Beiträge von fjaellraeven im Thema „[2018] Wann ist eine Meinung eine Meinung“

    Mit Mafia hast du auch ein gutes Beispiel für den Brettspielclub gewählt.


    Eigentlich geht es nur ums Geld und dabei gleichzeitig den Schein der heilen Welt und Unbefangenheit zu wahren.


    Du kannst ja keinen Blog oder Rezensenten mit HuC, dem Homeshoppingkanal der deutschen Brettspielindustrie, vergleichen.



    Wenn ich in meine Wände jetzt noch Informationen und Unterhaltung einbauen würde, dann hätten sie sogar ein Fundament und könnten Kritik aushalten ohne wie eine amerikanische Pressspahnhütte beim lauesten Lüftchen umzukippen 8o

    Deine Beiträge werden gelesen weil sie unterhaltsam sind. Wenn du über ein Spiel bloggst, dann will der Leser zwar auch etwas über die Mechaniken erfahren, aber vorrangig möchte er unterhalten werden. Das schaffst du mit deinem Schreibstil bei der ein oder anderen Person und da sie deinen Blog lesen weil sie es wollen, brauchst du dich nicht um die Konventionen scheren, die dir im "Arbeitsalltag" aufgezwungen werden. Du zeichnest dich als Bloggerin dadurch aus, dass du deinen eigenen Stil verfolgst und das schreibst was du möchtest, nicht deshalb, weil du deinen Text auf den anerkannten Standard an Wörtern runterkürzt. Die Leute, die deinen Blog lesen und Schreibstil schätzen, die werden mit Vergnügen auf Seite zwei umblättern, da sie gerade deine unsachliche und private Seite mögen.


    Ich lese auch lieber Berichte/Rezensionen, als dass ich Videos schaue. Das liegt vorallem daran, dass der Autor eines Textes diesen meist durchdacht, sinnvoll formatiert, vor dem Veröffentlichen nochmals gegengelesen und auf Konsistenz geprüft hat. Inhaltlich gute YouTuber gibt es natürlich auch, aber bei Videos ist die Schere zwischen "Mal kurz überflogen. Bei Fragen schaut einfach mal ins Regelwerk, das wäre zu viel zu erklären." und "So, jetzt haben wir in 60 Minuten den Machtkreislauf von "Gaia Project" erklärt. In Teil zwei geht es dann um die Startaufstellung und die Fähigkeiten der Völker, abonnieren nicht vergessen und den Daumen geben." viel zu groß.


    "Shut up and Sit Down" sind erfolgreich, weil sie unterhalten und einen groben Einblick vom Spiel geben. Nach einem guten und ausführlichen Text habe ich in ähnlicher Zeit aber nicht nur einen Eindruck, sondern ein klares Bild vom Spiel vor Augen. Videos schaue ich nicht aufgrund der Information, sondern weil mich entweder die Meinung des YouTubers interessiert oder ich mich durch die Videos gut unterhalten fühle. Aus einer 60 minütigen Rezension mit Regelerklärung nehme ich noch am ehesten die Meinung des YouTubers und einen verspannten Nacken mit, aber mehr als einen kleinen Teil der Regeln behalte ich mir von diesen auch bei einer perfekten audiovisuellen Umsetzung nicht.

    Bandida Es kommt doch darauf an was deine Motivation ist.


    Schreibst du um Klicks zu bekommen, dann stimmt das mit der Konkurrenz. Betreibst du den Blog aber vorallem für dich, dann kann dir die Konkurrenz doch relativ egal sein. Wie du siehst, würden einige auch längere Beiträge von dir lesen wollen. Mit deinen komprimierten Beiträgen versuchst du beide Gruppen abzugreifen, erreichst aber auch nicht alle und verlierst dich vielleicht selbst im Konkurrenzdenken.


    Ich habe vorhin auch wieder (zu) viel geschrieben und dann wenigstens versucht die wichtigsten Punkte hervorzuheben, da ich ja weiß, dass ein langer Text und meine im Speziellen öfter mal überflogen oder übersprungen werden. Hätte ich alle erreichen wollen, dann hätte ich bis auf die hervorgehobenen Zeilen alles eingedampft. Wahrscheinlich wäre aber mein Standpunkt deshalb nicht in vollem Umfang rübergekommen und das war mir bei meinem Beitrag wichtiger als das Erreichen des ganzen Threads.


    Die Tatsache, dass ich einen Like von Lighthammel und Ernst Juergen Ridder bekommen habe zeigt mir, dass ich das eigentliche Problem nicht gänzlich verfehlt habe. Deren Like war es mir wert, dass ich die anderen 14 Schreiber in diesem Thread vielleicht nicht abhole.


    Bei den Boardgamejunkies schreibst du nicht nur für dich, sondern auch für die Seite. Da ist es mir bewusst, dass du in einem Rahmen bleiben solltest. Hier in deinem "Kolonisten"-Blog kannst du aber schreiben was und wie du es möchtest. Letztlich ist ein Projekt von dir und Pikmin, in dem es um euch beide gehen soll und nicht darum, welche Erfahrungen ihr machen solltet, damit ihr am besten die breite Masse erreicht. Solange ihr Spaß an eurem Projekt habt ist das doch den Aufwand mehr als wert.

