Da tust du mir aber nun ein bißchen unrecht, denn ich mag es sehr gern mit auf Filme einzulassen und auch durchaus emotional zu "investieren". Die kleinsten Nuancen, die du ansprichst, habe ich ja auch aufgeführt. Sie erwartet Trost, er antwortet mit "Warum tut er mir sowas an?!". Der denkt, den Fall groß aufzurollen wäre in ihrem Sinne, sie sieht das ganz und gar nicht so. Das Problem dabei ist aber, dass der Film nicht dieselben Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zeigt. Er zeigt sie jeweils einfach anders. Er zeigt nicht, dass eine Person anders herüber kommt, je nachdem wie man sie betrachtet. Er zeigt diese Person in 3 Geschichte, wie sie komplett unterschiedliche Dinge tut. Das hat nichts mit Paradigmenwechsel zu tun, das sind einfach getrennte Dinge.
Die einzige (!) Szene, die genau das macht, ist der besagte Kuss. Das ist auch die für mich stärkste Szene im Film, da sie in allen 3 Geschichten gleich ist, aber eben doch in Nuancen anders. Ein Blick, die Mimik, ein Zögern... Davon hätte ich mir mehr erhofft. Derselbe Vorgang, der für alle drei Personen etwas anderes bedeutet. Aber das sind nur 90 Sekunden im Film.
Mein Punkt ist aber: Toll gespielt sicherlich, aber für den Film herzlich gleichgültig. Die drei sind alle fantastische Schauspieler, aber der Film hat einfach nichts zu erzählen, was über den Trailer hinaus ginge. Vor allem, wenn er Szenen aufführt, die in den anderen beiden Geschichten nicht vorkommen. Dass sich Person B durch das Schloss vögelt, dass Person C natürlich das herzensgute Liebchen ist, das ist stereotyp und belanglos zugleich.
Klar, im ersten Drittel fiebert man noch mit Matt Damon mit, nur um dann im dritten Drittel zu sehen, dass er aus Sicht der Frau dann doch ein egoistischer Arsch ist. Aber das allein ist mir bei der Thematik einfach zu wenig. Denn hier wird einfach nur gezeigt, dass unterschiedliche Personen dieselbe Sache unterschiedlich auffassen. Wir wissen nicht, wie es war, wir wissen nicht, was stimmt. Aber der Film macht in 90% der Fälle einfach nichts damit. Sender-Empfänger-Prinzip.
Ich bin ja vollkommen bei dir, dass das Thema und die Aussage total wichtig sind und dass gerade das Finale, nämlich die Gerichtsverhandlung abbartig und das Duell gerade durch ihre Passivität total beklemmend ist. Aber das hat ja wieder nichts mit den 3 Sichtweisen der Geschichte zu tun, sondern einfach nur damit, dass Kämpfe auf Leben und Tod sowie ihr daran geknüpftes Schicksal keine gute Mischung sind.
Mir fehlt da einfach der Paradigmenwechsel und die Auseinandersetzung mit dem Thema der Unterdrückung. Wird aber nicht getan, das ist eher nur der Auslöser für namensgebendes Duell und Finale. Eigentlich hätte man auch nur den Teil der Frau auf einen Film aufblähen können und hätte dieselbe Message und einen wahrscheinlich intensiveren Film. Das letzte drittel ist das bedrückende Highlight des Films - nur braucht es dazu die anderen beiden Drittel zuvor eigentlich gar nicht. Stelle man sich mal vor, was man mit dem Stoff hätte machen können...
Person B könnte auch ein verliebter Typ sein, der in der "Abneigung" der Frau, die nun auch in ihrer Version der Geschichte nicht gerade vehement daher kommt, eine Leidenschaft oder Festhalten an Geflogenheiten zu sehen glaubt. Das wird hier zwar aus seiner Sicht auch so dargestellt. Aber wir sehen ja, dass der Typ von vorn bis hinten ein Arsch ist, der wahrscheinlich öfter im Film mit Lanze vor der Kamera steht als ohne (#punincluded). Was hätte man daraus machen können... Eine aus seiner Sicht vielleicht sogar erwiderte Romanze, beide wollen, doch nur er ist bereit die Grenze zu überqueren. Man hätte thematisieren können wo Leidenschaft aufhört und eine Vergewaltigung beginnt.
Kurzgesagt: man hätte eine Geschichte erzählen können, in der man mit allen drei Personen irgendwie mitfiebert um dann dennoch ordentlich aufzuräumen, dass das alles kein Grund ist eine Grenze zu überschreiten. Man hätte an jeder Person etwas Gutes lassen können. Doch das macht der Film nicht. Es wird relativ schnell klar, dass Männer nur egozentrisch handeln und die Frau die einzig gute Person ist.
Stell dir mal vor, der Film würde eine Geschichte erzählen, in der man jede der drei Personen verstehen kann. In der es Auslegungssache ist. In der der Person B klar wird, was er Person C angetan hat und es aus seiner Sicht ganz anders war - denn auch aus seiner Erzählung ist das für mich ganz klar eine Vergewaltigung. Ist ja jetzt nicht so, dass das aus seiner Sicht ein romantischer Akt gewesen wäre... Stell dir mal vor, beide Parteien würden in dieses Duell gehen als Opfer des Systems Gottesrecht, eigentlich Freunde auf zwei Seiten, von denen jeder denkt im Recht zu sein. Das kommt am Ende auch nochmal kurz vor, jedoch weiß ja der Zuschauer, dass das absolut nicht so ist. Das mag nun historisch korrekter sein, aber rechtfertigt für mich keinen Film von über zwei Stunden, vor allem mit dieser Machart.
Für die Aussage des Films kann man sich auch die 2,5 Stunden sparen und denselben Effekt in 2,5 Minuten erhalten: