Beiträge von Chordcommander im Thema „Sind Sportspiele Nischenspiele?“

    Vorsicht. Tom Werneck schreibt das in (s)einem "Leitfaden für Spieleerfinder". In einem solchen Ratgeber ist es sicher nicht verkehrt, den hoffnungsvollen Nachwuchsautoren ein Thema austreiben, ggf. auch etwas polemisch, wenn sie mit solcherlei Spielen allein schon aufgrund des Themas bei den Verlagen eh nur Absagen kassieren würden. Dass Verlage Sportspiele eher ungern anfassen (wegen der erwiesenermaßen schwierigen Marktchancen), ist nun mal Tatsache.

    Er hätte auch schreiben können, dass Sportspiele schlechte Marktchancen haben und von Verlagen ungern angefasst werden. Die getätigten Aussagen sind für mich so generalisiert nicht nachvollziehbar. Um Reifenbreite war Spiel des Jahres, da spürt man auch nicht den Fahrtwind im Gesicht. Außerdem muss auch nicht jedes Spieldesign in einem von einem Verlag publizierten Brettspiel münden, wichtiger ist, dass einem das Spieldesign selber Spaß macht und dass man die Thematiken umsetzt, die man interessant findet (dann kommen wohl meistens auch die besseren Spiele dabei raus).


    Letztendlich werden wir gesellschaftlich ja immer noch als ziemliche Nerds abgestempelt, und gerade deshalb halte ich die (z.B. durch KS, wodurch der Eigenverlag massiv vereinfacht wird) Entwicklung aktuell für gut - die Themen werden frischer, sexier, interessanter für die Jugend (zumindest ist das mein Eindruck, wenn man sich Gesellschaftsspiele heute und von vor 10 jahren anschaut), Bauernhof- und Handelsspiele (die laut der deutschen Entwicklerszene zumeist am besten ziehen) gibts ja schon genug und das sind nicht die, mit denen man massig Jugendliche an den Tisch holt. Ein gewisses Umdenken würde da meiner Meinung nach nicht schaden, findet ja auch bereits statt. "Nicht umsetzbar" galten auch so Dinger wie Gloomhaven und KD:M, zum Glück haben sich die Autoren da durchgebissen.

    Ich finde die Einstellung "ist nicht umsetzbar" generell eher hinderlich - egal um welchen Spieltyp (welche Sache) es geht und die meisten Argumente kommen mir recht konstruiert vor (gerade die eher polemisch ausgeführte Ansicht von Tom Wernecke).


    Gerade bei Fußball ist es ja z.B. nur die Frage, auf welche Aspekte dieses super facettenreichen Sports man die Schwerpunkte legt, z.B. wie stark man das Spiel in die Trainerperspektive verlagert - der hat ja mit körperlicher Ertüchtigung im Endeffekt auch nicht viel zu tun und dennoch scheint die Rolle Spaß zu machen.


    Wenn du dich selbst auf den Platz stellst hast du beispielsweise nur in den seltensten Fällen die Kontrolle über die Laufwege deiner Mitspieler, so dass die Erfahrung auf dem Tisch eine völlig andere ist und ein solches Spiel schon legitimiert wird.


    Es gibt sehr viele spielerische Interpretationen des Themas Fußball (Tip Kick, Tischkicker, irgendwelche Sammelkarten/Quartett Kartenspiele, tonnenweise digitale Spiele zum Thema) und bei keinem greift das Argument: "stell dich doch einfach selbst auf den Platz".