-Verdacht stellt. Oder konkreter wieder zu Özil: Dem DFB und seinem Präsidenten Reinhard Grindel (von dem ich nicht viel halte) Nähe zu Rassismus zu unterstellen, ist ganz großer Mist. Da braucht's keine Andeutungen, sondern konkret benannte Taten, dann kann man darüber reden. So aber zerschlägt Özil nur unnötig Porzellan für die Integration türkischstämmiger Migranten in Deutschland, und genau das muss sich Özil nach dieser dreiteiligen Erklärung meines Erachtens vorwerfen lassen.

    Wild um sich geworfen hat er nicht, er hat diejenigen Personen / Sponsoren / whatever klar benannt und aus seiner Sicht begründet.

    Die Sponsoren hat Özil nicht klar benannt, sondern man musste sich zusammensuchen, dass er z.B. Mercedes gemeint haben dürfte. Und gerade bei den Sponsoren zeigt er meines Erachtens deutlich zu wenig Selbstkritik, denn dass die Sponsoren nicht so gerne mit jemandem werben, der einen Diktator hofiert, sollte mit etwas gesundem Menschenverstand klar sein. Es gibt auch für Profifußballer kein Grundrecht auf dauerhafte Sponsorenunterstützung. Özil darf seinen türkischen Präsidenten und dessen demokratiefeindliche Politik toll finden, aber dann muss er eben mit den Konsequenzen leben und soll dafür nicht angeblichen deutschen Rassismus verantwortlich machen.


    Bzgl. Mathäus. Nicht ganz, denn er ist immerhin der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft.

    Joah, Ehrenspielführer. Ich hatte oben überlegt, ob ich das als einzigen Anknüpfungspunkt an den DFB nennen sollte, aber es schien mir zu irrelevant. Mitglied der aktuellen WM-Delegation und Ehrentitel von Anno Dazumal sind doch zwei komplett verschiedene Welten.


    Ich würde es für richtig und notwendig halten, wenn der DFB in einem solchen Falle mal dem Herrn Matthäus signalisiert, dass er als Ehrenspielführer immer auch den DFB mitvertritt und deshalb im Umgang mit zweifelhaften Politikern etwas vorsichtig sein muss. Ganz vergleichbar ist das trotzdem nicht. Mit zwielichtigen Leuten in offizieller Funktion reden müssen, ist an sich noch nicht problematisch. Matthäus hat meines Wissens nicht Putin gehuldigt oder ihm bei einem aktuellen Wahlkampf geholfen, sondern ihm "nur" im Rahmen einer FIFA-Veranstaltung gezwungermaßen die Hände geschüttelt.

    Die Fälle Özil und Matthäus sind für mich nicht ganz vergleichbar. Zwar schon ähnlich gelagert in Sachen "zieht berechtigte öffentliche Kritik auf sich", aber nicht mehr vergleichbar, was die Rolle des DFB angeht. Matthäus wurde/wird von der FIFA oder von WM-Organisatoren als ehemaliger Weltfußballer und Kapitän der Weltmeistermannschaft 1990 eingeladen. Damit hat der DFB rein gar nichts zu tun; Matthäus als Ex-Fußballer kann tun und lassen, was er will. () Özil war dagegen Mitglied des DFB-Trosses, weil er in den 23er-Mannschaftskader berufen wurde (und vorher schon zu den Kandidaten dafür gehörte). Da hat der DFB Sanktionierungsmöglichkeiten genauso wie Fürsorgepflichten.


    Meiner Meinung nach hätte der DFB vor der WM (!) entweder eine Distanzierung einfordern müssen mit der Androhung des Rauswurfs (Motto: "Das sind nicht die Werte, die der DFB vertritt!") oder ihm ganz klar den Rücken stärken müssen nach dem Motto: "Jeder darf nach seinem persönlichen Gusto jeden x-beliebigen Staatchef gut oder schlecht finden, politische Meinungen interessieren uns nicht, wir sind Sportler, nur das zählt!"


