Beiträge von fjaellraeven im Thema „ <- meine/eure Erfahrungen und damit verbundene Lehren“

    Thygra Ich wollte es Kompakt halte, da die Beiträge sonst noch abschreckender wirken von der Länge und ich am Ende nur für mich schreibe. Werde es mir aber zu Herzen nehmen und abändern ;)


    Habe es abgeändert wobei ich dann auf die Idee kam, die Absätze komplett wegzulassen. In diesem Fall hätte ich mich nämlich für mehrere Absätze entschuldigen müssen :P

    Ich möchte mich im Vorhinein entschuldigen, falls ich mehr als einen Absatz zu diesem Thema schreiben werde...


    Meine Kickstartererfahrungen bisher sind sehr überschaubar. Zueltzt habe ich Cthulhu Wars gebacken, davor Too Many Bones und La Cosa Nostra/Guns for Hire. Während letzteres eine relativ Geldbeutel schonende Kampagne war, habe ich in den beiden anderen ~800€ versenkt. Das hatte aber nichts damit zu tun, dass mich andere Spieler in Threads "gehyped" haben, sondern es liegt daran, dass ich die Spiele schon länger verfolgt habe und mir über ein längeren Zeitraum eine Meinung vom Spiel gebildet habe. Mein Interesse ist auch nach Ablauf der Kampagne noch existent, das mag aber auch daran liegen, dass ich meine Spielesammlung in einem Rahmen halten möchte, in dem jedes Spiel auch gelegentlich auf den Tisch kommt. Bevor ich etwas kaufe selektiere ich also stärker als der Typ Käufer, der sein Spiel bei Nichtgefallen einfach wieder abstößt. Von mir gekaufte Spiele zünden zu 95% in den jeweiligen Spielgruppen und bleiben auch in meiner Sammlung.


    Mir ist es wichtig, dass ich mich bewusst mit dem auseinandersetze, was ich mir letztlich kaufen werde. Um das Beispiel des Rewe-Marktes aufzugreifen:

    Wenn vor mir in der Obstauslage 5 Bananen liegen, dann schaue ich mir die einzelnen Bananen an und entscheide dann, welche ich letztlich Kaufe. Banane ist grundsätzlich Banane, aber ich esse sie am liebsten grünlich und fest, weswegen 3 wahrscheinlich direkt ausscheiden. Sind noch zwei übrig, dann überlege ich mir auch, ob ich beide essen möchte oder sie vielleicht doch auf dem Transport Druckstellen bekommen und ich die eine, die dann einen Tag lagern muss, vielleicht nicht mehr mit dem Genuss esse, den ich gerade beim Kauf verspüre. In diesem Fall kaufe ich mir dann eben nur die eine Banane, die andere wird auch ohne mich einen Käufer finden und am Ende werden wir beide appetitliche Bananen haben und ich mich nicht insgeheim ärgere, dass ich beim Kauf ein wenig gierig waren.


    Alle meine Kickstarterkampagnen hatten sich schon bewiesen, befanden sich in der 3. Kampagne oder boten im Falle von Guns for Hire eine Erweiterung zu einem herausragenden Spiel, über welches ich vor dem Kauf auch schon tatsächliche Spielerfahrungen nachlesen konnte. Bei La Cosa Nostra wäre die Fehlinvestition kein Weltuntergang gewesen, bei den anderen beiden Kampagnen jedoch schon, da beide kostenintensiv waren. Das Abwarten auf Folgekampagnen oder Retail bringt mir also die Sicherheit, dass das Spiel auch als solches überzeugen kann und nicht nur eine nette Verpackung für ein seelenloses Spiel ist. Ein weiterer Vorteil bei Folgekampagnen ist für mich ein entscheidender: die Verbesserung/Nachbesserung von anfänglichen Fehlern.


    Bei Cthulhu Wars wirkten die Fraktionstableaus und die Leisten immer unterproduziert und minderwertig im Vergleich zum restlichen Produkt. Die dritte Kampagne erscheint zum ersten mal auf Deutsch, ersetzt die Papierkomponenten durch dicke Pappe und kommt mit einem allumfassenden Regelbuch, welches Dank der Hilfe von brettundpad , PowerPlant und Luzifer diese Bezeichnung auch verdient. Bei Too Many Bones gab es das Basisspiel in der ursprünglichen Kampagne vergünstigt zu kaufen, jedoch gab es mittlerweile nicht nur überarbeitete Regeln, sondern auch verbesserte/nachgebesserte Komponenten. Effektiv erhalte ich in Kampagne 3 jetzt das wirklich finale Produkt und bezahle trotz höherem Preis weniger als die Bäcker der ersten Version. Das klingt erstmal abstrus, spiegelt aber die Realität wieder.


    Diese drei Kampagnen habe ich aber auch aus dem Grund unterstützt, dass diese Spiele nicht im Retail erscheinen werden und/oder ich den Autor direkt unterstützen wollte. Bei La Cosa Nostra habe ich Johannes Sich direkt unterstützen wollen, an das Spiel wäre ich andernfalls problemlos über den Retailmarkt gekommen. Bei Too Many Bones und Cthulhu Wars ist die Problematik einfach so gelagert, dass die Spiele wirklich gut/herausragend sind, für den Retailmarkt aber einfach komplett unattraktiv sind aufgrund des Preises. Dieser Preis ist auch nur so "niedrig", da keine Distributionsketten nachgeschaltet sind. Würde das Spiel noch über einen Großhändler und anschließend meinen lokalen Spielwarenhändler laufen, dann würden die ohnehin schon happigen Kosten nochmals deutlich ansteigen und das Spiel würde einfach unattraktiv werden für den Endkonsument. Zumal man sagen muss, dass hinter diesen 3 Projekten keine großen Firmen stehen, die die Kosten drücken können und auch keine Personen, die ihre Firma und ihren gelebten Traum in andere Hände abgeben wollen würden. Vielleicht ändert sich das noch, aber aktuell sehe ich es in diesen drei Fällen so.


