Beiträge von Ticketautomat im Thema „16.04.-22.04.2018“

    #Cubalibre (GMT Games)


    Ratzfatz-Rezi:

    Cuba Libre (GMT Games) ist ein Spiel aus der großen Gruppe der Konfliktsimulationen (cosim) mit card-driven-Mechanismus, hat ein für cosims typisches Thema (hier: kubanische Revolution), spielt sich aber doch eher untypisch für die üblichen amerikanischen Wargames und kann bestimmt auch den ein oder anderen Eurogamer mit Interesse am Thema begeistern. Wie in den meisten Spielen der COIN-Serie sind vier Spieler mit ihrer Fraktion, neben den Rebellen der Bewegung des 26. Juli, gibt es auch noch das Directorio, die Regierung und die Mafia, und ihren jeweiligen Einheiten auf einer Kuba-Karte platziert, haben komplett eigene Handlungsoptionen, mit jeweils eigenen Zielen und versuchen mit dem gemeinsamen Kartendeck diese zu erfüllen. Das Besondere ist, es werden immer zwei Karten aufgedeckt: Eine aktuelle, die genutzt wird und die nächste, die darauf folgen wird. Auf jeder Karte steht eine Spielerreihenfolge. Der z: Euerst genannte darf entscheiden, ob er diese Karte nutzen will und damit im nächsten Zug nicht verfügbar sein wird, oder ob er in der jetztigen Runde passen möchte, dadurch Ressourcen bekommt und dafür im nächsten Zug aktiv ist. Wenn er die Karte nutzen möchte, kann er durch die Wahl seiner Handlung beeinflussen, welche Möglichkeit dem nachfolgenden Spieler bleibt: Entweder eine vollwertige Aktion, das aktuelle Ereignis nutzen oder eine limitierte, quasi abgespeckte Aktion, die weniger attraktiv ist. Das Spiel hat eine deutliche Lernkurve und ähnlich wie in anderen card driven wargames, wie zB Twilight Struggle/Gleichgewicht des Schreckens hat man die ersten Partien noch kaum eine Vorstellung, wie man eigentlich das erreicht, was man erreichen will. Dennoch ist diese Art von Spiel so faszinierend, dass man am liebsten eine zweite Partie hinterherschieben möchte, nach drei bis vier Stunden Spielzeit ein mitunter anstrengendes Unterfangen.


    In unserem Spiel war ich mit den Castro/Guevara-Rebellen unterwegs und bekam es relativ schnell mit der zweiten Rebellenfraktion der Zeit, dem Directorio zu tun, die es aus unerfindlichen Gründen auf mich abgesehen hatten und mich zum persönlichen Lieblingsfeind auserkorten, dabei die Regierung aus den Augen ließen, mit dieser Strategie aber dennoch ungemein viel Erfolg hatten und bereits nach der Hälfte des Spiels kurz vor dem Gewinnen waren. Die Mafia tat, was sie tun muss und eröffnete fleißig Kasinos, schaffte es aber nicht, die notwendigen Gebiete zu kontrollieren und musste viel zu viel Ressourcen an die Regierung als Bestechungsgelder abgeben, während die Regierung sich in den Städten einschloss und im richtigen Augenblick die notwendigen Gebiete unter Kontrolle hielt - und somit das Spiel gewann.


    Das Spiel ist sehr spannend und durch die Ereignisse kommt man richtig in Stimmung, man taucht in die Geschichte ab und freut sich daran, die Ereignisse, die man aus Geschichtsbüchern kennt, neu zu erleben und möglicherweise den Lauf der Geschichte neu zu schreiben. Note 9/10.