Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „[Filmtipp] Kinotipp der Woche“

    Nur falls es jemand interessiert: Jim Knopf 2 hatte 190.000 Zuschauer am Startwochenende, der erste hatte ohne Pandemie 320.000 (mit Previews 350.000). Die Hälfte ist wohl das was man in Corona-zeiten im Kino reißen kann - und zugleich viel zu wenig, um den Start größerer Produktionen zu rechtfertigen. Insoweit sind die Verschiebungen nachvollziehbar, aber den Kinos geht halt so langsam wirklich die Luft aus.

    Japp, liegt wohl am Infektionsgeschehen in UK, und ohne UK und Frankreich braucht man einen James Bond in Europa dann auch nicht zu starten. Ein befreundeter Kinobetreiber hat mir mitgeteilt, dass das schon der Sargnagel für die meisten mittelständischen Kinos war, da wird eine enorme Schließungswelle zum Jahreswechsel auf uns zurasen, wenn nicht wenigstens ein paar große Filme noch im Dezember rauskommen (Weihnachtsgeschäft ist im Kino in Deutschland anders als in den meisten anderen Ländern von absolut zentraler Bedeutung), und danach sieht es nun wirklich nicht aus. Aber auch Disney blutet aktuell, wie man an den Entlassungen einerseits sieht, aber auch daran, dass Mulan jetzt für weniger Geld auch via Amazon erwerbbar ist. Die Disney-plus-VIP-Aktion war ganz offenkundig ein böser Flop, wie man allerdings auch erwarten konnte. Ich bin sehr gespannt, ob Jim Knopf 2 an diesem Wochenende eine Chance hat oder dann auch zum Grabträger der deutschen Filmindustrie wird (immerhin einer der teuersten deutschen Filme aller Zeiten).

    Naja, die zeigen auch immer noch Bang Boom Bang, übertragen LOL-WMs und auch Prämieren anderer Rap-Filme wie z.B. the Art of Rap inkl. Party in London. Warum nicht?

    Nix für ungut, von außen gibt es da sicher Ähnlichkeiten, aber das eine sind Events (Live-Übertragungen etc.), die ein völlig anderes Publikum ins Kino locken als ein kleiner independent-Dokufilm, der von einem Kleinstverleiher rausgebracht wird. Klar, durch den Bochumbezug wäre das im Rahmen einer Sondervorführung vllt. eine Option gewesen, wenn man irgendeinen Prominenten dabei gehabt hätte. Aber das UCI ist auch generell nicht wirklich für innovative Programmierung berühmt und hat wahrscheinlich eher den Eindruck, dass man gern für eine entsprechende Veranstaltung bezahlt worden wäre statt sie auf eigenes Risiko durchzuführen. Das lohnt sich dann wirklich eher für Capitol und Endstation, wo der Film ja läuft.

    Der aktuell beste Grund wäre im November Bond, im Dezember Tod auf dem Nil, Wonder Woman 84 und Dune. Aber ich würde mit Dir wetten, dass keiner dieser Filme 2020 noch rauskommt (vllt Bond, weil der das Großteil seines Geldes eh in Europa reinholt, aber nur, wenn UK es bis dahin deutlich besser geht).


    Ansonsten noch Jim Knopf 2 und der geheime Garten, wenn du mit der Familie hinwillst, Peninsula (train to busan 2) und das Blumhouse-remake vom Hexenclub für den geneigten Horrorfan, und als echter Tipp das Ökogerichtsdrama Dark Waters, der jetzt mit anderthalb Jahren Verspätung wohl doch noch rauskommt. Bei diesen Titeln kann man wohl davon ausgehen, dass die auch alle wirklich kommen.

    So, da war Mulan wohl tatsächlich nicht nur in Chinas Kinos, sondern auch als VOD ein Flop (verdientermaßen, was für ein 08/15-nachgemachtes Asien Filmchen). Jedenfalls verschiebt Disney gerade wieder eifrig alle Starttermine nach hinten: Black Widow auf Mai 2021, Eternals auf November 21, und - wie oben prophezeit - den nächsten Poirot, allerdings vorläufig nur auf Dezember, West Side Story von Spielberg dafür gleich um ein Jahr auf Dezember 21. Das bedeutet aktuell nur zwei große Starts bis Weihnachten: Jim Knopf 2 nächste Woche und dann - falls Bond wie erwartet geschoben wird - nichts mehr in der Blockbuster-Liga bis Wonder Woman 1984 Ende Dezember. Ich fürchte und bange um die deutschen Kinos.

