Beiträge von MetalPirate im Thema „Viele Punkte = befriedigendes Spielgefühl?“

    Finde subjektiv dass es ab über 200 ein wenig "albern" wird.

    Sah ich früher ähnlich, aber mittlerweile würde ich es etwas differenzierter sehen. Mindestens genauso wichtig wie die absolute Punktzahl ist doch, wie oft es wieviele Punkte gibt. Bei Russian Railroads sind doch nicht die 400+ Punkte am Ende das Problem, sondern erstens das Missverhältnis zwischen den Punkteausschüttungen in den einzelnen Runden und zweitens die Tatsache, dass in der letzten Runde auch einzelne Wertungsteile locker-flockig hohe zweistellige oder gar dreistellige Werte ergeben können.


    Zwei Gegenspiele wären für mich Bora Bora oder Chimera Station. Da kann man auf 200+ bzw. 300+ Punkte kommen, ohne dass es sich auch nur ein bisschen unpassend anfühlen würde. Die Frage ist doch, wie die Punkte zusammenkommen. Einfaches Rechenbeispiel: In einem 2-Stunden-Euro-Spiel erhält man vielleicht gut 30 Mal irgendwelche Punkte, teils für eigene Züge, teils für so Zeugs wie Mehrheitswertungen am Rundenende. Wenn das ab und zu mal im Wertebereich 10-25 Punkte liegt für besonders gut vorbereitete Wertungszüge, dazu vielleicht 10 mal im Bereich bis 10 Punkte und 20 mal bis 5 Punkte, dann würde ich das für völlig okay halten -- und in diesem Beispiel sind wir dann schon locker-flockig über den 200 Punkten.

    Mir ist es völlig egal, ob es 1:0 oder 164:152 ausgeht. Ein 1:0 kann ein sehr schönes Ergebnis sein! ;)


    Ein "positives Spielgefühl" wie (u.a.) von Puma genannt, würde ich auch eher an kleineren Erfolgserlebnissen im Spiel als an der massenhaften Punkteausschüttung festmachen, auch wenn das natürlich nicht unabhängig voneinander ist, denn "Punkte erhalten" ist sicher eine abstrakte Form von Erfolgserlebnis. Trotzdem würde ich das lieber an thematischen Dingen festmachen wollen, wie etwa "ich bin als erster in Peking angekommen" oder "ich gewinne den Terraformer-Meilenstein" oder "ich habe mein Gebäude so platziert, dass mir in Zukunft jeder, der vorbeizieht, Geld zahlen muss". Ob da nachher Siegpunkte drangetackert sind oder nicht, ist doch eigentlich eher sekundär. Worüber freue ich mich da mehr? Über den Terraformer-Meilenstein oder die 5 Punkte?


    In Sachen Bepunktung sehe ich nur zwei Sachen als potenziell problematisch an. Bei erdrutschartigen Siegen gibt es bei manchen (nicht allen!) Spielen die Gefahr, dass es nicht jedem am Tisch Spaß macht, was dann nicht ganz im Sinne des gemeinsamen spaßmachenden Spielerlebnisses liegt. Die zweite Sache sind Spiele, in denen man andauernd krumme zwei- oder gar dreistellige Zahlen addieren muss. Da frage ich mich, ob der Autor da die Kopfrechenfähigkeit der Spieler testen wollte. Ist das wirklich immer nötig für eine exakte Balance oder fehlt da einfach nur ein Streamlining-Schritt? Das gilt umso mehr, wenn man in der ersten Runde 10 Punkte holt und in der letzten dann über 200 Punkte. Eine solche stark exponentielle Punkteausschüttung könnte man sogar als dritte Sache nennen, die ich bei Punkteausschüttungen kritisch sehe, denn da fragt man sich natürlich auch schnell, warum es am Anfang überhaupt Punkte gab, wenn das alles im Lichte der letzten Runde eigentlich keine Rolle mehr spielt.