Beiträge von Ben2 im Thema „[2018] Wann ist eine Meinung eine Meinung“

    Ich bin ja grundsätzlich bei Ben2 . Dass man in der Lage sein sollte, seine Meinungen und Ansichten zu begründen, sollte selbstverständlich sein. Aber etwas realistisch sollten wir auch bleiben. Wir sind hier in einem Forum, d.h. da muss man nicht präventiv schon fünf Sätze über die Wirkung von Farbschemata auf die Psychologie des Betrachters schreiben, wenn man eine Grafik schlecht findet. Im Zweifelsfalle gibt es die Möglichkeit des Nachfragens. (Wobei es oft hilfreich wäre, wenn solche wenig begründeten Sachen dann tendenziell wohlwollend verstanden würden und nicht als Ansatzpunkt, um jemand anzuschießen!)


    Aber gerade weil wir in einem Forum sind, ist auch klar, warum allzu ausführliche Begründungen manchmal auch kontraproduktiv sein können. Als Blogger bzw. Podcaster kann man das vielleicht machen. Also statt "Die Grafik von Age of Steam ist Müll" lieber etwas geschliffener sagen: "Die Grafik hat Prototypenniveau und vergleichbare Spielen bieten da eine deutlich hübschere Grafik". Im eigenen Blog hat man die Diskussion unter Kontrolle. Aber bei unknowns.de endet sowas bloß in zwei ausgelagerten Diskussionen, eine über Prototypengrafiken und eine darüber, ob und wie die Spiele X und Y zu Age of Steam vergleichbar wären. :P


    Also: einfach mal etwas abrüsten auf allen Seiten. Nach nur einem abgebrochenen Spiel vielleicht nicht gerade über Strategiefragen fachsimpeln wollen, und genauso auch im Zweifelsfalle sich eher mal seinen Teil denken und nicht sofort völlige und allgemeine Ahnungslosigkeit unterstellen, wenn jemand sowas trotzdem macht.

    ich bin bei dir - ich sehe das nicht unbedingt als Sache hier im Forum. Bei einem kurzen Beitrag hier muss man nicht auf Betriebstemperatur argumentieren. Mir ging es eher um Reviews. Im Gegenteil, hier darf man ja eher bisher keine Posts verfassen, wenn man sich nicht wasserdicht ausdrückt :)

    Eine Frage noch an Ben2


    Hast du das Gefühl der Oberflächlichkeit eher bei Videoformaten, schriftlichen Rezensionen oder bei beiden? Siehst du das als generelles Problem?


    Als Schreiber beneide ich nämlich manchmal die Videokollegen, weil die viel ausführlicher sein können. Deswegen frag ich.

    Ich sehe das generell als Problem.

    Du - damit warst nicht explizit du gemeint. Aber spinnen wir es mal genau, wie du es hier beschreibst.

    "Grafik ist Müll." ist eine objektive Aussage. "Die Grafik ist Müll, weil ich die Neonfarben für zu bunt halte." ist eine GANZ andere Aussage.


    Wenn du sagst: "Die Grafik ist Müll, weil das Spielbrett unübersichtlich ist und alles in pastelltönen verschwimmt." dann haben wir KEINE Bauchgefühl Aussage, sondern etwas, über das man reden kann (und vor allem als Argument nachvollziehen.

    Wenn du sagst, dass dir die Grafik zu bunt ist, dann reden wir über einen vollkommenen subjektiven Eindruck. Beides hat eine Berechtigung, aber der Wert für den Leser ist immens gestiegen, weil du es begründet hast.


    Und nicht, weil du dich selbst gern reden hörst.*


    *ja, ich begründe meine Meinung nicht mit Argumenten, weil ich mich selbst gern reden höre ...


    Zitat

    Wobei Du ja in dem Fall auf einen subjektiven Aspekt, also die Grafik in diesem Falle, gehst.

    Wenn ich in einem Spiel feststelle, dass es einen massiven Startspielervorteil gibt, dann ist das ja tatsächlich etwas "handfestes".

    Die Grafik kann genau so handfest erötert werden wie alles andere. Die Gewichtung und die Bewertung sind letztlich subjektiv, weil schließlich von einer Person, aber mit "Bauchgefühl" hat das recht wenig zu tun, wenn man alles belegt. Darum ist ja These-Beispiel-Analyse so eine wichtige Argumentationskette.

    Das Spiel ist schlecht da die Grafik Müll ist.

    Schönes Beispiel! Und genau mein Punkt. Jeder Honk kann sagen "die Grafik ist Müll" aber WARUM ist die Grafik Müll? Dein Bauchgefühl?

    Bandida das ist auch genau, was ich meine. Viele Bewertungen, die ich lese, sind extrem oberflächlich und damit null aussagekräftig.

    Ganz frei nach dem Motto: "Die Partie war langweilig." "Es gibt einen Startspielervorteil." "Das 2er Spiel funktioniert nicht." "Die Regeln waren ungenau".


    Warum nicht "Beim Platzieren der Schiffe, hat der Startspieler einen großen Vorteil, weil er aus allen Boni auswählen darf, und einer davon ist wieder der Startspieler."* Das kann ich dann nachvollziehen und verstehen (und dafür oder dagegen argumentieren).

    Das soll nicht selbstlobend wirken - aber ein Grund, warum ich das Regalgezwitscher machen wollte unbedingt, war, weil es mir mittlerweile so dermaßen auf den Senkel geht, dass immer nur grob oberflächlich über ein Spiel geschrubbt wird. Und das ist halt immer so herrlich unantastbar mit der "Ist halt meine Meinung"-Keule.


    *vollkommen wild gewähltes Beispiel.

    Das ist ein bisschen wie Beetlejuice bei mir ... Wenn man kritisch ist (oder auch überschwänglich positiv) sollte man IMMER begründen können warum. Was mir bei anderen Reviews (oder Meinungen) oft fehlt ist eben genau das. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich "Ist nicht meins, gefällt sicher anderen" nicht mehr hören kann. Genauso wie "top Spiel, macht Spaß". Warum kann man denn nicht mehr begründen, was man gespielt hat und warum einem etwas gefällt/nicht gefällt??? DAS ist dann doch der Punkt, an dem man sich unterhalten kann! Über Meinungen kann man ja nicht streiten. Aber reine Meinungen sind halt auch nicht aussagekräftig. So und jetzt bin ich wieder still und gehe in den Keller ...