Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „[2018] Wann ist eine Meinung eine Meinung“

    Das ist dann ein qualitatives Problem. Du wirst mir aber zustimmen, dass viele User eher ein 10- Minuten Video schauen, als einen 10-minütigen Text zu lesen.


    10 Minuten Text sind eine Wand von im Schnitt 2000-3000 Wörtern.

    Das mag so sein, ich kann Dir aber versichern, dass das für mich nicht gilt.


    Ich habe mittlerweile ein paar etwas längere Texte von Dir gelesen, hier den Blog zu Die Kolonisten und Deine Rezension dazu auf Boardgamejunkies. Dein Sprachstil mag nicht perfekt sein, er ist aber interessant; davon könnte ich auch mehr lesen, 3000 Wörter würden mich da nicht abschrecken. Du schaffst es jedenfalls, einen am Ball zu halten, so dass man gar nicht recht merkt, wielange man schon liest. Respekt.

    Wozu schreibt man denn in einem Forum, wenn man darüber dann nicht diskutieren will?


    Wozu lese ich in einem Forum? Jedenfalls nicht zu dem Zweck, einfach nur den "Dampf", den andere abgelassen haben, zu lesen.


    Meistens lese ich einfach nur. Mich interessiert dabei aber nicht, wofür wer auch immer ein Ventil brauchte, sondern der Informationsgehalt, auf den ich dabei stoße. Eine nicht begründete Meinung hat aber keinen Informationsgehalt außer den, dass da jemand in der Welt ist, der, warum auch immer, diese oder jene Meinung hat.


    Das Lesen und Reflektieren kann dann durchaus dazu führen, dass ein Nebensatz, den ich lese, letztlich die Anschaffung eines Spiels auslöst, nachdem ich den Nebensatz als Anregung zur Recherche angesehen habe. Konkret war das z.B. mal hier bei Unknowns in einer Diskussion über Heaven&Ale. Jemand, ich weiß leider nicht mehr, wer es war, hat zur thematischen Seite des Spiels gesagt, wer ein Spiel spielen wolle, das sich (wirklich) mit Bierbrauen befasse, solle lieber Brew Crafters spielen. Das kannte ich nicht, dem bin ich nachgegangen und habe letztlich das Spiel gekauft. Ob das jetzt für mich gut war, weiß ich noch nicht, habe Brew Crafters noch nicht gespielt, aber das ist es, was ich meine. Ich nehme die Äußerungen meiner Mitmenschen ernst, wenn sie etwas zu sagen haben. Dampf verflüchtigt sich.

    Nach einer Partie zu sagen, es gäbe nur eine einzige Strategie, halte aber auch ich für mindestens gewagt.

    Gut, wenn es daran scheitert, dann habe ich mich schlecht ausgedrückt. Dann hätte ich besser schreiben sollen: "Ich habe in der dreiviertel Partie keine andere Strategie erkannt als.... weil so und so". Den Schuh ziehe ich mir gerne an. Dass meine Analyse meinem Bauchgefühl folgt - und mein Bauch ist nicht unbedingt klein - habe ich allerdings explizit dazu geschrieben.

    Jetzt bin ich mal vorlaut:


    Das war "das Wort zum Sonntag", wir können schlafen gehen. Ich meine natürlich: Uns anderen Themen zuwenden.

    Ich kann ein Buch nach der Hälfte weglegen, wenn es mirt nicht gefällt. Ich kann einen Film nur halb schauen und ihn dann abstellen, wenn ich ihn langweilig finde. Ob ich Weinbergschnecken eklig finde oder nicht, weiß ich, nachdem ich die erste probiert habe, dazu muss ich keinen ganzen Teller verspeisen. Ich muss dann auch keine zweite oder dritte Portion essen, um meine Meinung zu verifizieren. Warum soll ich nach einer dreiviertel Partie Osiris anders handeln, wenn es für mich keine interessanten Entscheidungen und Spannung bereit hält? Ich muss weder Buch noch Film noch Spiel noch Weinbergschnecken vier bis fünf mal durchkauen, um anschließend anderen Leuten zu sagen, was ich davon halte.



    Auf welcher Basis ich meine Meinung gebildet habe, habe ich erklärt. Welches Gewicht Du ihr beimisst, ist Deine Sache.

    Dem stimme ich gerne zu.


    Der nicht zitierte Rest ist eher persönlich und betrifft mich nicht.

    Ich fände es nur wichtig, wenn jemand deutlich machte, auf welcher Erfahrungsbasis seine Meinung denn eigentlich beruht. Das erleichtert es anderen Lesern, das Gewicht eines Statements für sich selbst einzuschätzen.

    Das ist eine mehr als ewig alte Diskussion hier bei Unknowns; wie oft muss ein Spiel gespielt werden, damit man eine Meinung dazu haben darf?

    Ich bin der Meinung, dass man ein Spiel ÜBERHAUPT nicht gespielt haben muss, um eine Meinung dazu haben zu dürfen und auch äussern zu dürfen. Meiner Meinung nach kann ich schon viel über ein Spiel aus der Anleitung ableiten oder bei einer ersten Partie. Die beständige Frage nach der Anzahl der gespielten Partien ist bei einer Diskussion aus meiner Sicht nicht produktiv, sondern eher im Gegenteil: Ich finde, dass damit impliziert wird, dass der Autor nichts schreiben darf, bis er die "notwendige" Anzahl von Partien absolviert hat; wie viele das auch immer sein mögen.

    Zur Erfahrungsbasis, Ernst Juergen Ridder , gehören meiner Meinung nach dann aber auch andere und ähnliche Spiele, die man bislang gespielt hat. Die müssten dann also auch angegeben werden...

    Das scheint mir ein Missverständnis zu sein:


    Es geht nicht darum "wann"/"auf welcher Grundlage" man seine Meinung schreiben "darf". Man darf eine Meinung haben und äußern, selbst wenn man null Ahnung hat.


    Die andere Seite ist:


    Wenn ich weiß, dass jemand nur die Spielregel gelesen hat, dann weiß ich als erfahrener Spieler, dass es kaum eine Spielregel gibt, die z.B. das wirkliche Spielgefühl vermittelt.

    Trotzdem weiß ich, dass man ein Spiel allein aufgrund der Spielregel ablehnen kann; mache ich schließlich auch. Wie bei einem Buch, kann man sich auch bei einem Spiel nach "Teilgenuss" selbstverständlich eine für sich persönlich abschließende Meinung darüber bilden, ob weiterer Aufwand mit dem Buch/Spiel sich lohnt.

    Man kann ein Spiel ablehnen, allein wegen seines Themas, da braucht man sonst gar nichts wissen.


    Nur: Äußert man seine Meinung und verfolgt man damit einen anderen Zweck, als bloß seinen Frust rauszulassen, dann ist es für den Leser für seine Einschätzung, wie sehr er sich etwa von einer fremden Meinung zu einer eigenen Einschätzung leiten lassen mag, von Bedeutung, welche Basis diese fremde Meinung hat. Kenne ich die Basis einer Meinung nicht einmal annähernd, ist diese Meinung für mich irrelevant.


    Ich gehe mal davon aus, dass jemand, der hier in den Foren schreibt, an Feedback zumindest nicht völlig uninteressiert ist. Dieses Feedback "darf" dann doch wohl auch sein: "Sag' bitte, worauf Du Deine Meinung stützt", weil mir das hilft, damit umzugehen.