Beiträge von MetalPirate im Thema „Argent: The Consortium“

    Ich habe es noch nie zu fünft gespielt, aber ich halte das nur für Kenner des Spiels für machbar, und das auch nur, wenn keine Grübler dabei sind. Sonst drückt das die Spielzeit leicht in einen Bereich, wo der Spielspaß leiden kann. In reinen Kennenlernrunden würde ich 3er empfehlen. Da sind vier Spieler schon viel, wenn jeder jeden Kartentext komplett lesen will (anstatt das wie die Kenner des Spiels mit einem Blick auf die Symbole, ggf. in Kombination mit Kartenkenntnis, zu erfassen). Argent hat nicht zu unterschätzende Einstiegshürden.

    Der Kickstarter wurde vor gut einem Monat ausgeliefert. Level 99 Games gehört zu den Verlagen, denen es wichtig ist, dass die Backer ihre Sachen zuerst bekommen, aber die Retail-Veröffentlichung sollte jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen.


    Ich würde übrigens auf jeden Fall vorbestellen. Das dürften nicht die riesengroßen "print runs" sein. Sprich: schnelles Ausverkauft-Sein möglich.

    Hmm, ich stell es mir sogar besser vor, wenn die Interaktion sich immer nur gegen einen Spieler richten kann

    Im klassisch-amerikanischen Spieldesign (und genauso auch in der Einstellung der amerikanischen Spielerschaft) ist "bash the leader", d.h. "alle auf den Führenden" der wesentliche Balance-Mechanismus, d.h. 2er-Kompatibilität kann man unter solchen Voraussetzungen bei Spielen, die für Mehrspieler-Spiele entwickelt wurden, direkt vergessen. Das wird dann direkt zum "rich get richer", also Führungen verstärken sich. Bei 2er-Kompatibilität von Mehrspielerspielen aus amerikanischen Verlagen ist mehr als nur ein bisschen Vorsicht angebracht. Ich meine jedoch zu sehen, dass sich hier ein positiver Euro-Einfluss zunehmend bemerkbar macht. Die Ami-Autoren und -Verlage kriegen auch mit, dass "alle hauen auf den Führenden ein" nicht zwingend notwendig ist, sondern dass man das auch anders lösen kann.

    1/3 "not recommended"-Bewertungen bei 2 Spielern sollte einen nachdenklich stimmen …

    Ich hatte auch überlegt, etwas zu den genauen Zahlen bei BGG zu schreiben, aber bei 30 Wertungen für das 2er-Spiel halte ich das nur für begrenzt aussagefähig.


    Grundsätzlich würde ich schon sagen, dass Argent als auch 2er funktioniert. Der Autor hat sich erkennbar Gedanken zum 2er-Spiel gemacht und in meinen Augen sinnvolle Anpassungen vorgenommen: mehr Mages (7 statt 5 Worker bei Beginn) und Spielfeldgröße mit 9 Universitätsräumen dafür zwischen 3er und 4er-Spiel (8 bzw. 10 Räume), so dass einerseits genügend Auswahl bei den Aktionsfeldern da ist, es aber trotzdem noch eng genug zugeht. Außerdem zwingend Seite B der Krankenstation (infirmary), damit man für weggebrutzelte Mages (-> wound) tendenziell mehr Ausgleich bekommt, denn das kann im 2er schon etwas brutaler werden, wenn einer der beiden Spieler mit viel Sorcery unterwegs ist.

    Trillion : Die BG-Community sagt: "recommended 2-4, best 3". Heißt: es geht zu zweit, aber 3 (oder 4) ist besser. Das wäre auch mein Eindruck. Argent bietet überdurchschnittlich viel Interaktion und im 2er hat man natürlich wenig Auswahl, wer die (nicht geringe!) direkte Interaktion abbekommt...

    Meradanis : Dass am Ende auch der Zufall in einem Maße mitspielt, das Hardcore-Optimier-Spielern womöglich schon zuviel ist, hatte ich, glaube ich jedenfalls, oben auch schon geschrieben. Finde ich nebenbei gesagt in diesem Falle thematisch sehr passend: Geheime Wahlen sind nun mal nicht planbar. Solange jeder während des Spiels Spaß hatte, finde ich das Ergebnis der Endwertung dann nicht auch nicht mehr ganz so kriegsentscheidend. Ist doch im Endeffekt wurscht, wer gewinnt. Gestern habe ich verloren. Zu wenig Marker gesetzt und ein paar Wahlmänner, die ich gewonnen hätte, waren alle nicht im Konsortium drin. Selbst schuld. Die anderen haben eben besser gespielt. Hat trotzdem Spaß gemacht.


    Lass mich aber trotzdem noch auf deine Kritikpunkte etwas eingehen:


    "Man bekommt im Spiel gar nicht die Möglichkeit, auch nur die Hälfte der Siegbedingungen zu sehen." -- Richtig, aber man bekommt ja mit, worauf die Mitspieler, die die anderen Siegbedingungen kennen, spielen. Eine indirekte Information hat man schon. Um das passend zu lesen, wird man allerdings Spielerfahrung brauchen. (In einer sehr erfahrenen Runde kann ich mir dann auch eine interessante Ebene des Bluffens vorstellen.)


