Beiträge von Bierbart im Thema „Rezensionen von Autoren“

    [Tom]

    Es geht ja nicht nur alleine um kurzfristige monetären Schaden; auf lange Sicht (und in einem größeren Zusammenhang) geht es mehr um immaterielle Schäden wie eben den von Ben2 beschriebenen Vertrauensverlust. Ich meine, das ist doch kein Zustand, wenn wir alle nur noch resignieren, weil man ja eh niemandem und nichts Glauben schenken darf.

    Nebenbei: Mit dieser Laissez-Faire-Sichtweise könnte man ebenso gut gleich den Verbraucherschutz ganz allgemein in Frage stellen: Wozu Werbung kennzeichnen? Wozu Lebensmittelampeln? Wozu Schaubilder zur Energieeffizienz? Wozu Lebensmittelpreise zusätzlich auf vergleichbare Mengenangaben auszeichnen? ... :)

    (...) Es gibt in der Spielebranche auch andere Verknüpfungen unterschiedlicher Tätigkeiten, die in anderen Branchen vermutlich undenkbar wären. So gibt es beispielsweise einige Autoren, die auch Rezensionen schreiben. Hat dies schon mal jemand als problematisch angesprochen?


    Man stelle sich mal vor, ein Buchautor schreibt Rezensionen über andere Bücher. Oder ein Drehbuchautor schreibt Filmkritiken. Oder ein BMW-Entwickler bewertet Autos in einer Fachzeitschrift. Das sieht für mich undenkbar aus. Weshalb wird das bei Spielen nicht hinterfragt? (...)

    Ich denke, hier geht es weniger um abstrakte normative Vorstellungen von Unabhängigkeit, an die man in Sonntagsreden wunderbar appellieren könnte, sondern um technische und finanzielle, teils auch gesellschaftliche Einstiegshürden. je niedriger diese Hürden sind, desto mehr Hobby-Enthusiasten nehmen wechselnde Rollen in diesem Feld ein (das sich "Szene" nennt, wenn die Hürden sehr niedrig sind, und "Branche", wenn die Hürden hoch sind).

    • Jedes Kind kann ein einfaches Spiel entwickeln, aber nur sehr wenige Menschen können eine Oper komponieren
    • Jeder kann einen Film ansehen, aber nur wenige können einen Film erschaffen, ebenso kann jeder ein Auto fahren, aber nur wenige Menschen können eines bauen
    • Jeder kann heutzutage einen Blog starten, "Rezensionen" schreiben und praktisch unentgeltlich veröffentlichen, früher brauchte man einen Verlag, viel Geld und vor allem Käufer
    • ...

    Das Internet hat diese Hürden nochmal deutlich herabgesetzt, und im Brettspielbereich speziell ermöglicht Crowdfunding vielen Amateuren inzwischen, sich als Autoren zu betätigen, aber das Phänomen an sich gab es auch schon lange davor; vermutlich schon immer, seitdem Popkultur existiert. Praktisch jeder Bereich der Popkultur (als Gegenbegriff zur elitären Hochkultur) wird von Hobbyisten vorangetrieben, und Hobbyisten wachsen nun einmal in ihre Rollen hinein, ohne sich vorher auf diese oder jene kategorisch festzulegen.