Beiträge von MetalPirate im Thema „Sind Sportspiele Nischenspiele?“

    die meisten Argumente kommen mir recht konstruiert vor (gerade die eher polemisch ausgeführte Ansicht von Tom Wernecke)

    Vorsicht. Tom Werneck schreibt das in (s)einem "Leitfaden für Spieleerfinder". In einem solchen Ratgeber ist es sicher nicht verkehrt, den hoffnungsvollen Nachwuchsautoren ein Thema austreiben, ggf. auch etwas polemisch, wenn sie mit solcherlei Spielen allein schon aufgrund des Themas bei den Verlagen eh nur Absagen kassieren würden. Dass Verlage Sportspiele eher ungern anfassen (wegen der erwiesenermaßen schwierigen Marktchancen), ist nun mal Tatsache.

    [...] Blood Bowl bietet das und es klappt. [...]

    Ich habe Blood Bowl nie selbst gespielt, aber liegt das nicht näher am American Football als am "richtigen" Fußball? Das sind doch zwei ziemlich unterschiedliche Sportarten. U.a. hat American Football die klare Unterteilung in kurze Spielzüge, die einer Brettspielumsetzung sehr entgegen kommt.

    Alex85 : Die Behandlung von Fans wie Vieh ist mir in Köln passiert, wo mich die Polizei nicht mehr zurück nach Westen (Aachen) reisen lassen wollte. Nach dem Spiel hatte ich mich noch mit anderen Eintrachtlern unterhalten. Dann waren wir auf einmal in einem Polizeikorridor drin und die Herren Polizisten wollten mich am liebsten zwangweise mit den anderen Eintracht-Fans in den Zug nach Frankfurt verfrachten. Auch auf freundliche Ansprache haben die gar nicht erst geantwortet, sondern einfach nur schweigend dahin gezeigt, wo ich/wie ihrer Meinung nach laufen sollten. Wohlgemerkt: es war alles komplett friedlich. Irgendwann hatte ich dann einen Polizisten gefunden, der sich wenigstens meinen Perso angeschaut hat, den ich ihm unter die Nase gehalten habe, und der hat dann gesehen, dass ich nicht (mehr) in Hessen wohne und mich raus gelassen. Ich glaube, das dürfte mein letzter Stadionbesuch gewesen sein.

    Gehen die Zuschauerzahlen nicht generell zurück?

    Nö, das nicht. Die Durchschnittszahl liegt auch immer ein bisschen daran, wer gerade auf- und absteigt. Ohne Köln und HSV dürfte es im nächsten Jahr wohl eher wieder ein wenig runter gehen bei den Zuschauerzahlen der Bundesliga.


    Wobei ich davon ausgehe, dass die Bundesliga bzw. der Fußball an sich perspektivisch schon ein Problem kriegen wird. Durch zunehmende Eventisierung, Kommerzialisierung und Behandlung von Fans, insbesondere Auswärtsfans, wie Vieh, ist der Fußball meiner Meinung nach auf dem besten Wege, in der jüngeren Generation nicht mehr prinzipiell alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppen begeistern zu können, sondern sich den selbständig denkenden Menschen und gebildeteren Menschen zunehmend zu entfremden.


    Oder anders gesagt: Fußball war nie ein reiner Proletensport, auch wenn das ein uraltes Vorurteil ist, aber dieses Vorurteil wird immer zutreffender (und damit der Fußball dann vielleicht auch tatsächlich weniger kompatibel zu Brettspielern). Wer ins Stadion geht, hat immer mehr mit Vollidioten zu tun, insbesondere unter den Hardcore-Fans und Ultras, die dazu auch noch meinen, definieren zu können, was richtig Fanverhalten wäre und was nicht. Früher konnte man im Sitzplatzbereich neben einem Fan des Gegners sitzen und gemeinsam das Spiel gucken, dabei friedlich fachsimpelnd über Fußball, die Bundesliga und das Leben an sich. Heute ist oft strikte Fantrennung angesagt, Fanbekleidung der Auswärtsmannschaft nur noch erlaubt im Gästeblock, und unter den Fans gegen diejenigen den Ton an, die das Zündeln mit Pyrotechnik cool finden... Mir macht deshalb Fußball im Stadion immer weniger Spaß. Aber das ist ein anderes Thema, das hier völlig off topic ist.

    Ich sehe jedenfalls, dass hier im Offtopic-Bereich der mittlerweile allgemein verwendete Fußball-Thread (ursprünglich mal in der Bundesliga-Relegation 2016/2017 gestartet) zusammen mit den Threads zu Whisky, Musik, Videospielen und Fernsehserien das Quintett der langlebigen und aktiven Off-Topic-Threads mit 300+ Beiträgen bildet (angepinnte Threads nicht berücksichtigt). Fußball auf Platz 3 bei den Beiträgen, knapp hinter dem Whisky. Der Thread zu Horrorfilmen, was thematisch deutlich stärker in Brettspielen wiederzufinden wäre, kommt mit etwas Abstand auf Platz 6 bei der Zahl der Beiträge.


    Ich denke nicht, dass es einen direkten 1:1-Bezug zwischen Interesse an einem Thema unter Brettspielern und Interesse an Brettspielen zu eben diesem Thema gibt. Dazwischen liegt eben noch die ganz entscheidende Schwelle, wie gut sich etwas in Brettspiele umsetzen lässt -- und genau das ist meiner Meinung nach gerade bei Fußball das große Problem.

    Sport ist als Thema für Brettspiele tendenziell ungeeignet. Das Gefühl, sich körperlich völlig ausgepowert zu haben, kann ein Brettspiel beim besten Willen nicht vermitteln. Aber deshalb darauf schließen, dass Brettspieler nicht auch gerne Sport machen würden bzw. hier im konkreten Falle kein Interesse an Fußball hätten? Das ginge mir zu weit. Oder würdest du [EDIT: gemeint ist Ben2 ] auch aus der Nicht-Existenz von Brettspielen mit dem Thema Fotografie daraus schließen wollen, dass Brettspieler nicht an Fotografie interessiert wären? Bzw andersrum schließen, dass AT-Brettspieler gerne zu alten Gemäuern fahren, um dort durch die Verliese zu rennen? ;)