    Beides wäre für mich gleichermaßen vertretbar gewesen. Die Bierhoff'sche Pseudo-Lösung "Problem?! Wir haben keine Problem!" kombiniert mit einem nicht öffentlichen "Liebe Pressevertreter, hört auf, darüber zu schreiben, sonst kriegt ihr keinen Zugang mehr zur Nationalmannschaft!" war jedenfalls im Nachhinein betrachtet großer Mist. Dass das Ganze so eskaliert ist, mit der Konsequenz, dass die Nationalmannschaft jetzt einen Spieler verloren hat, der in wichtigen Spielen den Unterschied ausmachen kann, und dazu der politischen Konquenz des massiven Porzellanzerschlagens in Sachen Integration von Menschen mit türkischen Wurzeln, das hat der DFB genauso sehr zu verantworten wie Mesut Özil mit seinem sehr unglücklichen Rundumschlag-Statement voller mehr oder weniger gerechtfertigter Vorwürfe. Mit Rassismus-Vorwürfen wild um sich werfen ist nämlich auch nicht besonders hilfreich für ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Kulturen.

    Der Punkt an dem sich Özil - m.M.n. berechtigt - diskriminiert fühlt ist, dass er beim gewinnen als Deutscher betrachtet wird und beim Verlieren als Migrant / Türke.

    ähnlich haben sich im Übrigen auch Karim Benzema und Romelu Lukaku in der Vergangenheit geäußert.

    Von Lukas Podolski, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Antonio Rüdiger oder anderen sind mir solche Aussagen nicht bekannt. Und? Was sagt uns das jetzt? Dass diejenigen besser integriert sind und wissen, dass man im Mannschaftssport immer gemeinsam gewinnt und gemeinsam verliert? Oder dass diejenigen besser wissen, dass man mit solchen Aussagen nur die kleine Minderheit der rassistischen Hetzer in ihrem Tun bestätigt?

    Bei einem Privattermin überreicht man keine Trikots vor bestellten Fotografen. Bei einem Privattermin entstehen keine Bilder, die anschließend für Wahlkampf- und Propagandazwecke genutzt werden. Und wenn man man eigentlich in rein privater Absicht gekommen ist und man mit diesen Fotos dann überrumpelt wurde (halte ich für möglich), dann hat man immer noch die Möglichkeit, sich anschließend davon zumindest ein Stück weit zu distanzieren. Passiert das nicht und lässt man sich so instrumentalisieren, war's eben doch nicht "rein privat".


    Genauso wenig wäre es "rein privat" gewesen, wenn sich ein Nationalspielers ohne Migrationshintergrund mit der NPD-Parteispitze bei einer Trikotübergabe mit Huldigung an den Führer hätte ablichten lassen. Als Nationalspieler, die dieses Land öffentlich vertritt, muss man gewisse Einschränkungen akzeptieren. Gemeinsame Fotos mit Leuten, die Wertvorstellungen dieses Landes mit den Füßen treten, sind dann zumindest mal problematisch. Das gilt gleichermaßen für Leute mit oder ohne Migrationshintergrund.

    Was heißt hier "grundlos eingesperrt"? Man kann ja vieles behaupten, aber doch nicht "grundlos"! Für den Möchtegernsultan gibt's doch einen Haufen Gründe, jemanden einzusperren: "engagiert sich für Amnesty International", "möchte eine freie Presse", "möchte Frieden mit den Kurden", "hat ein Manifest für freie Wissenschaft unterzeichnet", "ist Mitglied einer Konkurrenzpartei", "argumentiert gegen die türkische Invasion in Syrien", "konstruierte Nähe zur Gülen-Bewegung", "Nase gefällt mir nicht", "ist Journalist, der nicht nur Jubelmeldungen schreiben will", "hat mich mal kritisiert" -- das sind doch alles valide Gründe für den Herrn Präsidenten Erdoğan, jemanden hinter Gittern verschwinden zu lassen.

