Beiträge von Thygra im Thema „Preis für beste Spielregel (Ersatz für Essener Feder) oder Lokalisierung?“

    Für mich hat ein Redakteur dann gute Arbeit geleistet, wenn ich möglichst wenig Blättern muss und ich eine Regel dort finde, wo ich sie auch erwarte, falls ich doch mal suchen muss.

    Das ist einer von zwei wichtigen Aspekten einer Anleitung. Der andere noch wichtigere Aspekt ist, dass man beim ersten Lesen der Anleitung alles verstehen muss, ohne viel zu blättern.


    Dummerweise stehen diese beiden Aspekte manchmal im Widerspruch zueinander! Und das führt dann mitunter dazu, dass man eine Sache an zwei unterschiedlichen Stellen erklären muss, um beide Aspekte zu befriedigen. Dann aber kommen wider Kritiker aus dem Busch und meckern über Redundanzen ...

    Man kann es halt nie allen recht machen.

    Von einem gar nicht so kleinem Verlag. Also Asmodee.

    Die "Schuld" daran liegt aber vermutlich nicht bei Asmodee. Ich glaube, bei Asmodee selbst gibt es nicht viele Mitarbeiter, die Anleitungen neu schreiben. Denn die meisten Anleitungen kommen aus den einzelnen Spielestudios oder Verlagen selbst. Bei Asmodee wird dann überwiegend übersetzt bzw. lokalisiert, und dabei haben die jeweiligen Redakteure oft wenig Freiheiten, je nachdem wer den Grafiksatz macht.


    Das kann aber bei Bedarf Sebastian Rapp - Asmodee besser beantworten.

    Noch ein Einwurf von mir, weil ich nicht sicher bin, wie einige Beiträge weiter oben genau gemeint sind: Die Anleitung eines komplexen Spiels ist nicht zwingend schwieriger zu schreiben als die Anleitung eines einfachen Spiels! Gerade bei einfachen Spielen stellt man nicht selten fest, dass es alles andere als leicht ist, ein solches Spiel auch einfach zu erklären. Manchmal klappt es besser, manchmal nicht. Und bei komplexen Spielen ist das ähnlich, manchmal klappt es besser, manchmal aber nicht.


    Es lässt sich nach meiner Erfahrung auch nicht wirklich irgendwie kategorisieren, wovon das abhängt. Ich bin selbst immer wieder überrascht, auf welche Schwierigkeiten man beim Schreiben einer Anleitung stoßen kann, die man vorher nicht erwartet hatte, trotz jahrelanger Erfahrung ...

    Mal zur Historie: Die Essener Feder wurde anfangs (bis 1988) von der Jury Spiel des Jahres vergeben, die ihre Preisverleihung ebenfalls in Essen veranstaltete. Erst als die Jury aus Essen wegzog, übernahm der Friedhelm Merz Verlag die Feder.

    VIelen Dank für diese Info, das wusste ich nicht mehr. Dann nehme ich meine obige (bewusst provokante) Aussage wieder zurück.

    Das Spiel des Jahres hat Brettspiele bekannt gemacht und deren Qualität ist deutlich besser geworden, also genau so "überflüssig" wie die Essener Feder mittlerweile .

    Der große Unterschied ist: Über das Spiel des Jahres wird in den meisten Medien berichtet, wodurch dieser Preis weiterhin den Zweck erfüllt, die große Öffentlichkeit regelmäßig an das Thema Spielen zu erinnern. Diesen Status hatte die Feder nie erreicht. Deshalb hinkt der Vergleich aus meiner Sicht ziemlich.

    ...und es stecken völlig andere Zielsetzungen hinter den Preisen.

    Korrekt! Das Ziel vom Spiel des Jahres war (und ist), die Wahrnehmung von Spielen in der Öffentlichkeit zu fördern. Das Ziel der Essener Feder war, irgendeinen Preis zu vergeben, den es noch nicht gab, damit die Stadt Essen während der Messe in Essen auch mal was zu sagen hatte ... (Denn meines Wissens kam kein einziges Jurymitglied dieses Preises wirklich aus Essen.)