Beiträge von Dirtbag im Thema „Regeln und was mich davon abhält, sie zu lernen“

    Aber genau da liegt ja der Hund begraben. Eine gute Regel führt dazu, dass während des Spiels keinerlei Fragen mehr entstehen und das Spielen völlig ohne Regelunterbrechungen möglich ist. Erst durch das nicht vollständige Regelheft wird das Referenzbuch und die Spielunterbrechungen nötig.

    Sehe ich nicht so.


    Das mag vielleicht für verhältnismässig einfach aufgebaute Spiele gelten, wie beispielsweise die meisten Euros, die ihren Anspruch ja nicht aus einem komplizierten Mechanismus schöpfen (z.B. Agricola, Arler Erde, Puerto Rico). Aber wenn ein Spiel mehrere Ebenen und Subsysteme hat, dann werden auch mit gutem Regelheft Spielunterbrechungen nötig sein, weil man ohne Repetition schlichtweg nicht alle Informationen behalten kann.


    Ein gutes Regelheft macht imho Ablauf und Funktionsweise des Spiels klar, gibt mir alle relevanten Informationen für üblicherweise auftretende Situationen und weisst darauf hin, wenn es in bestimmten Situationen zu Abweichungen vom Regelfall kommen kann (z.B. durch eine andere Farbe des Regeltextes). Das Ganze schön referenziert und mit Inhaltsverzeichnis (z.B. über ein nicht sehr schönes, aber effizientes Nummerierungssystem, "10.4.2.3 Rückzug aus Raumkämpfen"), sodass bei allfälligen Regelfragen schnell nachgeschaut werden kann.


    Grundsätzlich finde ich den Weg von FFG nicht sooo schlecht, es ist nur z.T etwas zu sehr reduziert im "Playbook", weshalb das Referenzheft dann auch ständig gebraucht wird.

    [...] Ja vielleicht ist ein Referenzheft nicht der richtige Weg. Vielleicht sollte man eine volle normale Anleitung und ein learn to play anbieten, dass direkt durch die ersten Züge führt.

    Fände ich einen guten Ansatz.

    DVG handhabt das bei den Leader-Spielen so (nicht als separates Heft, sondern angehängt im Regelheft), Twilight Struggle stellt ebenfalls ein Beispiel-Spiel bereit im Anschluss an den Regelteil, gleiches gilt - wenn ich mich recht erinnere - für Eisenbach Gap, Space Empires und Cave Evil. So hat man alle Regeln parat und kann bei Verständnisschwierigkeiten direkt nachschauen, wie etwas korrekt implementiert wird.


    Zum eigentlichen Thema:

    Mich hält inzwischen primär die Länge einer Regel vom Lesen derselben ab, schlichtweg aufgrund der nötigen Zeitinvestition. Es gibt so viele Alternativbeschäftigungen, die mir mit gleichem Zeitaufwand mehr Freude bescheren. Ich lese gerne, aber ich lese nicht gerne Regeln - egal, ob sie nun humorvoll oder trocken sind. Deshalb erwarte ich von einer Regel vor allem eines: sie soll effizient und ohne Schnörkel das Spiel erklären und nicht meine Zeit mit unnützem Blabla und unnötig vielen Beispielen verschwenden. Dies umso mehr je länger das dazugehörige Spiel geht: eine mehrstündige Regellektüre, gefolgt von 1 Stunde Regelerklärung am Tisch, um dann in ein 4+ stündiges Spiel zu starten... Mach ich schonmal, wenn ich das Spiel unbedingt(!) spielen. Aber eben nur dann, und die Hürde ist wirklich hoch.


    Ein nach meinem Empfinden sehr gute Regel hat Space Empires 4X: nicht hübsch, nicht unterhaltsam, aber klar, gut strukturiert und schnell gelesen. Will ich es spielen, steht dem sowieso schon langen (aber unterhaltsamen) Spiel nicht noch die eigene Regel im Weg.


    Auf der anderen Seite steht aktuell Cave Evil: Warcults.

    Die Regel ist gut geschrieben und reduziert auf das Wesentliche, aber der schiere Umfang (96 Seiten) in Verbindung mit der zu erwartenden Spieldauer (ich rechne mit 5 Stunden Minimum für's erste Spiel) hält mich vom Lesen ab...