Beiträge von VoSch im Thema „Hannibal & Hamilcar (2018)“

    Gibt es nach einem halben Jahr des Erscheinens jemanden der sowohl Hannibal als auch Hamilcar hinreichend oft gespielt hat um einen Vergleich zu wagen ? Macht die Hamilkarerweiterung so viel Spass, dass sich die Anschaffung nur wegen der Erweiterung für einen erfahrenen Hannibalspieler lohnen könnte ?

    Ich kenne nur die Ausgabe von Avalon Hill, diese habe ich aber mehr 50 mal gespielt. Ich habe die oben verlinkte Kurzregel kurz überflogen und mir sind da keine wesentlichen Veränderungen aufgefallen. Insofern hoffe ich, dass mein Feedback für die Beurteilung der Neuausgabe hilfreich ist.

    Hannibal ist eines meiner absoluten Lieblingsspiel. Es war das zweite der sogenannten card driven games und für mich hinsichtlich Spiellänge und Komplexität ideal.

    Das Spiel ist gut an einem Abend zu spielen, vorausgesetzt man hat das Spiel hinsichtlich der Regeln intus und schon eine handvoll Partien absolviert.

    Am Anfang muss man sicherlich immer wieder die Regeln nachlesen, die Gesamtstrategie ist einem nicht klar und die jede Runde neue Kartenhand überfordert einen hinsichtlich der Kartentexte und Handlungsoptionen. Insofern wird man für die ersten Kennenlernpartien sicher viel mehr Zeit aufwenden müssen. Die Avalon Hill Ausgabe kannte aber keine Szenarien, inwiefern die ganzen neuen Szenarien etwas taugen kann ich nicht sagen.


    Hannibal bietet den Spielern 3 Kriegsschauplätze, Afrika, Italien und Spanien. Hannibal wird sicher immer erst einmal über die Alpen ziehen und sich in Italien austoben und versuchen jede dort sich aufbauende Armee Roms zu vernichten. Der Römer kann versuchen, sein Schlachtenglück gegen ihn zu finden, ansonsten aber einen Abnutzungskampf in Italien führen und in Spanien und Africa die weniger fähigen karthagischen Generäle zu schlagen.


    Jede Seiten hat ihre Stärken und Schwächen. Karthago hat mit Hannibal den besten General auf dem Brett bis zur Ankunft von Scipio Africanus und am Anfang eine Armee mit maximaler Schlagkraft. Dafür bekommt Karthago weniger Truppennachschub jede Runde, der sich zudem über die 3 Kriegsschauplätze verteilen. Die Seebewegung bedeutet für Karthago immer die Gefahr von Verlusten. Zudem ist der Seeweg von Italien nach Africa höchstriskant. Der Römer dagegen kann sich sicher auf See bewegen, kann seine neuen Truppen ohne grosse örtliche Beschränkungen platzieren, hat aber mit immer wechselnden Generälen zu kämpfen und politisch bedingten Verteilungen von neuen Truppen an die Konsularen. Und wird am Anfang von Hannibal regelmässig verprügelt.


    Das Spiel ist im Kern einfach. Es gibt zunächst Verstärkungen, dann werden die Strategiekarten vom gemeinsamen Kartendeck verteilt. Danach spielen die Spieler abwechselnd eine Karte aus, das Herz des Spiels. Beim Ausspielen der Karte gibt es zwei Optionen: Kartentext oder den Operationswert der Karte benutzen. Die Kartentexte sind selbsterklärend. Die Operationswerte nutzt man für Bewegung der Generäle nebst ihren Truppen oder um politischen Einfluss zu legen. Nach dieser Strategiephase überprüft man Winterverluste un entfernt evtl. Politikmarker. Das wars.


    Treffen zwei Armeen aufeinander gibt es eine Schlacht, die mit Kampfkarten ausgetragen werden. Jeder mitgeführte Stärkepunkt der kämpfenden Armee gibt eine Karte, der Strategiewert des kommandieren Generals gibt die entsprechende Anzahl an Karten. Hinzu kommen noch ca. 5 Umstände (freundliche Stämme, Interception etc.), die Karten hinzufügen oder reduzieren können. Am Ende des Tages spielt der Angreifer eine Karte aus, die der Verteidiger parieren muss, indem er dieselbe Karte ausspielen muss (z.B. linke Flanke vs. linke Flanke). Nach jeder Kartenrunde kann die Initiative (das Recht die erste Karte auszuspielen) wechseln. Dafür wird entweder auf den Strategiewert des Generals gewürfelt (Hannibal schafft dies bei einem Würfelwurf von 1 bis 4, Varro nur bei 1) oder aber automatisch nachdem der Angreifer die Kampfkarte Doppelte Umfassung ausspielte und der Verteidiger diese pariert hat. Siege ich allerdings mit doppelter Umfassung erleidet der Verlierer mit höherer Wahrscheinlichkeit stärkere Verluste. Es werden solange Karten ausgespielt, bis eine Seite nicht mehr parieren kann. Beide Seiten erleiden ausgewürfelt Verluste auf Basis der Anzahl der ausgespielten Kampfkarten, der Verlierer würfelt noch für zusätzliche Verluste. Der Verlierer muss zudem politische Kontrollmarker auf dem Spielbrett entfernen.


    Nach 9 Runden siegt der Spieler, der die meisten Provinzen kontrolliert, oder vorher durch die Einnahme der feindlichen Hauptstadt. Der Tod Hannibals war in der ersten Auflage noch eine weitere Siegesbedingung, wurde später aber entfernt. Ich spiele mit dieser Regel aber weiterhin, schliesslich heisst das Spiel Hannibal !


    Sämtliche Generäle haben spezielle Fähigkeiten, es gibt Belagerungen von Städten (die letztendlich besonders schwer zu beseitigende/umzudrehende Politikmarker sind), Elefanten, Verluste beim überqueren der Alpenpässe und einiges mehr. Für meinen Geschmack taucht man durch die Spezialregeln und Kartentexte komplett in die Geschichte des 2. punischen Krieges ein und ich kann das Spiel hier nur jedem an Herz legen.


    Das zweite Spiel Hamilkar kenne ich nicht. Hamilkar ist mit dieser Ausgabe meines Wissens erstmalig mit dieser neuen Ausgabe erschienen. Hier wäre ich dankbar für ein Feedback von erfahren Hannibalspielern, ob sich eine Neuanschaffung wegen Hamilkar für mich lohnen könnte.