Ich liebe ja Fury of Dracula. Ich kann es leider nur nicht so oft spielen, wie ich gerne würde. Ebenso, wie ich so gerne wieder Battlestar Galactica und Twilight Struggle spielen würde, und vor allem auch Wallenstein! Aber zumindest Fury (3rd Edition) hat nach über einem Jahr endlich mal wieder geklappt.
Der Herr Graf hat die Jäger ein paar Tage lang erst einmal nach Strich und Faden an der Nase herumgeführt. Völlig planlos und überfordert irrten sie durch Europa, und keine Spur vom Vampir. Der hatte es sich nämlich gemütlich eingerichtet in einem abgelegenen Dorf in Siebenbürgen, gar nicht weit von seinem Schloss entfernt und sich keinen Millimeter davon wegbewegt. Er hat sich einfach versteckt und Dunkle Mächte beschworen, was ein bisschen kraftraubend war. Er wurde sehr hungrig und hat darum schnell noch ein paar Babys aufgefressen, bevor er seinen ausgedehnten Verdauungsspaziergang durch den Balkan antrat. Tja, da war dann die erste Woche schon fast vorbei, und die Vampirjäger vermuteten ernsthaft, der Graf säße irgendwo auf den britischen Inseln.
Das Drama nahm dann aber schnell an Fahrt auf, nachdem Dracula in See gestochen war. Kaum auf der iberischen Halbinsel angelandet, setzten die Jäger ein besonders fieses Ereignis ein, das die letzte benutzte Seezone aufdeckte. Plötzlich waren sie ihm auf den Fersen, hast du nicht gesehen. Als Wolf konnte Dracula die Jäger nochmal schön bluffen: von Alicante ging es nach Barcelona, also wieder ans Meer, was eigentlich eine super Idee war, weil alle in eine andere Richtung liefen, aber dann war der Graf leichtsinnig: Er zog nach Toulouse und wurde dort bei Tage gestellt. Oh-oh, das war übel. Pflock ins Herz, nicht so gesund für einen wie ihn. Am 16. Tag fand die Jagd also ein Ende in Südfrankreich.
Also, was gefällt mir so an Fury?
- Teamspiel. Teamspiele sind gut. Ich kenne bisher noch kein Teamspiel, das mir nicht gefallen hätte.
- Deduktion. Für mich immer unterhaltsam, siehe nicht nur ähnliche Kandidaten (Scotland Yard, Whitechapel), sondern Deduktionsspiele im Allgemeinen
- Katz-und-Maus-Spiel. Nur ist nicht immer klar, wer die Katze ist, und wer die Maus! Man könnte aus diesem Spiel eventuell auch ein Uboot-Jagdspiel entwickeln...
- Dracula. Dracula ist das Original, so wie Frankenstein, oder der Golem, oder der Werwolf. Dracula war schon cool, bevor Vampire cool wurden. Er gibt keine Interviews, und Kristen Stewart fände er höchstwahrscheinlich nur aus kulinarischer Sicht interessant. Dracula ist der Chef, der König der klassischen Schreckgestalten.
- In-game-Talk. Es wird nicht langweilig. Das Team berät sich ununterbrochen, und Dracula steht ständig unter Strom.
- Es ist kontrollierter und berechenbarer, dabei gleichzeitig einfacher als in der zweiten Ausgabe (Kampfsystem; außerdem Zugtickets und noch ein paar Kleinigkeiten). Überhaupt schlägt das gesamte Spiel nicht mehr die krassen Kapriolen, die das Spiel früher manchem Spieler verleideten. Ich würde mir trotzdem wünschen, dass ab und an Würfel geworfen werden müssten. Nichtsdestotrotz: Der Glücksfaktor ist glücklicherweise immernoch hoch genug, um kein verkopftes Spielgefühl aufkommen zu lassen.
- Spielzeit finde ich mit rund 3 bis 4 Stunden optimal für einen "erfüllten" Abend. Allerdings muss man zu dritt oder zu fünft sein.
- Ist es thematisch gelungen? Aber hundertprozentig.
Anm.: Das mit dem Verspeisen von Babys steht übrigens so nicht auf der Machtkarte Draculas, aber wird in der Buchvorlage klar angedeutet. Upps, da hätte ein Spoiler hingemusst. Voll gemein, ich weiß, aber das kommt womöglich davon, wenn man die ganze Zeit den Dracula mimt. Das Buch ist übrigens lesenswert, bzw. Hörbuch- und Hörspielfassungen davon sind es. Das Spiel ist thematisch noch überzeugender, wenn man die Geschichte kennt.
Außerdem habe ich noch Azul kennenlernen können. Das war okay, aber viel fällt mir zu diesem ziemlich interaktiven Abstrakten nicht ein, zumal mich Fury of Dracula fesselte, während Azul mich eigentlich nicht interessierte. Es sieht aber hübsch aus und macht aus haptisch etwas her.