Beiträge von Harry2017 im Thema „Mechanische/Mathematische Siegpunktmulitplikatoren in Eurospielen“

    [Tom]


    Jo, merkt man ja auch in meinem Beispiel oben. Der Kniff ist ja der Multiplikator und das richtige Umschalten...


    Aber: Warum gibts den? Ist es, weil wir lieber 70 zu 60 statt 7 zu 6 gewinnen, weil sich ein Sieg sonst belanglos anfühlt und man das Gefühl hat, man hätte eigentlich alles machen können, wenn man so nah beinander liegt? Ist es rein um des „Kniffs“ Willen, ohne wirklichen Grund?


    Warum wird eher das richtige Umschalten zur Mathematik und nicht die reine Engine bewertet?

    Mir gehts ja garnicht nur unbedingt darum, dass ich (oder meine Mitspieler) einen Multiplikator nicht durchschauen können. Spätestens nach unserer ersten Partie Concordia haben meine Mitspieler die Relevanz auch verstanden, trotzdem hat mich das „irgendwie, egal wie, hauptsache irgendeine Karte kaufen“ weiterhin am Ende weitergebracht.


    Es geht also auch nicht wirklich darum, dass ich oder meine Mitspieler die Relevanz eines Multiplikators im Spiel nicht erkennen - das *X Zeichen ist schon ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Hat man ein paar solcher Spiele gespielt, so wird man schon von vornherein sehen, dass da etwas durchaus wichtig ist.


    Mir gehts eher darum, dass ich durch eine dröge Multiplikatorleiste nicht gewinnen will, ohne die aber oft nicht gewinnen kann...und welchen Reiz andere daraus ziehen?


    Ich habe gemerkt: Die Spiele dahinter mag ich oft eigentlich sogar recht gerne - Aufbauen, Engine erzeugen, effizient tauschen usw...Und dabei ist mir dann bei Orleans aufgefallen: Ich mag halt eher häufig den Wertungsmechanismus nicht und das Spiel, das sich als Konzentration auf diesen daraus ergibt.


    Warum verwenden Autoren Multiplikatoren? Warum kürt man nicht das effiziente und hochwertige Aufbauen / Ausbauen im Sinne des Ressourcenmanagements zum Sieger, sondern den, der nach der Aufbauphase den Multiplikator am geschicktesten versteht/ausnutzt?


    Warum ist bei Concordia nicht der, der sich am hochwertigsten aufgebaut und am meisten ausgebreitet hat, der Sieger, sondern der, der den trockenen Multiplikator am besten nutzt?

    Meine Top Ten Eurospiele sind (passen leider nicht mehr in die Signatur, nicht schlimm ich spiele ja eh meist trotzdem lieber anderes):


    Terra Mystica

    Istanbul

    Stone Age

    7 Wonders

    Puerto Rico

    Lords of Waterdeep

    Carcassonne

    Schlösser des König Ludwig

    Tzolkin

    Yedo


    Alles tolle Spiele, bei denen entweder ein extremer Siegpunkt-Multiplikator rein fürs Ende nicht vorhanden oder nicht omnipräsent ist, oder sich dieser in meinen jeweils 1-5 Spielen (Carcassonne vielleicht mehr), in den Runden zumindest nicht so übermäßig gezeigt hat.


    Orleans ist ein gutes Beispiel dafür. Ich finde das Spiel, die Idee usw alles richtig richtig gut - Aber ich mag es nicht, mich zu sehr auf dieser doofen Leiste rumzubewegen...die soll weg :D Ich finde die einfach langweilig, sie ist aber zu relevant fürs Spielgeschehen.

    Bierbart Oft gehts mir ähnlich, bin häufig da ganz bei dir. Aber: Ich möchte mit diesem Thread garnicht so sehr auf Eurogames allgemein rumhacken (eigentlich sollte oben deutlich werden, dass ich erkannt habe die zumindest teilweise im Ablauf sogar wirklich zu mögen). Mir gehts in diesem Thema besonders um den Mechanismus der Siegpunktmultiplikatoren - Denn ich habe entdeckt, dass mich das mitunter oft am meisten abtörnt.


    Es wäre schade, wenn das Thema in die normale für und wider Eurogames abdriftet :)

    MetalPirate


    Ich denke sogar ganz sicher, dass das bei unseren Concordia Spiele so war. Da wird man mit mehr Spielerfahrung natürlich genauer drauf achten. Aber da hat nun selbst der Spielbesitzer (deutlich mehr Euro-Affin als ich) durch meine 3 Siege eigentlich garkeine Lust mehr - Und ich auch nicht :)


    Das soll aber im Detail nicht darum gehen. Mir ist bewusst, dass mehr Spielerfahrung das ganze deutlich verändert. Mir geht es eher darum, dass ich die hohe Relevanz eines rein mechanischen x2 Siegpunkte (als Beispiel) in einem Spiel einfach häufig zu wichtig und gleichzeitig aber auch langweilig im Gegensatz zum schönen Ausbreiten/Aufbauen/strategischen Handeln finde. Ich will ganz allgemein durch Multiplikatoren garnicht gewinnen - muss die aber häufig nutzen, um überhaut eine Chance zu haben.


