Beiträge von Ben2 im Thema „Kalkulation des Verkaufspreises eines Spiels“

    Also wenn ...

    Lass mich dazu mal eine gegensätzliche Meinung aufstellen. Ich glaube, das ist hauptsächlich auf dem Papier richtig.

    ... kein Widerspruch zu meiner Kernaussage ist, dann habe ich wohl eine andere Definition von Widerspruch als du.

    Du reißt diese Aussage aus dem Kontext. Ich habe das hier näher erörtet: Kalkulation des Verkaufspreises eines Spiels


    Und hier nachgeschoben: Kalkulation des Verkaufspreises eines Spiels


    Wie ich auch gesagt habe: Für den GESAMTEN Markt, ist das nur auf dem Papier richtig. Im Massenmarkt ja, im Hobby-Markt nein (und auch da nur nein, wenn man ihn korrekt bedient).

    Gern - dann erlaube mir jedoch noch eine Antwort, warum das zu Recht Unfug wäre, aber nicht was ich gesagt habe.


    X-Wing, Zombicide, Arkham Horror LCG sind allessamt keine Produkte, die ich im Galeria Kaufhof verkaufe. Der würde das wahrscheinlich nicht mich Greifzangen anfassen (außer er kennt sich mit dem Hobby-Markt aus UND würde erwarten, dass Hobby-Gamer im Galeria Kaufhof kaufen würden, was wohl sehr unwahrscheinlich ist).

    Dennoch werden diese Artikel SEHR häufig verkauft. Mit sehr häufig meine ich Stückzahlen, bei denen uns hier in der Brettspielszene in Deutschland die Ohren schlackern. Es ist schlicht ein anderer Markt, der anders funktioniert und NICHT mit dem selben Zollstock bemessen werden kann.


    Ergo, du hast vollkommen Recht was Key Accounts angeht (was ich übrigens schon viel weiter oben mehrfach gesagt habe), aber ich behaupte, dass für den Hobby-Markt diese Ansicht nicht zutrifft, wenn man diesen Markt korrekt bedient.

    Du hast es also wirklich nicht verstanden. Sorry, aber das ist mir jetzt zu mühselig, dir hier noch mal zu erklären, wie der deutsche Spielemarkt funktioniert - zumal ich auch kein Vertriebsexperte bin, aber ich weiß zumindest deutlich mehr darüber als du.

    Auch wenn ich es sicher schätze, dass du mir hier an den Latz wirfst, ich hätte keine Ahnung vom deutschen Spielemarkt, freue ich mich immer über Beiträge, die mir erst mal jede Kompetenz absprechen. Mir ist es jetzt ebenfalls zu mühselig dir aufzuzählen, wie ich in einer Reihe von Beiträgen weiter oben bewusst erklärt habe auf was meine Aussagen beruhen - du kannst es ja noch mal nachlesen. Vielleicht auch erst mal genauer, bevor du mir jede Kenntnis absprichst .... unter anderem, dass ich hier eben nicht von den Key-Accounts des Massenmarkts spreche, sondern vom Hobby-Games Sektor. Und hier gab es vor allem in den letzten Jahren eine rapide Änderung der Gewohnheiten.


    Und ja, es gibt andere Sichtweisen über den deutschen (und internationalen Markt) als das was du hier als gegeben annimmst - das war, wie ich auch geschrieben habe, einer der Gründe warum meine Meinung (wie ebenfalls geschrieben) NICHT mehr mit deiner Deckungsgleich ist. Vor 3 Jahren wäre ich noch ganz deiner Meinung gewesen, was den deutschen Markt als solches angeht.

    Generell gibt es sie. Verlage versuchen sie aber dort zu vermeiden. Weil der Brettspielmarkt eben von vornherein nicht der Ort ist um die große Kohle zu scheffeln.


    Das ist nicht nur Asmodee mit FFG, die dem entgegenwirken. Und ich betone nochmal: bei Hobby-Games! Massenmarktsektor ist wieder was ganz anderes.

    Alle 6 Jahre ein neues Produkt - und das jeweils EXTENSIV supportet mit Erweiterungen, Events etc. Wo ist das denn ein schneller Zyklus Machiavelli101 ? Stattdessen stecken in jedem Produkt sehr viel Zeit und Geld und Innovation. Ständig one-shots, das ist doch eher die Norm hier?

