Beiträge von Thygra im Thema „Ist Beratung im Fachgeschäft mit Geld aufzuwiegen?“

    Wenn ich in stationären Einzelhandel dir selben Infos kriege wie online brauchen die sich nicht zu wundern wenn sie

    aussterben.

    Von der Meyerschen auf den Fachhandel zu verallgemeinern, bringt nichts, das ist wie Äpfel mit Orangen zu vergleichen.


    Es geht doch hier im Thread eigentlich um Fachgeschäfte. (Zumindest steht das so im Threadtitel.) Da sind die genannten Beispiele Toys R Us, Meyersche oder Müller die falschen Beispiele. Dass man in solchen Läden keine Fachberatung erwarten kann, sollte einem doch mit gesundem Menschenverstand eigentlich klar sein.


    Ich verstehe jedenfalls unter "Fachgeschäft" solche Läden, wie sie weiter oben schon beispielhaft genannt wurden: Spieleburg Göttingen, Spieltraum Osnabrück, Kinderkiste Marburg, Ultra Comics Nürnberg etc.

    >> Unabhängig davon: Viele Menschen wissen sehr wohl, dass Werbung nicht automatisch für Qualität steht.


    Ja, und? Ändert doch nichts daran, dass die Leute da in der Mehrheit vermuten würden, dass es etwas Gutes ist.

    An dieser Stelle kann ich dir nicht mehr folgen. Wenn viele Menschen wissen, dass Werbung nicht automatisch für Qualität steht, dann ist das doch gleichbedeutend damit, dass sie wissen, dass Werbung nicht automatisch für etwas Gutes steht!?

    >> Kleiner Exkurs


    Ok, Du hast also beim besten Verkäufer gekauft. Wenn Du Dich auch im Nachhinein mit Deiner Kaufentscheidung wohl fühlst, umso besser. Aber gerade bei Autohäusern ist die Beratung ja ziemlich eingeschränkt, weil die nur auf einen sehr begrenzten Pool zurückgreifen können - halt auf die Marken, die sie vertreiben. Vielleicht hat der Verkäufer Dir das "Monopoly der Autos" verkauft und Du hast es garnicht gemerkt und bist trotzdem glücklich? ;)

    Mein Auto-Beispiel diente dem Zweck zu zeigen, dass man mit etwas Menschenkenntnis durchaus erkennen kann, ob man eine gute Beratung erhält oder nicht. Insofern gehen die meisten Antworten über Autos an dem vorbei, worum es ging.


    Wenn ich mich dann nach einer guten Beratung trotzdem bewusst für ein Monopoly entscheide, weil ich davon überzeugt bin, dass es für meinen Zweck das richtige ist, dann spricht auch nichts dagegen, ein Monopoly zu kaufen. Denn vielleicht habe ich ja ein sehr glückslastiges Spiel wie dieses gesucht.

    Ps: Die Frage ist ja auch, wo bekommen diese Läden ihre FACHverkäufer her, wie attraktiv ist der Beruf und wird das Fachwissen des Verkäufers gefördert oder sogar besser entlohnt?

    Nach meiner Erfahrung sind das oft die Ladeninhaber selbst. Und mit ihren fundierten Wissen erkennen sie dann auch oft, welche potenziellen Mitarbeiter ebenfalls Ahnung haben, und stellen gezielt ein. Oder sie lernen ihre Mitarbeiter entsprechend an.

    Bei Autos hat man Vertragshändler, die nur ein, zwei Marken vertreiben und den Käufer nach dem Kauf betreuen.

    Nicht unbedingt. Ich bin bei einem Vertragshändler gelandet, der mir gesagt hat, wenn ich mein nächstes Auto von einer anderen Marke haben möchte, bestehen gute Chancen, dass er mir das ebenfalls besorgen kann, da er schon lange in der Branche ist und gute Kontakte hat. Und er mich als Kunden natürlich nicht verlieren möchte.


    Ob das dann wirklich sinnvoll ist, ein Auto einer anderen Marke dort zu kaufen, weiß ich noch nicht. Aber der Verkäufer gibt mir eben auch weiterhin das Gefühl, mir nicht unbedingt ein Auto seiner Marke verkaufen zu wollen, sondern das, was ich selbst möchte.

    Wenn ein Geschäft einen Riesen Aufsteller macht oder riesen Platz einräumt, dann geht doch wohl wirklich jeder davon aus, der den Artikel nicht kennt, dass das auch etwas Gutes/Besonderes ist.