    Da er ursprünglich im Kino gelaufen wäre, bevor er von Netflix aufgekauft wurde, erlaube ich mir kurz auf "Enola Holmes" hinzuweisen, den ich unerwartet großartig fand.

    noch ein kurzer Hinweis: ich bin tendenziell Synchrongucker, aber hier würde ich auf die englische Fassung ausweichen. Bei einer ganzen Reihe von Wortspielen merkt man im Deutschen was die AutorInnen nicht verstanden haben...

    Bei Kino+ auf YouTube hatte ich gehört, dass die so unterschiedich schauspielerische Leitung bei The Outpost daran liegen würde, dass da teilweise die echten Soldaten ihre eigenen Rollen "gespielt" haben. Allerdings konnte ich die Info nirgendwo bestätigt finden und zwischen Filmnamen und Castnamen habe ich keine Übereinstimmungen in den Haupt- und Nebenrollen gesehen. Weiss da jemand mehr?

    Das ist nicht völlig falsch, da spielen Soldaten mit, die auch in dem Außenposten gedient haben - aber in kleinen und kleinsten Nebenrollen. Das wird im making of auf der us-bluray so auch benannt. Aber die Hauptdarsteller sind fast alle Söhne und Enkel von Hollywoodgrößen (Scott Eastwood, Milo Gibson, Will Attenborough, Scott Alda). Wenn Du die nicht so dolle fandest lag das eher an mangelnder Talentvererbung. Ich hab's auf Englisch gesehen und fand die alle sehr gut, auch Orlando Bloom, den ich zuletzt eher blass fand.

    Sehenswert ist The Outpost aber trotzdem. Allerdings bekommt man nur genau das, wie der Film beworben wird. Der Alltag in dieser Militärbasis in einem sinnlosen Krieg ohne Sieger auf keiner Seite. Durchhalten und überleben unter den denkbar schlechtesten Rahmenbedingungen.

    Ungelogen einer der besten Kriegsfilme der letzten 30-40 Jahre. In den USA hatte der Film lange keine Chance, wurde endlos verschoben und letztlich mitten in der Pandemie als Premium-VOD veröffentlicht (wenigstens das mit einigem Erfolg). Regisseur Rod Lurie ist als politischer (und liberaler) Filmemacher bekannt, der Film basiert auf einem Sachbuch des ebenfalls eher liberalen CNN-Reporters Jake Tapper. Alles ideale Voraussetzungen, um gerade von US-Veteranen nicht gemocht zu werden - aber gerade die schwärmen in den höchsten Tönen über die realistische Machart. Im Unterschied zu black Hawk down und 13 hours steht hier eher der militärische Alltag im Vordergrund, bis es dann zur finalen Belagerung kommt, die ebenfalls wenig glamourös daher kommt. Wer Charakterdramen a la jarhead schätzt und keine Daueraction erwartet hat hier ein kleines Kino-Highlights 2020 vor sich.

    Da er ursprünglich im Kino gelaufen wäre, bevor er von Netflix aufgekauft wurde, erlaube ich mir kurz auf "Enola Holmes" hinzuweisen, den ich unerwartet großartig fand. Sherlock und Mycroft werden hier aber so richtig durch den Kakao gezogen und von einer Heldin auf der Suche nach ihrer Mutter schwer in den Schatten gestellt. Der Film spricht gleich mehrere Vorlieben an: er ist ein gut gemachtes Period Piece, ist ziemlich witzig, funktioniert als Abenteuerfilm und ist auch noch so etwas wie ein Teeniefilm für alle Altersklassen. Endlich mal wieder ein richtig richtig guter Film für die ganze Familie, und es ist unendlich schade dass es den nicht im Kino gibt wo er hingehört.

    Archibald Tuttle Die Herkunft der Aliens hat er doch schon mit Alien: Covenant geklärt ;) Er sollte mal lieber andere Personen neue Alien Filme machen lassen. Im Rollenspiel gibt es ein paar Infos zu einem Alien-Planet, fand ich ganz interessant.

    Naja, oder auch nicht ;). Wenn er explizit sagt, dass er nicht zu Prometheus und Covenant zurückkehren will, wird es wohl eine andere Herkunftsgeschichte geben. Offenbar hat er entsprechende Ideen: Ridley Scott Teases New Alien Film and Future of the Franchise | IndieWire


    Der Herkunftsplanet der Aliens war bereits bei Teil 2 und Teil 3 als Inhalt vorgesehen, wurde dann jeweils aus Kostengründen nicht umgesetzt. Dan O'Bannon hat da wohl schon vor vierzig Jahren ein Drehbuch zu geschrieben, das mittlerweile in den Comics (und wohl auch im Rollenspiel) ausgeschlachtet wurde. Insoweit ist das jetzt back to the roots. Naja, wir alle sind wohl nach dem letzten Film gebrannte Kinder, aber hoffen kann man ja noch. Die ursprünglichen Ideen zu Alien 3 (Aliens auf der Erde und der Holzplanet) würde ich beide auch gerne gesehen haben.