    (Ausnahmen gibt es natürlich - Kaufe ich in einem Spiel zur weiteren Nutzung etwa eine Maschine als Arbeiterersatz, die in einer Runde Holz x2 ausspuckt, einfach weil sie schneller ist, dann törnt mich das nicht so ab, wie ein Siegpunktmultiplikator am Ende)

    Deswegen bin ich so gespannt auf Kolonisten oder mag zb den Euroanteil bei Eclipse total gerne. Ressourcenmanagement kann mir sogar richtig Spaß machen.


    Mich würde Baseliner s Meinung interessieren, den ich hier als Eurospieler sehr zu schätzen gelernt habe. Er ist so etwas wie der Anti-Harry :) Was garnicht schlimm ist, ich lese seine/Deine Berichte recht gerne - Gerade weil Du so einen ganz anderen Ansatz zu mir fährst. Wir haben einen komplett unterschiedlichen Geschmack und bzw. eine stark unterschiedliche Ausrichtung und ich bin immer wieder interessiert daran zu lesen, wie bzw. was Du aus solch einem Spiel rausholst. Trotzdem die Spiel-Motivation eine ganz andere ist, kann ich bei deinen Berichten recht plastisch das Interesse nachvollziehen und mal über den eigenen Tellerrand blicken. :thumbsup:

    Ich (als eher Amispieler) habe in der letzten Zeit mal darüber nachgedacht, was mir an Eurospielen meist so missfällt.

    Seltsam eigentlich: Ich mag es normalerweise sogar richtig gerne, Dinge effizient auszutauschen, zu optimieren, einen „wirtschaftlichen“ Plan für Ressourcen und Co zu entwickeln, aber trotzdem fehlt selbst bei den richtig guten Eurospielen oft für mich so der letzte Funke.


    Mitunter bin ich zu dem Ergebnis gekommen, das ich das Spiel ansich häufig garnicht so schlimm finde. Concordia und Orleans beispielsweise halte ich eigentlich sogar für herausragende Spiele, was die Aktionen und das Spiel ansich angeht. Was mir aber richtig missfällt, sind unthematische Siegpunktmultiplikatoren - Bei Concordia in Form von Karten als Multiplikator, bei Orleans mit einer für mich grausigen Multiplikatorleiste.


    Ich habe alle meine 3 bisherigen Concordiaspiele mit Abstand gewonnen. Rein durch optimiertes Ressourcenmanagement, das zum Ende hin auf wildes Kartenkaufen ausgerichtet war. Hauptsache im letzten Drittel irgendwie auch nur eine Karte jede Runde erhaschen, um möglichst viel meiner durchschnittlichen Ergebnisse zu multiplizieren. Meine Mitspieler, die in jeder Ressourcen-Kategorie eigentlich deutlich besser waren, haben verloren, weil ich mich immer recht durchschnittlich, dafür aber breit aufgestellt und dann effizient multipliziert habe. Das war für alle unbefriedigend.


    Bei Orleans hingegen habe ich eigentlich ziemlich gut gespielt, mich Plättchentechnisch effizient ausgestattet und die Karte super genutzt, aber mangels Interesse mal die Multiplikatorleiste ausser acht gelassen - Und deutlich verloren. Ich fand das Spiel an dem Tag richtig gut - Rückblickend mag ich das immer noch sehr gerne, aber meine eigene, ungespielte Ausgabe verkaufe ich nun doch - Einfach weil mir die Multiplikatorleiste missfällt. Nicht weil ich zu doof bin die zu nutzen, sondern weil ich die Leiste so mathematisch-mechanisch finde und die hohe Relevanz der Leiste einfach nicht mag.


    Terra Mystica hat glaube ich bei mir Glück gehabt, dass in meinen Spielrunden die Relevanz des Landschafts-Plans und des eigenen Tableaus jedem jeweils deutlich wichtiger war, als die Multiplikatornutzung der Kultwertung - Wenn es nach mir gehen würde, könnte die ganze Kultleiste bei dem wirklich tollen Spiel weg :D


    Wie sehen das andere? Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass ich zumeist gar keine grundsätzliche Euro-Abneigung habe, sondern mir eher unthematische, mechanisch-mathematische Multiplikatormöglichkeiten missfallen, die dazu einladen, schlussendlich nur rein darauf zu zielen.


    Ich weiß ein tolles, aufbauendes Ressourcenmanagement wirklich zu schätzen - Aber eher kein Formeljonglieren...