    Wenn Sponsoren abspringen, nachdem man sich mit Diktatoren ablichten lässt, dann sollte man nicht die Schuld bei anderen suchen. An diesen und anderen Stellen fehlt mir bei Özil eindeutig die Fähigkeit zur Selbstkritik. Wenn sowas dann auf die Ebene "ich werde als Immigrant türkischer Herkunft bzw. Muslim nicht akzeptiert!" gezogen wird, dann finde ich das sogar störend für die Integration von Zuwanderern, denn dass Mercedes & Co nicht unbedingt mit jemand in Verbindung gebracht werden wollen, die menschenrechtsverachtende Diktatoren hofiert, hat das mit fehlendem Willen zur Integration von Migranten rein gar nichts zu tun.


    Özil darf gerne Herrn Erdoğan toll finden, und völlig unabhängig von seinen politischen Einstellungen könnte er in einer Fußball-Nationalmannschaft spielen, aber jeder Nationalspieler muss akzeptieren, dass extremere politische Statements für ihn heikel sind. Ein deutschstämmiger Nationalspieler könnte auch nicht problemlos sich mit der NPD-Führungsspitze ablichten lassen und dann "Diskriminierung!!!" rufen, wenn Gegenwind kommt.


    Unabhängig davon hat Özil meines Erachtens mit seiner Kritik an der DFB-Führung größtenteils recht. Özil ist nicht die hellste Leuchte in der Mannschaft. Der hätte oft wohl einfach nur bessere Berater gebraucht. Aber wenn Bierhoff & Co nach dem sportlichen Misserfolg der WM in Russland ausgerechnet Özil öffentlich zum Abschuss freigeben (und nichts anderes war das Interview!), dann kann mir keiner erzählen, dass diejenigen nicht wussten, was sie taten. Was der DFB da gemacht (und nicht gemacht) hat, war in weiten Teilen schäbig.


    Dass Özil in der Nationalmannschaft aufhört, finde ich trotzdem richtig. Nach dem WM-Desaster ist ein Neuaufbau angesagt, und da braucht man dann erstmal Leute mit oder ohne Migrationshintergrund, die aus voller Überzeugung mitmachen wollen (und nicht nur dabei sind, weil es für Werbeverträge oder Titelchancen besser ist als eine Karriere in der Nationalmannschaft des Herkunftslandes). Özil gehört da offensichtlich nicht mehr mit dazu. Allerdings hätte man meiner Meinung nach für einen Neuaufbau auch personelle Änderungen bei Trainerstab und sportlicher Leitung gebraucht. Jetzt nur Özil zum Sündenbock zu machen, ist viel zu billig.

    Du hältst die Packing-Rate für eine sinnvolle Analyse?

    Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass über sowas auf breiter Front diskutiert wurde, und sowas wäre vor 10 Jahren noch komplett undenkbar gewesen.


    Rennen, kämpfen, beißen sind meiner Ansicht nach die Grundvoraussetzungen. Defensive oder offensive taktische Kniffe können noch so wohlgemeint sein, funktionieren werden sie nur mit den genannten Punkten.

    Volle Zustimmung. Ich sage ja auch, dass es bei der WM 2018 der deutschen Mannschaft an genau diesen Grundvoraussetzungen gefehlt hat. Trotzdem ist es nicht so, dass diejenigen, die die Wichtigkeit von Rennen und Kämpfen betonen, überhaupt kein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Taktik, Team Building, etc. hätten, so wie es der Zeit-Artikel unterstellt.


    Gerade wenn man Titel gewinnen will, muss man doch in allen Bereichen gut sein und darf sich keinerlei nennenswerte Schwächen erlauben. Das gilt im Vereinsfußball genauso wie für Nationalmannschaften.



    Zu Özil noch: der arme Kerl ist ein Sonderfall. Im Erfolgsfall ist das alles egal, aber wenn zu seiner manchmal phlegmatisch wirkenden (!) Spielweise noch fragliche Identifikation mit diesem Land (Hymnesingen, Erdoğan-Geschichte, Schweigen dazu) dazu kommt und dann auch noch sportlicher Misserfolg obedrauf, dann ist wenig überraschend, dass er leicht zum Prügelknaben mancher einfach gestrickter Leute wird. Die Angriffsfläche hätte er selbst verringern können. Sicher nicht auf null, aber schon deutlich geringer. In Sachen türkischer Diktator gibt dann eben: wer schweigt, stimmt zu.


    Aber das alles lenkt ein bisschen davon ab, dass hier die sportliche Führung auf breiter Front versagt hat, indem sie vor der WM klare Entscheidungen so oder so gescheut hat und nachher Özil in Form von Bierhoffs Statement kalt lächelnd zum Abschuss freigibt.

    Der Artikel wirft der Mehrheit der deutschen Fußball-Zuschauer vor, sie würden das Spiel primär mit "rennen, kämpfen, beißen" gleichsetzen

    Genau das ist doch kompletter Käse. Sonst würden nicht von Spiegel-Online bis zur ARD/ZDF-WM-Berichterstattung überall Leistung mit irgendwelchen Indices gemessen und Taktikanalysen gesendet. Spätestens seit dem WM-Gewinn 2014 kennt doch jeder, der sich wirklich für Fußball interessiert, Packing-Ratings oder ähnliches.

    Wenn der von Thygra verlinkte Text den deutschen Fußball mit "rennen, kämpfen, beißen" gleichsetzt, ist er geistig in den 80ern steckengeblieben und übersieht komplett, was seitdem passiert ist. Dass die Ausbildung der Jugend mit verpflichtenden Nachwuchsleistungszentren revolutioniert wurde, dass Vereine auch viel Know-How ohne Fußball-Stallgeruch einkaufen, dass fremdfinanzierte Nicht-Traditionsvereine wie Hoffenheim und Leipzig gut arbeiten und nicht nur wegen ihrer wettbewerbsverzerrenden Millionen erfolgreich sind, dass das Sprechen über Fußballtaktik in den Mainstream gelangt ist über Seiten wie spielverlagerung.de, dass es Taktikanalysen mittlerweile in fast allen Medien gibt, die über Fußball berichten, und vieles andere mehr.


    Aber dieser Artikel passt zur Zeit. Da sitzt der typische links-liberale Zeit-Leser rotweinschlürfend in seinem Villenviertel, so einen Proletensport wie Fußball spielt man in diesen Kreisen eh nicht, aber bei allen Sachen dieser Welt inklusive Fußball meint man natürlich, im Besitz der einen absoluten Wahrheit zu sein, die alle anderen einfach nicht verstehen wollen (dabei immer unausgesprochen: weil alle anderen zu doof sind), und wenn die blöde Realität dabei stört, wird's halt locker-flockig ausgeblendet...

    Ich habe nach dem 1:0 den Fernseher ausgeschaltet und habe lieber die Regeln von Solarius Mission gelernt. Wenn da morgen abend die Stunde Regelerklärung wegfällt, bin ich schneller vom Spielen wieder zuhause (ich werde der einzige sein, der es noch nie gespielt hat).


    Bei dieser WM gab es auch schon ein paar richtig schöne Spiele, aber der Anteil der Spiele, wo man sich sagt: "warum tue ich mir das eigentlich an?!", hmmm, dieser Anteil steigt beständig. Hinten reinstellen und per Standardsituation gewinnen. Das ist legitim und ich kann auch voll und ganz anerkennen, was England und andere da für einen Aufwand mit Einstudieren von Laufwegen, Blocken und Freisperren treiben, aber das ist nicht die Art von Fußball, wo man sich als Zuschauer gut unterhalten fühlt. Da lese ich dann lieber Spielregeln. :)

    [EDIT wegen Seitenumbruch: Es ging um Werbebanden mit Anzeigen, auf denen vermeintlich Autos fahren.]

    Mich hat das ziemlich irritiert, die Augen gleiten immer etwas ab.

