Beiträge von MetalPirate im Thema „kickstarter vs. andere crowdfunding Plattformen“

    Hat die Wahl der Crowdfunding Plattform, Einfluss auf die Entscheidung ein Spiel zu unterstützen...oder auch nicht?

    Ja, aber nur an nachgelagerter Stelle. Die (vermutete) Güte des Spiels und der dafür aufgerufene Preis stehen immer noch ganz vorn, dann kommt erstmal lange nichts, und irgendwann spielt dann auch mal die Plattform ein Rolle. Bis dahin ist aber in der Regel schon entschieden, ob ich etwas unterstützen will oder nicht.


    (Ausnahme natürlich: irgendeine total dubiose neue Crowdfunding-Plattform, von der man noch nie etwas oder bisher nur Negatives gehört hat. Da würde ich sicher kein teures Spiel unterstützen, egal wie gut es mir gefallen würde.)



    Wäre z.B. Tudor, um beim aktuellen Beispiel zu bleiben, interessanter wenn es statt bei der Schmiede, bei kickstarter plaziert worden wäre?

    Nur unwesentlich. Die Spieleschmiede ist eine etablierte Plattform, die schon viele Projekte erfolgreich gestemmt hat. Dass sie fremdsprachige Spiele für den deutschen Markt lokalisiert, ist grundsätzlich auch unterstützenswert.


    Es stimmt allerdings schon, dass die Schmiede bei mir eher mit Kundenunfreundlichkeit und Negativerlebnissen aus früheren Kampagnen verbunden ist. Keine E-Mail-Benachrichtigungen mit Projektupdates. Schreckliches Forum mit Zensur unerwünschter Worte (incl. oft gebrauchter Sachen wie "Bücher" oder "Update"!). Keine Möglichkeit, Pledges während der Finanzierungs problemlos wieder canceln zu können. Damit keine Möglichkeit zu unverbindlichen Fragen im Projektforum, sondern dort -- vom Macher vermutlich genau so gewollt! -- nur Hochjubler unterwegs. Andersrum schätze ich bei KS die Möglichkeit, dass Backer früherer Kampagnen eines Machers sich dort theoretisch mit einem später gecancelten Pledge temporär "einkaufen" und dem Macher in seinem gerade frisch gestarteten Projekt unangenehme Fragen zu seinem vergangenen Projekt stellen können. Allein schon diese Drohung ist ein wunderbarer Schutz der Backer vor schwarzen Schafen...


    Bei der Schmiede haben mir in vergangenen Projekten auch teils ein erschreckender Dilettantismus im Projektmanagement und die fehlenden bzw. lückenhaften Updates nicht gefallen, wobei letzteres im Falle von Tudor wohl eher kein Problem sein dürfte, weil der Verlag dahinter die Schwesterfirma Corax Games ist. Da wäre nichts zu übersetzen und das Hinterherlaufen hinter den Infos für die Backer wohl auch eher einfach. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass die Schmiede sich im Gegensatz zu Kickstarter nicht als reine Vermittlungsplattform, sondern selbst als Macher sieht, diesem Anspruch meiner persönlichen Meinung nach aber bisher in vielen Fällen eher schlecht gerecht geworden ist. Gerade wenn ich als Backer meinen Vertrag direkt mit der Schmiede habe, dann ich es nicht sein, dass Unterstützer einer parallel laufenden englischsprachigen Kickstarter-Kampagne dort ihre Projektupdates per Email bekommen, während der Spieleschmied nichts von Projektfortschritten erfährt, weil die Personalkapazität zum Übersetzen fehlt.



    Wären die aufgerufenen 50,- Euro, auf kickstarter dann vielleicht, subjektiv gesehen, doch nicht so teuer?

    Wäre ein Funding Ziel von, ich sage einfach mal, 30000,- auf kickstarter spannender?

    Würden "bling bling" Stretch Goals das Geld lockerer in den Taschen sitzen lassen?

    Kein Unterschied. Nein. Nein.


    was zählt der Ruf einer Crowdfunding Plattform?

    Und...können die anderen Plattformen überhaupt gegen kickstarter anstinken ?

    Der Ruf spielt eine Rolle, aber keine allzu große (es sein denn, der Ruf wäre klar negativ). Bei allen größeren Crowdfunding-Plattformen geht "normalerweise" alles gut mit gewissem Restrisiko für Ausfälle und Ärger. Nüchtern betrachtet, gibt sich das vermutlich nicht viel.


    Andere Crowdfunding-Plattformen hätten meiner Meinung nach gegen KS durchaus eine Chance, allerdings sollten sie sich dann im Vergleich zum Platzhirsch tendenziell eher kundenfreundlicher verhalten und nicht wie die Spieleschmiede (oder auch Indigogo) eher kundenunfreundlicher. Ich verstehe schon, dass die Plattformen da in einer gewissen Zwickmühle sind: sie müssen natürlich auch den Machern etwas bieten und Sachen wie direkter Geldeinzug mit Auszahlung an die Macher sind natürlich auf deren Interessen gemünzt, auf dass die Macher ihre Projekte dort (anstelle von KS) starten. Allerdings glaube ich, dass da trotzdem bei der KS-Konkurrenz ein Umdenken Richtung Kunden- bzw. Backer-Freundlichkeit einsetzen müsste. Sonst hat KS nichts zu befürchten, weil die Backer den Konkurrenzplattformen schlicht fern bleiben. Siehe neben der hier vielfach geäußerten Abneigung gegen Konkurrenzplattformen zu KS z.B. auch TMGs abgebrochenen ersten Versuch, The Flow of History zunächst über Indigogo zu finanzieren. Die haben's immerhin mal bei der Konkurrenz versucht und da gab's den direkten Vergleich. Sieg für Kickstarter auf ganzer Linie.


    Kickstarter ist sicher nicht perfekt, aber aus Kundensicht für mich immer noch das Beste aus den ganzen Crowdfunding-Plattformen (Indigogo, Verkami, Giochistarter, Spieleschmiede & Co). Auf absehbare Zeit wird sich da meiner Meinung nach auch nichts daran ändern.