    Bei der Spieleschmiede habe ich bisher ein Projekt unterstützt. Der Ablauf war nicht ganz wie erhofft, ich hatte am Ende ein Produkt mit beschädigten Komponenten und musste auf die Nachbesserung hoffen. Diese zog sich ebenfalls etwas hin, am Ende war das Spiel aber komplett. Verkauft habe ich es trotzdem ohne es zu spielen. Hier kommt der Punkt Fremdbeeinflussung ins Spiel. Ich war zum Zeitpunkt der Unterstützung und habe mir ein Video vom Brettspielblog zum Spiel angesehen. Das war ganz ansprechend, also habe ich es mal unterstützt. Im Zeitraum nach der Kampagne und bis zur Auslieferung habe ich aber das Interesse verloren. Das war mein erstes mal, dass ich keine Lust mehr auf ein Spiel hatte, als ich es dann in den Händen gehalten habe. Das lag dann sowohl an der Warterei, der Beschädigung, als auch daran, dass mein Spielgeschmack/-anspruch doch ein anderer war.


    Was mir in diesem Zusammenhang negativ aufgestoßen ist, ist dass einige Rezensenten Spiele nur mal anspielen und dann ihre Videos raushauen. In diesem Video werden die Spiele als gut und nett dargestellt (nett ist die kleine Schwester von Scheiße, das trifft hier wirklich zu), bei BGG vom betreffenden Rezensenten dann mit einer 6 bewertet. Als Spieler und Zuschauer fühle ich mich da etwas verschaukelt, weswegen ich aktuell eigentlich ausschließlich PE74 (Victoria Parta) anschaue. Dort wird ein Spiel bei Nichtgefallen nicht direkt den Katzen zum Fraß vorgeworfen, sondern es bekommt eine zweite oder dritte Chance eingeräumt. Oftmals auch in anderer Besetzung um das Spiel einfach in einer anderen Konstellation oder Gruppe zu testen. Das finde ich wirklich fair und die Bewertungen der Spiele sind deshalb für mich auch nachvollziehbar und in diesem Zusammenhang auch fair.


    Der Hype um Spiele wird hier im Forum ja schon geschürt, wenn mir Rezensenten das Spiel auch noch schmackhaft machen, dann muss ich fundierte Meinungen aus dem Hype herausfiltern und mich darauf verlassen können. Es ist für mich total verständlich, dass eine solche Gruppendynamik entsteht und dass mit steigendem Pledgelevel auch der Hype und die Güte des Spiels zu steigen scheinen, da ein teures Spiel ja gut sein muss oder sollte. Wer will schon einen Haufen Geld in etwas Mittelmäßigem anlegen? Es ist deswegen wichtig, dass kritische Stimmen auch ihre Berechtigung haben und nicht als Hater wahrgenommen oder als missgünstig empfunden werden. Der Diskurs ist wichtig und ein gutes Spiel bleibt ein gutes Spiel, da man die Kritik durch sinnvolle Spielmechaniken oder sinnige Designentscheidungen entkräften kann.


    Cthulhu Wars kommt mit riesigen Miniaturen daher. Diese tragen auch maßgeblich zum Spielgefühl bei oder Erzeugen selbiges erst. Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass mich die ganze Plastikflut anödet. Es ist anfänglich nett und ich habe bei Blood Rage gestaunt, da es damals mein erstes Spiel mit solch schönen Miniaturen war. Spiele wie Zombicide sind dagegen der Overkill für mich. Da wird immer mehr Plastik rausgehauen, da es die Unterstützer nach den ersten Malen einfach erwarten und das ist auch ein Hauptgrund von vielen das Spiel zu unterstützen. Diese Stretchgoals machen für viele den Reiz aus und eine Kampagne wird gefühlt erst nach weiteren 2 Kilo Plastik Stretchgoals zu einer sehr guten. Ich persönlich mag das Gefühl von natürlichen Komponenten sehr. Eines meiner anfänglichen Spiele war Stone Age und die Säulen der Erde. Da sind die Komponenten aus Holz, sahen und sehen für mich noch immer sehr ansprechend aus und fühlen sich einfach gut an in der Hand. Bei einem Arkham Horror brauche ich keine Miniaturen, mir gefallen die Pappaufsteller sehr. Es muss immer einen Sinn machen, dass es Miniaturen gibt oder braucht. Beim Ringkrieg trägt es für mich maßgeblich zum Spielgefühl bei, Bei Bloodrage oder Cthulhu Wars auch. Selbst ein Zombicide wirkt mit den Minaturen stimmiger, wenn auch teilweise extrem überladen. Es muss nur aufgepasst werden, dass nicht über das Ziel hinausgeschossen wird. Ein Zombie 15' sah auch gut aus mit den Miniaturen, der Aufbau und Abbau des Spiels dauerten aber grundsätzlich deutlich länger als das Spiel selbst. Ob das mit Pappmarkern anders wäre sei mal dahingestellt, aber Miniaturen müssen für ein Spiel sinn machen und dürfen nicht nur ein Verkaufsargument sein.


    In diesem Sinne möchte ich yzemaze verlinken, der sich bestimmt freut meinen Beitrag zu lesen :kopfschuss: