Beiträge von Herbert im Thema „Dice Settlers“

    Interessant, deine endgültige Bewertung von 7/10 ist besser als ich sie nach deiner Beschreibung erwartet hätte.

    Genau aus dem Grunde braucht man ja beides. Meine Erwartungshaltung war halt höher und dann schreibt man nur über das was fehlt. Habe halt auf einen Ferrari gehofft und einen Golf gefunden.

    Kann einer von euch was zum Würfelmechanismus sagen? Ich hab mir in Essen das Spiel nur erklären lassen und war da schon etwas verdutzt. Ich glaube kaum, dass die Würfel da gezieltes Spielen zulassen. Und wenn, muss man sie eben manipulieren. Das klang für mich sehr uninteressant. Aber ich lasse mich gern eines besseren belehren!

    Man beginnt mit 3 weissen, einem gelben und einem grünen Würfel. Ist man auf den entsprechenden Feldern präsent kann man weitere Würfel hinzunehmen. Man zieht dann 3+X Würfel aus dem Sack und hat eventuell noch einen aktiven aus der letzte Runde da liegen. Daraus kann man dann eine oder zwei Aktionen machen. In einer Aktion kann man einen oder auch mehrere Würfel verwenden. Falls es nicht gleich passt kann man einzelne aktive Würfel (mit Hut-Symbol oder Ressourcen-Symbol) inaktiv machen und dann entweder einen anderen Würfel beliebig drehen, 3 nachwürfeln (beim Hut) oder auch 2 nachziehen (bei der Ressource). Damit kann man eigentlich immer etwas machen und wenn man etwas unbedingt machen will kriegt man das meist auch irgendwie hin

    So, inzwischen habe ich es eineinhalb mal gespielt, jeweils in einer 4er Runde. Zeit für einen Ersteindruck:


    4X-Spiele sind ja generell mein Ding! eXplore-eXpand-eXploit-eXterminate. Irgendwo klein anfangen, die Nachbarschaft erkunden, sich ausdehnen, Ressourcen schöpfen und Technologie entwickeln. Kontakt zu den Nachbarn bekommen und der wird dann auch mal konfrontativ. Episches Spiel eben. Hat nur einen Nachteil: es dauert, je besser um so länger. Wobei Eclipse da schon gezeigt hat dass man es auch straffen kann ohne allzuviel vom epischen Flair dafür zu opfern.


    Nun kommt also Dice Settlers und reduziert das ganze weiter. Wobei beim Reduzieren ja immer die Frage ist ob die Essenz letztendlich erhalten bleibt. Der Ansatz ist doch prima. Ich siedle auf Landschaftsplättchen. Über den Besitz von Landschaftsplättchen gelange ich zu Würfeln und mit denen kann ich Ressourcen gewinnen. Und über die Ressourcen kann ich weitere Plättchen erkunden, Technologien erkunden und das in 30 Minuten pro Mitspieler. Dazu noch ein Bag-Builder-Mechanismus, was soll da schon schiefgehen.


    Aber wie ist es umgesetzt? Wir bauen uns hier kein großes Spielfeld und besetzen die Ränder. Nein, wir beginnen alle in der Mitte. Jeder Mitspieler wählt ein Plättchen und stellt ein Zelt drauf. Nachbarschaft ist sofort gegeben. Bei einigen Feldern bekomme ich auch den entsprechenden Ressourcenwürfel gleich dazu, andere bieten andere Vorteile. Und wenn ich weitere Felder erkunde darf mein Nachbar im gleichen Zug auch auf das neue Feld. Ja kann man denn nicht mal in Ruhe erkunden? Bin ich in einem Feld präsent, darf ich auch Würfel von diesem Feld zu meinen Würfeln dazuerwerben. Alles noch im thematischen Rahmen. Und was passiert wenn mich die Mitspieler wieder von dem Feld vertreiben? Nichts! Ich darf die Würfel behalten. Keine Präsenz in einem Waldfeld aber die Möglichkeit jederzeit an Holz zu kommen? Wie daneben ist das denn?