    Klar. Es sind auch immer seitliche Bewegungen. Der Mensch ist evolutionär darauf getrimmt, da sofort drauf zu reagieren. Könnte ja ein Löwe oder Tiger sein, der da durchs Gebüsch läuft. Und natürlich wissen die Werbefritzen auch, dass der Mensch so tickt.

    Das wusste ich schon vor 6 Tagen, dass das passieren wird. An dem Tag, an dem Deutschland bei einer WM in der Vorrunde ausschied und klar wurde, dass alte Fußball-Gesetze nicht mehr gelten, wusste ich sofort, dass bei dieser WM England noch ein Elfmeterschießen gewinnen wird. Wirklich.

    Und was passiert sonst noch? Belgien wird mal der Rolle als Geheimfavorit gerecht und gewinnt am Ende gar die WM?! =O8o

    Für England sollte man eigentlich nie sein.

    Nö. Mache ich nicht mit. Ich drücke den Engländern gegen Kolumbien die Daumen. Als jemand, der früher auch gerne mal im Urlaub mit Fremden gekickt hat, habe ich Briten immer als sehr faire und anständige Sportsmänner kennengelernt. Keine Schauspielerei, keine versteckten Fouls, keine unnötigen Diskussionen, ob ein Ball rechts oder links an dem virtuellen Torpfosten über dem Rucksack auf der Wiese vorbeigeflogen ist.

    Tja, die Schwierigkeiten des Mod-Daseins... Mal denkt man, dass alles noch voll im grünen Bereich wäre und eine Stunde später, wenn man wieder reinschaut, hauen sich die Leute verbal die Köpfe ein. Und ein anderes mal denkt man, dass etwas eskalieren könnte, sagt vorsichtig "Mooooment, da kommt langsam eine Grenze..." -- und alles ist nur Friede-Freude-Eierkuchen. Aber lieber so als andersrum. ;)

    Mit "Friede-Freude-Eierkuchen" zum on-topic. Natürlich war da nicht alles nur Friede-Freude-Eierkuchen bei der Nationalmannschaft. Wäre ja auch ein Wunder, wenn man in den letzten fünf Spielen gegen Österreich, Mexiko und Südkorea verloren und gegen Schweden sowie Saudi-Arabien nur knapp gewonnen hat. Details werden wir eventuell nie erfahren. Aber grundsätzlich habe ich auch den Eindruck, dass da von der Führungsriege Probleme gerne mal offiziell für beendet erklärt worden sind, die hörige Presse hat's so geschrieben, aber intern hat's noch kräftig gegärt. Das fängt mit dem Mitnehmen von Spielern an, die eine ganze Saison kaum gespielt haben, und hört noch lange nicht damit auf, dass man das Problem der offensichtlichen Sympathien von Nationalspielern für einen Diktator meinte lösen zu können, indem man es einfach für nicht-exisitent erklärt.

    [Mod] Bitte wieder etwas abrüsten. Ich verstehe ja, dass nach dem WM-Aus die allgemeine Stimmung etwas gereizt ist, aber mit sowas wie "Glaubst du auch an Verschwörungstheorien?" ist dann langsam mal eine Grenze erreicht. Danke und mit gegenseitigem Respekt und Fair Play weitermachen! (MP)

    2014 war dann sein Meisterstück. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es an der Taktik von Löw lag, dass wir den Titel gewonnen haben.

    Bei einer WM in einem sehr großen und klimatisch schwierigen Land wie Brasilien dürfte da auch das Team hintendran von Verpflegung über Medizin und Regeneration bis Reiselogistik eine gewisse Rolle gespielt haben. Dass die Deutschen sowas gut organisieren können, ist bekannt. Deutschland wirkte bei der WM 2014 auch mit am fittesten, und zwar im Gegensatz zu anderen Mannschaften ohne größeren Abfall über die Dauer des belastenden Turniers.

    So verprellt man dann auch die treuesten Fans.