    Jedem Nutzer steht seine Meinung zu. So kann ein Spiel für den einen "Top" und für den anderen "Flop" sein. Wie Ben2 schrieb, ist die Begründung zum Verstehen des Standpunktes aber wichtig, denn nur so kann ich beurteilen, ob die Kritik des einen aus meiner Sicht nicht vielleicht ein Argument für das Spiel ist.


    Harry2017 hat auch Recht mit seinem Beitrag, dass Kritik an etwas oft persönlich genommen wird oder dieses persönlich nehmen dem anderen fälschlicherweise unterstellt wird, obwohl dieser nur den Standpunkt des Kritikübenden nachvollziehen will. In der Youtube-Reviewerszene beobachte ich es sowieso immer mehr, dass das Rezensieren zur Akkordarbeit verkommt und die fundierte Meinung darunter leidet.


    Das ist nötig, da die Verlage den Rezensenten mit Spielen zu überschütten scheinen ("Dice Tower"/"Hunter und Cron" das ganze Jahr oder einige deutsche Rezensenten zur Messe in Essen) und die Abonnenten immer neue Videos erwarten. Kommt man dem nicht nach, dann sollte man den eigenen Kanal als Hobby betreiben, wie zum Beispiel @Boardgamedigger , denn ein auf Wachstum ausgelegter Kanal muss aus meiner Sicht viel verschiedenen Content und damit immer neue Rezensionen/Vorstellungen anbieten. Möchte man trotz geringen Videoausstoßes Geld damit verdienen, dann müssen die Videos ein Alleinstellungsmerkmal haben und unterhalten ("No Pun Included", "Shut Up & Sit Down") oder der Kanal durch Patreon/Kickstarter gegenfinanziert sein.


    Der Langzeitspielspaß fällt deshalb oft hinten runter und die Spiele müssen in der Erst- oder Zweitpartie überzeugen, damit sie ein Prädikat oder ähnliches erhalten können. Beim "Dice Tower" wurde dies von Tom Vasel unter einigen Videos auch schon so formuliert. Man kann deren Meinung hinterfragen, muss aber auch anerkennen, wenn diese Personen nach einer oder zwei Partien keinen Spaß mit dem Spiel haben. Die Wertung für ein Spiel, das einem von der Art nicht gefällt, wird aber auch nach der 20ten Partie nicht besser ausfallen, sondern eher schlechter.


    Problematisch finde ich es nur, wenn man nach ein oder zwei Partien über ein Spiel wie "Gaia Project" urteilen möchte und ihm Sachen abspricht, die sich dem Spieler vielleicht erst nach 10 Partien richtig eröffnen. Auch hier steht es jedem frei Kritik zu äußern, nur muss man in diesem Fall auch damit rechnen, dass man von erfahreneren Spielern für seine Wertung ebenfalls kritisiert wird. Bin ich selbst kein Hardcoreoptimierer, dann wäre es bei einer Rezension eines solchen Spiels vielleicht ratsam, dies am Anfang schon zu erwähnen und so meine Wertung zu relativieren. Wichtig ist nur, dass man mit seiner Kritik nicht persönlich wird, sonst entspinnt sich aus einem Satz eine Seitenlange Diskussion, an deren Ende nichts geklärt wurde, aber beide Personen nichts mehr voneinander lesen wollen.


    Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn Spiele mehrfach auf den Tisch kommen, bevor ein Urteil über sie gefällt wird. Das ist mir zuletzt bei "Das Tiefe Land" aufgefallen. Hier im Forum waren die Meinungen geteilt, Bierbart machte nach seiner Erstpartie keinen Hehl daraus, dass er am liebsten zusammen mit seinen Schafen beim ersten Deichbruch ertrunken wäre und so die restliche Partie nicht mehr mitbekommen hätte. Chris ( PE74 ) von "Victoria Parta Spiele" war am Anfang ebenfalls enttäuscht vom Spiel, das änderte sich aber mit jeder Partie und wenn man sich die zwei Wochenrückblicke nach Kennenlernen des Spiels anschaut, dann merkt man, dass das Spiel einfach eine Zweit- und Drittpartie zum Entfalten brauchte. Hier muss man aber auch sagen, dass Bierbart seine Meinung nicht in diesem Maße geändert hätte, da "Das Tiefe Land" am Ende des Tages noch immer ein "Euro" ist.


    Gleiches gilt aber auch in andere Richtung. Einige der "Highlights des bisherigen Jahres" und der Spiele, die "bestimmt ein zeitloser Klassiker werden und in jedes Spielregal gehören" haben mir überhaupt nicht zugesagt. Aus diesem Grund gebe ich auf den Wochenthread viel mehr, als auf einzelne Rezensionen von Rezensent XY. Den Spielgeschmack vieler Nutzer kann ich einschätzen, deren Art der Kritik/Lobhudelei auch, und so erhalte ich ein viel reichhaltigeres Bild durch die Vielzahl von Beiträgen/Meinungen, als es mir eine einzelne Meinung vom Brettspielpapst persönlich zeichnen würde.