    Und wie ist das mit den Gebieten? Normalerweise sind die in eines Spielers Besitz oder temporär umkämpft. Hier kann ich Kontrolle und Präsenz haben. Präsenz heisst mindestens ein Zelt auf dem Feld. Dan darf ich Würfel und Fortschritte erwerben die eine Präsenz erfordern. Habe ich die meisten Zelte oder gar ein Haus auf dem Feld, so habe ich die Kontrolle. Im Falle dass ich ein Haus darauf besitze ist die Kontrolle sogar auf ewige Zeiten gesichert. Zu einem Haus kommt man in dem man mindestens 3 Zelte mehr auf einem Feld hat als alle Gegenspieler und die 3 Zelte dann in ein Haus umwandelt. Andere dürfen sich jederzeit dazugesellen, allerdings kann ich fremde Zelte auch durch Eigene ersetzen. Bei uns sah es am Ende ziemlich bunt aus auf den Landschaftsplättchen.


    Egal, das Ding hat ja Technologien. Und das Erforschen eines Technologiebaumes bereitet bei 4x-Spielen doch ohnehin den meisten Spaß. Das Spiel enthält auch 55 Technologiekarten, allerdings stehen pro Spiel nur 9 davon zur Verfügung. Einige geben thematisch durchaus passende Vorteile im Spiel, andere nur Siegpunkte. Und der Baum ist auch relativ flach, man kann jederzeit jede Technologie erwerben, wenn man denn die Vorraussetzungen (Würfel, Präsenz und Ressourcen) erfüllt.


    Handeln kann man auch in dem Spiel. Wer sich unter Handel jetzt Holz gegen Nahrung vorstellt, der liegt falsch. Drei gleiche Waren tausche ich gegen 6 Siegpunkte und drei verschiedene gegen 5 Siegpunkte ein.


    Das Ende kann grob auf 4 verschiedene Arten getriggert werden: Landschaftsplättchen gehen aus, Siegpunkte gehen aus, Würfel gehen aus, Häuser gehen aus. Dann wird die Runde fertiggespielt und dann noch eine Runde und dann werden die Siegpunkte addiert: Kontrolle und stärkste Präsenz auf Landschaftsplättchen, Technologiekarten, Würfel, Häuser und unterwegs durch Handel gesammelte Siegupunkte werden zusammengezählt und derjenige mit den meisten Siegpunkten gewinnt.


    So langsam wird es wohl klar: die Essenz des 4X ist zum Großteil verlorengegangen und 4X wurde auf ein reinrassiges Eurogame reduziert. Will man es gut spielen sollte man die 9 Technologiekarten gut studieren und die eigene Strategie an ihnen ausrichten.


    Zum Material: Deluxe enttäuscht ein wenig. Zwar gibt es anstatt der Pappcounter schön modellierte Ressourcen (Holz, Kürbis, Eisenerz und Gold) und bei den Siegpunkten wurde die Pappe durch Plastiksterne ersetzt. Ob man aber die Holzhäuser duch Plastikhäuser aufwertet ist schon fraglich. Aber die Krönung sind die Zelte. Sind es in der Standard-Ausgabe unthematische Holzquaderchen, so wurden die durch Zeltminiaturen aus Plastik ersetzt. Und als AddOn haben die auch für jede Spielerfarbe eine andere Form. Allerdings sind die für 3 der 4 Völker so groß dass es auf den Hex-Feldern dann schon eng wird. Und dazu kann man sie nur schwer anheben. Sehr unglücklich, allerdings soll es in der Kickstarter-Kampagne zur ersten Erweiterung kostenlos Ersatz geben. Bis dahin kann man die großen Zelte nutzen oder aber die Holzwürfel der Standard-Ausgabe, die liegen nämlich ebenfalls bei.


    Ich wollte es mögen, aber es will irgendwie nicht so richtig gemocht werden. 7/10 für ein passables Euro - mehr ist nicht drin.