Beiträge von MetalPirate im Thema „Voraussetzung gutes kooperatives Spiel?“

    Computerspielwelt und taktischer Fokus. Okay. Dann passt das hier nicht. Bei "Im Jahr des Drachen" weiß man ja schon vorher recht genau, welche Katastrophen in welcher Reihenfolge über einen hereinbrechen werden, und es geht dann im wesentlichen darum, dieses Katastrophenjahr mit weniger Blessuren zu überleben als die Mitspieler. Tolles Spiel übrigens, müsste man mal wieder zum Spieltreff mitnehmen. Dumm nur, dass die Hälfte der Leute, die das mal gespielt haben, von der extremen und im (kompetitiven) Spielebereich ziemlich einmaligen Negativität dauerhaft verschreckt wurden. :)

    Chaos Management ist der Versuch Widrigkeiten im Zaum zu halten. Es gibt Spiele, bei denen versuche ich den optimalen Weg zu finden (Legenden von Andor, Magic Maze, Professor Evil and The Citadel of Time etwa) und es gibt Spiele, bei denen Versuche ich es im Zaum zu halten, dass mir alles um die Ohren fliegt. Wie etwa bei Eldritch Horror, Robinson Crusoe, This War of Mine. Es sind gleichwohl zwei vollkommen unterschiedliche Ansätze.

    Ist dieses "Chaos Management", das mir vorher als Mechanismus/Kategorie/Ansatz so unbekannt war, ein Begriff aus der Welt der Coop-Spiele (in der ich mich nicht so gut auskenne) oder würde man sowas auch z.B. zu kompetitiven Spielen wie z.B. "Im Jahr des Drachen" sagen? Wobei es zugegebenermaßen wenig kompetitive Spiele gibt, die einem so viele Negativ-Ereignisse um die Ohren hauen wie das genannte "Im Jahr des Drachen"...

    Zitat von Westpark Gamers

    "Was haben wir gestern falsch gemacht:

    1. keinerlei Absprache"

    Ich lese das mal wohlwollend als "zu wenig Absprache". Sonst müsste man sich ja unweigerlich fragen, warum sich die Herren überhaupt ein kooperatives, d.h. gemeinsam (!!) zu lösendes, Spiel auf ihren Spieletisch legen.



    Aber es geht ja direkt im Anschluss auch noch interessant weiter:

    Zitat

    2. gleich die 2. Schwierigkeitsstufe gewählt, obwohl wir noch nicht einmal die Mechanismen der 1. verstanden hatte

    Auch das überrascht mich schon ein wenig bei erfahrenen Spielern. Wenn ich eines im Laufe der Jahre gelernt habe, dann dieses: empfohlene Startaufstellungen oder Anfängervereinfachungen haben einen Sinn. Es geht doch gar nicht darum, dass erfahrene Vielspieler nicht gleich das volle Programm bewältigen könnten. Können sie. Aber wenn mir der Autor gut durchdachte Vereinfachungen bietet, um als blutiger Anfänger leichter das Spiel zu erlernen, dann wäre ich doch bescheuert, mit der Einstellung "ich weiß alles besser" darauf zu verzichten. Das erste Spiel ist immer ein Kennenlernspiel. Gerne Vollprogramm ab der zweiten Partie, aber empfohlene Startaufstellungen oder Anfängertips zu missachten, ist völlig falscher Ehrgeiz. Bei einem komplett neuen Spiel geht's doch erstmal um nichts anderes als um das Reinkommen.

    "Kooperative Spiele sind, sollen sie gut sein, immer so angelegt, dass nur optimale Züge zum Sieg führen, Durchschnittszüge MÜSSEN zum Verlust führen"


    Wenn damit gemeint ist, dass kooperative Spiele ausreichend Nachdenken erfordern sollten, dass sie nicht mit "wir spielen einfach mal drauf los" gewonnen werden können, dann wäre das noch okay für mich.



    "sonst funktioniert das Spiel nicht, weil zu einfach oder zu schwer."


    Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Mit "zu einfach" wäre es eine logische Fortführung, aber mit "zu schwer"? Häh?! Nur optimale Züge führen zum Sieg, weil's sonst zu einfach wäre?! Mumpitz. Was will und der Autor damit sagen?



    "Mit Statistik statt Absprache kommt man nicht weit (“Mit 70% Wahrscheinlichkeit hat jemand anderes noch eine passende Karte”), denn damit spielt man durchschnittlich und gewinnt oder verliert immer."


    Nochmal komplett unlogischer Mumpitz. Statistik und Absprachen sind zwei komplett unabhängige Kategorien. Statistik hilft ganz offensichtlich, wenn die Alternativen "70% geht's gut" oder "50% geht's gut sind". Oder mit einem konkreteren Beispiel: "sollen wir lieber eine Würfelprüfung machen, wo wir mit 2D6 eine Summe von 7 erreichen soll oder mit 1D6 mindestens 4?" -- Die Antwort gibt die Statistik. Und was Absprachen angeht, sind die selbstverständlich in dem Rahmen sinnvoll und notwendig, wie es das Koop-Spiel erlaubt (was ja auch diesbezüglich sehr unterschiedlich geregelt sein kann).



    Im Übrigen finde ich es merkwürdig, dass überhaupt nicht auf die "Aufgabenverteilung" beim Koop-Spiel eingegangen wird. Das wäre für mich -- der ausdrücklich kein großer Koop-Freund ist und nur wenige Koop-Spiele gut findet -- der Hauptpunkt, an dem ich für mich persönlich die Definition eines guten Koop-Spiels festmachen würde. Jeder muss für sich betrachtet ein schönes Spielerlebnis haben, mit dem er einen nennenswerten Beitrag zur Gruppenleistung bringt. Ohne Alphaspieler-Problem, wo Spieler gespielt werden. Ohne die Situation, dass z.B. einer beim Dungeon Crawl nur noch für Hilfsdienste wie Loot durch die Gegend tragen zuständig ist. Und ohne beklopptes Meta-Spiel zur trickreichen Umgehung von komischen Restriktion wie Sprechverboten, etwa durch Augenzwinkern, was ich überhaupt nicht mag und was für mich viele Koops killt.