    "Und noch schlimmer, wenn ich in den letzten 2-3 Runden einen Marker platziere um mir den Wahlmann anzusehen, dann habe ich oft gar nicht mehr die Zeit, da im Spiel noch drauf zu reagieren." -- Auch richtig, aber wie du selbst weiter unten schreibst, ist der Marker der erste Tiebreaker (übrigens geändert zur 1st edition), d.h. genau das kann den Unterschied machen, ob ich noch um diesen Wahlmann kämpfen will oder nicht. Außerdem sind die erreichbaren Punktzahlen in vielen Wertungen, etwa "most intelligence", gar nicht so riesig. Wenn man da eine Runde lang sehr gezielt darauf hinspielt, kann man da durchaus noch etwas reißen. Und nebenbei gibt's ja auch noch den Wahlmann für "most marks", der das Markerplatzieren an sich belohnt.

    Sternenfahrer (und alle anderen, die sich für Argent interessieren): Dieses Video finde ich als Übersicht recht gelungen. (Achtung, das gehört zur 1st edition; die gerade erschienene 2nd edition hat z.B. Basisringe für die Zauberlehrling-Miniaturen, um den Besitzer anzuzeigen, und eine etwas überarbeitete Spielregel.)

    Von einer deutschen Lokalisierung ist mir nichts bekannt, aber falls es dir hilft: Argent ist "halb sprachneutral". Was ich damit meine, ist, dass alles doppelt angegeben ist: (großes) sprachneutrales Symbol plus (kleiner) englischer Text. Einzig bei den Zaubersprüchen ist Text manchmal zwingend notwendig, weil man sonst wenig Chancen hat, das zu verstehen. Das könnte man theoretisch mit einer Liste von Übersetzungen lösen (wobei das Spiel eh schon ein Tischplatz-Monster ist und es nicht leicht wäre, so einen Spickzettel auch noch unterzubringen).

    [Mod] aus 14.05.-20.05.2018 – yze


    Zurück vom Spieletreff. Argent - The Consortium (Trey Chambers, Level 99 Games) wurde gespielt, als 3er. #ArgentTheConsortium


    Alle Eurospiele sind der gleiche Einheitsbrei? Oh nein! Man muss manchmal nur Spiele von amerikanischen Autoren und/oder Verlagen spielen und man merkt, was alles möglich ist. Vieles, wozu insbesondere den deutschen Verlagen oft leider der Mut fehlt. Auch Worker Placement Spiele können ein starkes Thema jenseits des Standard-Mittelalter-Krams haben (hier: Kanzler einer magischen Fantasy-Universität werden). Viel Interaktion ist auch gar nicht so schlimm (hier: es geht auch ordentlich konfrontativ zur Sache -- aber das passt einfach in dem Kontext). Und innovative Elemente sind auch noch drin (hier: es geht mal ausnahmsweise nicht um Siegpunkte, sondern um eine relative Mehrheit in einem 12-köpfigen Kanzler-Wahl-Konsortium, bei dem 10 von 12 Mitglieder am Anfang unbekannt sind, und man das Kriterium, nach dem sie ihre Stimme vergeben, erstmal erkunden muss).


    Das Spiel ist definitiv nicht leicht zu erklären, aber wie bei vielen thematischeren Spielen ist die Regelmenge gut verdaubar, weil das Thema die Regeln stützt. So ist das auch bei Argent. Viel Zeugs, aber man kommt doch schnell rein. Die fünf Runden spielen sich dann relativ flott und die Endwertung ist spannend in einem Maße, wie man es selten hat, denn da werden die "voter" nacheinander aufgedeckt und vergeben ihre Stimmen gemäß ihres Zielkriteriums, das manche Mitspieler kennen und andere nicht. Für den Hardcore-Euro-Spieler ist das womöglich zu zufallslastig, denn kleine Änderungen können durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden. Bei einem 5:4:3 kann eine nicht eingeplante und eher zufällig passende Stimme den Unterschied machen; damit sollte man klar kommen können.


    Als Erklärer habe ich heute ziemlichen Murks zusammengespielt. Mit "och, ich spiele den Vizedekan der Divinity-Fakultät (blau), also hole ich mir einfach mal den blauen Zauber da" kommt man nicht allzu weit, dazu ist das Spiel zu vertrackt. Außerdem enthält Argent ein gehöriges Maß von "Mitspieleraktionen richtig lesen", etwa in der Art von: "wenn Spieler X jetzt viel Mana holt und nicht ausgibt, heißt das, dass er vorletzte Runde herausgefunden hat, dass einer der Stimmberechtigten seine Stimme nach dem Kriterium 'meistes Mana gesammelt' vergibt?" Als Erklärer, dessen primäres Ziel es ist, dass die Neulinge Spaß an dem Spiel haben sollen, schafft man diese "wenn du denkst, dass ich denke..."-Sachen einfach nicht mehr zu bedenken; man will ja nicht alles endlos verlängern. Aber trotzdem war unser Spiel toll, auch für mich. Wir haben alle nur an der Oberfläche gekratzt, aber das Spiel soll noch öfter auf den Tisch kommen. Ich könnte noch einiges schreiben, z.B. dazu, dass es mich im Ablauf teilweise an das sehr unterschätzte #Luna erinnert, aber ich mache es kurz: Argent hat mir hervorragend gefallen. Ob es daran liegt, dass ich seit fast einem Monat kein anspruchsvolleres Spiel mehr gespielt habe? Mag auch sein, das gebe ich nach meinem weitgehend spielabstinenten Urlaub gerne auch zu. Trotzdem: Argent ist definitiv eine Empfehlung wert.