    Das FFG-Konzept gleicht ja viel mehr dem "Games as a Service" Konzept ...


    Ich weiß, ich sehe das vergleichsweise radikal - vielleicht liege ich auch falsch, und der deutsche Markt ist viel "geiz ist geiler" als ich das wahrnehme ... aber zwischen "neuer Shit" und ich haue meine aktuellen Spiele zu Spottpreisen raus, ist ja auch noch mal eine große Bandbreite.

    Außerdem werden nach gefühlten 5 Jahre die Spiele aus dem Programm genommen.

    Gerade bei Lizenzgeschichten ist das sogar Pflicht. Aber das machen doch zum Beispiel auch hiesige Verlage oft viel flotter? Das finde ich jetzt auch nicht problematisch. Wenn es nicht mehr läuft, wird es aus dem Programm genommen, aber eben nicht vorher zu Spottpreisen verhökert. Man bekommt dann meist in den folgenden Christmas-Sales leichte Rabatte, aber nichts verrücktes.


    Ich will damit auch nicht sagen: BUUUUUUH Deutschland. Mir geht es darum, dass wir unseren Markt hier so schön selbst kultiviert haben und französische und amerikanische Verlage zeigen, dass es halt auch anders geht, wenn man denn will - man bewegt sich halt nicht, sondern verweist auf "ist halt so" und "war schon immer so" und wenn man sieht, wie andere Märkte innovativ agieren, kann man halt hier etwas abgehängt werden.


    So richtig die Augen geöffnet hat mir dabei die digitale Branche, die vor ganz ähnlichen Problemen in Deutschland stand - im direkten Wettkampf durch digitale Vertriebswege aber noch flotter abgehängt wurde, hätte sie nicht dann irgendwann umgeschwenkt.

    Gibt auch genug Verlage, die schon gewaltig dumpen - bei SdJ-Gewinn, Resterampe etc. Das man das nicht machen MUSS zeigen wiederum andere Verlage ...

    Na ja, ich hab ja keine Ahnung. Aber wenn man zuviel produziert hat oder den Platz braucht für den neuen heißen Shit muss man das Zeug ja irgendwie loswerden, Lagern kostet, kann ich keinem Verübeln.

    Ja, das ist ist die gängige Meinung. MUSS aber aber nicht so machen. Ich sage nur, es geht nicht nur theoretisch anders, sondern wird auch so praktiziert. FFG-Artikel sind Jahrelang Preisstabil zum Beispiel.

    Deutschland macht sich mit den Dumpingpreisen nach dem SdJ selbst den Markt langfristig kaputt, während man versucht den Aufwind des SdJ abzuschöpfen.

    Der Handel, nicht Deutschlandper se macht sich den markt kaputt. Ich erinnere nur an Toys´r Us und den Verkauf von Ticket to Ride unter EK...

    Gibt auch genug Verlage, die schon gewaltig dumpen - bei SdJ-Gewinn, Resterampe etc. Das man das nicht machen MUSS zeigen wiederum andere Verlage ...

    Weltweit sind sicher schon einige Azul verkauft worden. Mit Fakten kann ich dir das nicht belegen - nur mit Beobachtungen und Aussagen, die man so ausschnappt. Da die Spielebranche eben so unprofessionell ist, gibt es auch praktisch keine Daten. Weder von Verlagen noch von sonst wem. Das ist ja auch ein bisschen Teil des Problems. Aber warum sagt man oft, dass der Pfefferkuchel ein Indiz für die SdJ Preise ist ... weil man da schön die klassisch bereits beliebten Spiele des Jahrgangs sieht.


    Edit: Pandemic Legacy hat auch ne viertel Million verkaufte Spiele gehabt, bevor es nominiert wurde ....

    Ein kleiner Nachtrag: Momentum erhält ein Spiel übrigens erst an zweiter Stelle durch einen Preis wie das Spiel des Jahres - an erster Stelle wurde es von der Spielergemeinde - uns hardcore Hobby-Gamern aufgenommen und gehyped - so etwa mit Kingdomino, Exit oder jetzt Azul immer wieder schön zu beobachten. Und diese Hobby-Gamer schätzen eben mittlerweile Produktqualität, die einen gewissen Preis eben auch honoriert. Dann kommt das SdJ und DANN brechen einzelne Titel in den Massenmarkt und man könnte auf die ursprüngliche Aussage von Thygra zurückgreifen.