    Und JA, sollte er. Neil Blomkamps Skript zu Alien 5 ist fertig, wird von vielen als das "beste, was Alien passieren kann" gesehen, und wäre eine direkte Fortsetzung zu Aliens (also Teil 2). Wird aber erst gedreht, wenn Scott seine Prequelitis abgeschlossen hat, oder stirbt, was immer vorher geschieht.

    Disney hat mittlerweile Touchstone wieder als Produktions-/Verleiharm aufgemacht als Weg, Filme mit R-Rating produzieren zu können - man erinnere sich an die 90er, als u.a. The Rock, Con Air, Die Hard 3 etc. darüber rauskamen. Dort wird also die neue Heimat für das "härtere" Zeug sein, wobei es zu echten Tabubrüchen eher nicht kommen wird (und das geht bei Disney ja schon bei Horrorfilmen los).


    Ridley Scotts Alien 5 ist bereits in Vorbereitung, er wird Prometheus und Covenant dabei wohl ignorieren und sich auf die Herkunft der Aliens stürzen (quasi dann doch endlich "Alien Planet", wie schon seit Jahrzehnten angekündigt). Meine "Vorfreude" ist da nicht allzu groß, aber zumindest ist es mal ein anderer Ansatz.


    matthias19281 Corona tötet vorher halb Hollywood bevor es Disney schafft. Zu Disney gehören via ABC etc. mittlerweile mehr als ein Viertel der gesamten us-amerikanischen Film- und Serienproduktion, sie sind aktuell der mit Abstand größte Player. Insoweit sind sie auch besonders durch Corona betroffen, können es aber auch am längsten durchhalten. Hinter Warner, Paramount, Universal und Sony stehen zum einen große Unternehmensketten und zum anderen sind die in eigene Streamingaktivitäten involviert, so dass hier relativ wenig Gefahr besteht. Wirklich in Gefahr sind die "kleineren" Firmen, die nicht ganz so viel Stammkapital haben, und natürlich die ganzen Independentfirmen, denen die Absatzmärkte weggebrochen sind, wenn nicht gerade Netflix so nett ist ihre Filme zu kaufen (Netflix und andere Streaming-Dienste sitzen aktuell wie die Spinne im Netz und nehmen, was sie für wenig Geld bekommen können, so etwa Tom Hanks' Greyhound, den Sony an Apple verkauft hat).

    Einen Montag später ...



    Mein Zwischenfazit im Kinospätsommer : Tenet hat als reiner Actionfilm getaugt, sofern man nicht versucht, die ganzen Hintergründe zu ergründen. Die restlichen Filme waren dagegen eher auf Direct-to-DVD-Niveau und konnten mich nicht überzeugen. Wenn es so weitergeht, dann werde ich mit meiner Kinoflatrate erst einmal pausieren.

    Bin bei beiden Filmen bei Dir, wobei Du den einen Verweis bei Follow me in einen Spoilertag setzen solltest - das Ende war tatsächlich das Einzige, was mich an dem Film halbwegs positiv überrascht hat. New Mutants lag erbärmlich lange auf Halde, der war schon vor zwei oder drei Jahren fertig und wurde dann wegen des Disney/Fox-Mergers ewig lange umgearbeitet. Auswirkungen auf kommende Marvelfilme hat der garantiert nicht mehr. Generell gilt, dass alle Verleihe gerade ihre "Karteileichen" dumpen, weil man im Moment nichts mit Kino verdienen kann, nicht einmal im seligen Deutschland, wo die Kinos offener sind als in fast allen Bereichen der restlichen Welt.

    Tenet ist in den USA untergegangen, aber auch die VOD-Premiere von Mulan lief für Disney nicht so gut wie erhofft. Daher halten aktuell alle die Füße still, verkaufen Beiwerk an Streaminganbieter und warten mit den großen Filmen auf bessere Zeiten. Ich bin ziemlich skeptisch, ob es hierzulande zu den geplanten größeren Starts in der nahen Zukunft kommt: Da wird in einer Woche ausgerechnet mit Jim Knopf und die Wilde 13 wohl ein Kinderfilm die Wellen testen, bevor dann Mitte Oktober "Tod auf dem Nil" als zweiter Poirot mit Kenneth Branagh rauskommen soll. Der erste wirkliche Blockbuster soll dann Anfang November der 25. Bond werden. Ich glaube da eher nicht dran, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.