    Die "treuesten Fans" sind doch schon längst vergrault durch so Zeugs wie kostenpflichtiger Zwangmitgliedschaft im "Fanclub Nationalmannschaft" zum Kartenkauf bei wichtigen Länderspielen und ähnliche Eventisierungskampagnen des Herrn Bierhoff, der anscheinend Fans bloß als mit Klatschpappen zu versorgende Jubelmasse ansieht. Wenn man dann gleichzeitig Preise für Länderspiel-Eintrittskarten und Merchandise-Artikel anzieht, bis es quietscht, wenn man dazu von den Fans grundsätzlich bedingungsloses Jubeln erwartet (und nicht versteht, wenn's bei schlechten Leistungen und lustlosem Gekicke auch mal anders ist), wenn man die Nationalmannschaft von Fans und Medien weitgehend abschottet (Medienvertreter nur bei wohlfeiler Berichterstattung willkommen), während bei Nationalmannschaftstreffen der erste Tag komplett für Sponsorentermine draufgeht, tja, dann braucht man sich über sinkenden Rückhalt in der Bevölkerung meiner Meinung nach nicht wundern. Dass die Nationalspieler dann bei der Rückkehr nicht mal den Kindern Autogramme geben, ist dann bloß die Kirsche obendrauf.

    Sollte Löw tatsächlich zurücktreten (müssen), dann freue ich mich schon auf die Diskussion der Sorte "Waaaaas? Der doch nicht!!!", wenn die Namen von möglichen Kandidaten für den Job auftauchen. :)


    Die Jüngeren hier kennen wahrscheinlich gar nicht mehr das Theater bei der Suche eines neuen Nationaltrainers. Das wird DAS Top-Medienthema über Wochen sein. So wie ich die Schnarchnasen beim DFB einschätze, haben die bestimmt auch keinem guten deutschen Trainer rechtzeitig signalisiert, dass er sich eine Ausstiegsklausel in seinen Vertrag reinschreiben lassen sollte für den Fall, dass nach der WM "zufällig" ein neuer Nationaltrainer gebraucht würde. Das wird noch richtig lustig. Wenn's dumm läuft, muss der DFB am Ende dann noch einen der bisherigen Co-Trainer Thomas Schneider oder Marcus Sorg zum neuen Chef machen, und haben haben im Vereinsfußball noch weniger gerissen als Joachim Löw vor seiner DFB-Zeit...

    [Diverse Problemchen]

    Aber so etwas würde in einem funktionierendem professionellem System der Stab hinter der Mannschaft wegmanagen oder im Vorfeld verhindern, um der Mannschaft Rücken und Kopf frei zu halten.

    Ich glaube, das "Wegmanagen" ist Teil des Problems. Ein Bierhoff hat vermutlich gemeint, Probleme "weggemanagt" zu haben, indem er etwa Gündogan und Özil einen Besuchstermin bei unserem deutschen Bundespräsidenten verpasst hat. Ein bisschen Medieninszenierung und dann war äußerlich wieder alles in Butter. Tatsächlich wurden aber durch Bierhoffsches "Wegmanagen" diverse Probleme eben nicht gelöst, sondern nur so lange zugekleistert, inklusive Abhängig- und Gefügigmachen der Medien durch restriktiven Zugang zur NM, bis die öffentliche Berichterstattung gestimmt hat -- ohne dabei irgendwelche Problem wirklich zu lösen.

    So, nach einmal drüber schlafen...


    Die Grundtugenden beim Fußball sind Kampf, Wille, Einsatz. Wenn das nicht stimmt, braucht man über alles, was danach kommt mit irgendwelchen ausgefuchsten Formationen und Laufwegen und Taktiken gar nicht erst reden. Ohne entsprechenden Siegeswillen gewinnen auch die besten Spieler mit dem besten Coaching nix. Das ist die Basis von allem.