    Selbst dann sage ich aber mittlerweile: Deutschland macht sich mit den Dumpingpreisen nach dem SdJ selbst den Markt langfristig kaputt, während man versucht den Aufwind des SdJ abzuschöpfen. Asmodee hat da in den letzen Jahren - sehr sinnvoll mMn - versucht hier nicht nachzugeben, um den Gegenstand "Brettspiel" nicht (wie in den letzen Jahrzehnten geschehen) ständig nachhaltig zu devaluieren.


    Sorry für diesen Nachtrag, aber jetzt habe ich hoffentlich alles dazu gesagt, was mir im Kopf rumschwirrt. Das hat mich die letzten Stunden noch beschäftigt :D

    Ich versuche es mal weiter zu erklären. Noch bei meinem Weggang von Pegasus habe ich absolut die selbe Meinung zum deutschen Markt gehabt, wie Thygra. Ich habe aber seither nicht nur von deutlich mehr Verlagen neue Einblicke bekommen (nicht nur für die ich direkt gearbeitet habe) sondern auch durch Zusammenarbeit mit international agierenden Verlagen. Selbst mein Ausflug in die digitale Welt hat mir ganz andere Einblicke gegeben.


    Seitdem ist meine Meinung eine andere. Ja, das was Thygra sagt gilt für das, was wir "Massenmarkt" nennen. Der Massenmarkt wird aber in Deutschland von weniger als einer handvoll Verlagen kontrolliert - zu die ich Pegasus zum Beispiel nicht zähle [und das meine ich in keiner Weise abwertend!]. Zu Massenmarktprodukten zähle ich Monopoly, UNO, praktisch alles von Ravensburger, Catan von Kosmos (und ihre non-Games Artikel wie Experementierkästen etc. ) und eben unsere anderen üblichen Verdächtigen.

    Das, was wir hauptsächlich kennen sind aber Hobby-Games und die Verlage, die diese Zielgruppe bedienen.

    Diese Zielgruppe, meiner Meinung nach, funktioniert in großen Teilen (nicht komplett) NICHT mehr wie früher "Hauptsache billig" und der TYP des Spiels spielt da für mich erstmal keine Rolle. Also auch ein Familienspiel von Pegasus erreicht zum Beispiel meiner Meinung nach erst mal NICHT die Massenmarktzielgruppe, außer die Hobby-Gamer geben einem Spiel ausreichend Aufmerksamkeit, um auszubrechen.

    Ganz ähnliche Phänomene gibt es auch im Videospielsektor. Man muss eine gewisse Schwelle, ein gewisses Momentum erreichen, um auszubrechen.


    So - zurück zu Hobby-Games. Der Hobby-Gamer, so meine Meinung mittlerweile, schätzt nicht mehr generell "billiger ist besser", sondern ist bereit mehr zu bezahlen, wenn das Produkt eine dementsprechende Qualität aufweist. Das funktionierte bislang auch in anderen Sektoren gut (Haba etwa hat schon immer auf Qualität statt auf Dumping gesetzt) und wie man an Kickstarter auch sieht, besteht ein großer Wunsch für sein Geld auch etwas zu bekommen.

    Verlage, die dem nachkommen, auch auf traditionellen Wegen, haben entsprechend Erfolg (Roxley, Stonemaier, CMON (fast ganz FFG) .. - mittlerweile auch TMG mit ihren Deluxe-Versionen), weil man eben in diesem Sektor auch Liebe zum Produkt spüren möchte, weil es eben - wie du ode. gesagt hast, keine hochprofessionelle Industrie ist (im Hobby-Sektor - im Massenmarktsektor durchaus).


    Man darf mir hier gerne widersprechen, aber ich fühle mich mit den Entwicklungen in der Branche bestätigt und erst Recht, welche Änderungen Plan B etwa an Eggert vorgenommen hat. Allesamt herrausragend ...