    Von Aufsteller war oben nicht die Rede, sondern von "teilweise zwei Drittel der Fläche Monopoly & Co. vorbehalten". Genau darauf bezog ich mich.


    Unabhängig davon: Viele Menschen wissen sehr wohl, dass Werbung nicht automatisch für Qualität steht.

    Blöderweise kannst Du aber als Käufer normalerweise nicht sicher sein, dass Du wirklich kompetent und ohne Eigeninteresse beraten wurdest.

    Sicher kann man nicht sein, aber mit etwas Menschenkenntnis kann man oft spüren, wie ernst jemand seine Beratung nimmt.


    Kleiner Exkurs: Als ich mir vor ca. 5 Jahren erstmals ein eigenes Auto zulegte (bis dahin kam ich mit Carsharing und ÖPNV aus), habe ich 6 unterschiedliche Autohäuser aufgesucht und mich beraten lassen. In 5 Fällen hatte ich das Gefühl, der Verkäufer möchte mir ein Auto verkaufen. In 1 Fall hatte ich das Gefühl, der Verkäufer interessiert sich dafür, was ICH möchte, nicht was er möchte. Genau dort kam es dann auch zum Leasingvertrag.

    Man soll niemanden etwas verkaufen, was er nicht mag.

    Ein guter Fachhändler mit guter Beratung macht das auch nicht ...

    Wie viele Kunden verfluchen ein Spiel, das sie nicht kapieren, weil sie plötzlich Regeln lesen müssen und nicht auf die altehrwürdige, generationenübergreifende Mund zu Mund Übertragung der Regeln zurückgreifen wollen?

    ... denn Teil der guten Beratung ist zum Beispiel auch die Frage, ob es sehr kurze Regeln sein müssen oder ob es auch etwas mehr sein darf.

    Man könnte es aber vielleicht sogar eher so sehen, dass die Leute im Kaufhaus gerade wegen der Beratung Monopoly kaufen, wenn wir mal den Begriff sehr weit dehnen und es als Form der Beratung sehen, dass teilweise zwei Drittel der Fläche Monopoly & Co. vorbehalten ist.

    In einem Kaufhaus erhält man normalerweise keine gute Beratung. (Natürlich gibt es Ausnahmen.) Genau darum geht es doch aber aus meiner Sicht in diesem Thread. Dass gute Fachhändler sich mit guter Beratung einen guten Ruf erarbeiten können und damit auch in der Lage sind, sich Stammkundschaft aufzubauen.

    Das suggeriert doch bereits, dass es ein tolles Spiel ist.

    Nein, das tut es nicht. Das suggeriert nur, dass es ein bekanntes Spiel ist.


    Aber zurück zu dem eigentlichen Zitat von dir, auf das ich mich oben bezog: Ich bin nach 15 Jahren im Spiele-Einzelhandel völlig gegenteiliger Meinung als du und finde, dass Brettspiele besonders erklärungsbedürftige Güter sind! Für kaum einen anderen Artikel im Spielwarenbereich braucht man so viel Zeit für eine gute Beratung. (Vielleicht noch für ein Kinderfahrrad oder eine Modelleisenbahn.)


    Eine Fachberatung zu einem Brettspiel dauert seine Zeit, eben weil man wirklich viel erklären muss. Zugleich aber hat der Kunde nur selten viel Zeit, sich viel erklären zu lassen. Und viele Kunden wollen gar keine sehr ausführliche Erklärung haben, sondern innerhalb von 5 Minuten Beratung die eierlegende Wollmilchsau finden. Genau das führt dann aber oft dazu, dass sie am Ende ein Spiel erhalten, mit dem sie doch nicht glücklich werden.


    Zurück zur Eingangsfrage: Eine wirklich gute Beratung im Fachgeschäft ist auf jeden Fall mit Geld aufzuwiegen. Nur leider gibt es eine solch gute Beratung nicht sehr oft. Denn die Voraussetzung dafür ist, dass der Verkäufer selbst gerne spielt und seine Freizeit damit verbringt. So wie z. B. die Inhaber der Spieleburg Göttingen, der Kinderkiste Marburg oder von Ultra Comics in Nürnberg und noch einige mehr. Deren Beratung ist allemal ihr Geld wert. Und es gibt sicher noch einige weitere vergleichbare Läden, ich habe hier nur die genannt, die ich persönlich kenne und die mir auf die Schnelle einfielen.