    Wenn Kampf, Wille, Einsatz aber nicht stimmen, so wie von der deutschen Nationalmannschaft bei dieser WM geradezu exemplarisch vorgeführt, dann haben bei einer Nationalmannschaft Trainer und sonstiges Führungspersonal den Kopf dafür hin zu halten, denn die konnten sich aus hunderten von Kandidaten die passenden Leute für das Turnier aussuchen, und dann muss man eben die mitnehmen, die das entweder selbst mitbringen oder denen sich das in einem passenden Teamgefüge zumindest temporär einimpfen lässt (was dann wiederum Job des Trainers wäre). Das alles war bei dieser WM Kategorie "epic fail", ohne wenn und aber. Ich hoffe deshalb, dass Löw bald zurücktritt (bzw. zurückgetreten wird) und am besten dieser aalglatte Eventisierungs-Bierhoff gleich hinterher.

    Löw war jetzt 12 Jahre Trainer der Nationalmannschaft (und davor schon zwei Jahre Co-Trainer). Ich verstehe, dass man als HSV-Fans von solchen Zeiten nur träumen kann... ;)


    Aber nach 12 Jahren darf jetzt auch mal ein anderer ran. Taktik und Einstellung waren zuletzt oft recht fragwürdig. Und wenn Löw mit dieser Spielergeneration (Mertesacker, Klose, Podolski, Schweinsteiger, Lahm, etc.) keinen Titel gewonnen hätte, wäre das schon sehr blamabel gewesen.

    Oder aus der Sicht von Schweden: wenn die irgendwie gegen Mexiko gewinnen, sind sie weiter, weil sie dann entweder die bessere Tordifferenz gegenüber Mexikohaben (bei einem Sieg mit 2+ Toren Differenz) oder bei einem knappen Sieg dann in jedem Falle im direkten Vergleich vor Mexiko bleiben, egal ob als 2er-Vergleich nur mit MEX oder als 3er-Vergleich SWE/MEX/GER.


    Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass die Mexikaner trotz ihres guten Starts in das Turnier nach der Vorrunde nach Hause fliegen dürfen. Den Schweden traue ich zu, dass sie die Mexikaner mehr als nur ein bisschen ärgern können.

    Edit: MP war schneller...

    Schneller ja, aber den Fall mit den meisten geschossenen Toren im direkten Vergleich hatte ich nicht korrekt. Deshalb editiert zu: "Bei einem deutschen Sieg mit 1 Tor Unterschied kann es spannend werden. Insbesondere wenn Schweden dann mit einem Tor Unterschied gegen Mexiko gewinnen, kann man die ganzen Tie-Breaker durchprüfen..."


    Tierbreaker sind: Punkte, Tordifferenz, mehr geschossene Tore, direkter Vergleich der punktgleichen Teams (wieder Punkte, Tordifferenz, mehr geschossene Tore in den Spielen untereinander), dann Fair-Play Wertung.


    Aber Deutschland soll einfach mit 2 Toren Unterschied gewinnen, dann brauchen wir diesen ganzen Tie-Breaker-Krempel nicht durchexerzieren. :)

    Wenn Deutschland mit 2 Toren Unterschied gewinnt, sind sie durch, egal wie MEX-SWE ausgeht. Die haben nämlich beide nur mit einem Tor Unterschied gegen Südkorea gewonnen (auch ein Grund, warum ich mich über das Last Minute Tor der Südkoreaner gegen Mexiko gefreut habe). Dann wäre GER wegen der Tordifferenz vor mindestens einem der beiden aus MEX und SWE.


    Bei einem deutschen Sieg mit 1 Tor Unterschied kann es spannend werden. Insbesondere wenn Schweden dann mit einem Tor Unterschied gegen Mexiko gewinnen, kann man die ganzen Tie-Breaker durchprüfen...

    Bei irgendwelchen Problemen werden immer sofort Schuldige gesucht (und natürlich auch gefunden). Ignorieren, nach vorne denken, auf das nächste Spiel konzentrieren.


    BTW: Unfaire Kritik an Özil kritisieren und gleichzeitig nahe an der Gürtellinie gegen Lother Matthäus treten, nur weil er in Deutschland ein leichtes Opfer darstellt, das hat auch was...