    Deutschland kann da mitziehen oder so ein bisschen eingehen - dazu hatte ich erst eine schöne Unterhaltung mit Tom Felber, wo ich überlege ob ich daraus nicht nochmal den Podcast mache, um das näher zu besprechen ...

    Du KANNST eben mehr verlangen, wenn das Produkt auch dementsprechend überzeugt. So hat FFG schon immer funktioniert und der Markt hat aufgeholt. Das ist der ganze Erfolg von kIckstarter ...

    Aber jetzt stell dir mal vor, der ganze Markt funktioniert so... Mag ja sein, dass sich das verschiebt. Wenn jetzt aber der Großteil der Spiele teuer und aufwändig produziert ist, dann würde es ja automatisch irgendwann wieder in die andere Richtung gehen. Dann haben die günstig produzierten Spiele im Gegensatz zu dem opulenten Materialschlachten wieder den Wettbewerbsvorteil.


    Ich glaube auch nicht, dass man deine These auf kleine Märkte anwenden kann. Diese ganze Brettspielgeschichte funktioniert nur dank Globalisierung. Es ist eben ein Unterschied, ob du ein Spiel für das Regal im Geschäft produzierst, oder über weltweiten Versand im Onlinehandel.

    Ja, ich sage aber doch nur dass man den Markt kennen und flexibel reagieren muss. Meiner Meinung nach ist das die aktuelle Marktbewegung.

    Wobei: das iPhone lebt von genau dieser Idee ... Ganz Apple lebt von dieser Idee.

    Mir wurde mal gesagt: produziere ein Produkt für deine Zielgruppe, nicht für die Zielgruppe, die du gern hättest ...

    Ben2 : Dass einzelne Spiele die Ausnahme sind, die die Regel bestätigen, darüber müssen wir aber hier nicht mehr diskutieren oder? Azul ist ein Ausnahmespiel. Natürlich kann ein Spiel in Ausnahmefällen mit einem höheren Preis auch mal höhere Stückzahlen erzielen. Aber der Normalfall ist eben, dass der Endkunde im Laden ein Spiel für 19,99 eher kauft als für 23,99.

    Seien es die 100€ Klopper von FFG oder die riesigen Auflagen von diversen Zombicides (oder alles von Eric Lang) oder oder oder .... Alles Ausnahmen? Oder gute Wertschöpfung? Mit Ausnahme von Eggert in jüngster Zeit - und Hans im Glück seit längerem - ist das die Standardannahme in deutschen Verlagen. Ja wir haben einen engen Markt, aber ich halte das immer noch für einen Mythos. Du KANNST eben mehr verlangen, wenn das Produkt auch dementsprechend überzeugt. So hat FFG schon immer funktioniert und der Markt hat aufgeholt. Das ist der ganze Erfolg von kIckstarter ...


    Das ist ja auch logisch: Wenn ein Produkt teurer wird, sinken die Stückzahlen, die man davon verkaufen kann. Für 24 Euro kaufen das Spiel weniger Leute als für 20 Euro. Also muss der kalulatorische Aufschlag immer prozentual sein, um das steigende Risiko abzubilden.

    Lass mich dazu mal eine gegensätzliche Meinung aufstellen. Ich glaube, das ist hauptsächlich auf dem Papier richtig. Du musst den Preis finden, den Leute bezahlen. und wenn die letzten 5 Jahre dieser Branche irgendwas gezeigt haben, dann das Leute durchaus bereit sind mehr zu zahlen, wenn die Qualität auch dementsprechend ist. Der beste Beweis sollte dann auch Azul sein, dass eben auch durch sein sicherlich übertriebenes Material überzeugt bzw. dadurch erst gut ist. Wenn das alles nur Pappmarker wären, um es als 20 Euro Familienspiel zu verkaufen, wäre es jetzt nicht da wo es ist.

    Das DE mit billig billig billig ist mehr mehr mehr an vorderster Front steht, weiß ich, aber langfristig glaube ich nicht, dass man sich das leisten kann, wenn man nicht Ravensburger oder Kosmos heißt. Asmodee macht da schon viel richtig. Aber dann muss man halt auch Material und Illustrationstechnisch was geboten bekommen. Eggert geht mit Plan B jetzt ja auch diesen Weg ...