Labyrinth: War on terror 2001 - ?
Hab ich einem Autorenkollegen zeigen müssen, weil er es nach meinen Schwärmereien über das "so asymmetrisch, wie es nur geht" unbedingt mal sehen wollte.
Ich habe es auch eine Ewigkeit nicht mehr gespielt, und die letzten Male mit Erweiterung, so dass ich heute nachmittag nochmal eine gute Stunde Regeln auffrischen und am Abend ungefähr ebenso lang erklären durfte, was da genau passiert.
Minimalste Vorkenntnisse aus Twilight Struggle waren vorhanden, so dass ich wenigstens nicht "card driven" erklären musste.
Dann folgte ein packendes Duell über ungefähr 4 Stunden Spielzeit (mittleres Szenario, 2 Kartenstapel Begrenzung, anderthalb Stapel haben wir gespielt).
Meine Amis wechselten relativ schnell von Hardlinern zu friedlichen Diplomaten (weil die Pussys aus Europa das so wollen und dadurch vieles einfacher wird), oder sie versuchten es zumindest. Ständig funkten mir Ereigniskarten rein, die meine Regierung neu auswürfeln wollten. Ich habe im Laufe des Spiels gefühlt zehnmal meine Posture geändert.
Der Islamist baute früh in Nordafrika einen Gottesstaat, während ich die Regionen um Afghanistan langsam zu Freunden umbasteln durfte.
Außerdem fand er direkt in der ersten Runde eine unbewachte Atombombe in Asien. Na toll. Schönes Damoklesschwert.
Dann kam es zum Showdown. Eine Zelle wanderte in die USA ein, und über irgendeine Karte, gefolgt von einem absurden Wurf (drei 1en mit drei Würfeln), hatte ich auf einem die Hütte voller Terroristen. Dann direkt eine Märtyrerkarte hinterher, mit der diverse Anschläge platziert werden.
Wie durch ein Wunder hatte ich aber genau in dieser Runde die eine Karte in der Hand, mit der man mehrere Bomben auf einmal entsorgen und dann nochmal fett Karten nachziehen kann. Da war dann alles dabei, was ich brauchte. So entschärfte irgendein CIA Jack Bauer noch eben in letzter Sekunde die Atombombe, die mich sonst das Spiel gekostet hätte.
Der Islamist hatte sich durch diese Aktion ziemlich verausgabt, und sein Funding war quasi auf Null. Weil ich gerade wieder auf "hard" umgestellt worden war, konnte ich seinen Gottesstaat "invasionieren" und dann - nach erneutem Politikwechsel - gemütlich genug Länder auf meine Seite bringen, dass ich den Sieg erringen konnte. Na ja, nur so halb gemütlich, er stand am Ende kurz vor einer anderen Siegbedingung, nur 2-3 absurde Wüfelwürfe meinerseits brachen ihm dann das Genick.
Einfach ein tolles Spiel.
Trotz ein paar unvermeidlichen Regelfragen und mangelnder Spielerfahrung beklagte sich mein Gegenüber nie, dass er nicht wüsste, was er zu tun hat, er hatte stets das Gefühl, einen Plan zu verfolgen, und es war wirklich arschknapp. Denn alles, was thematisch halbwegs Sinn macht, macht auch im Spiel Sinn.
Zum Beispiel, dass die Amisoldaten einfach völlig unangreifbar sind. Wo die rumstehen, ist einfach Ruhe im Karton.
Dafür sind die Terroristen viel beweglicher, andauernd schlüpft wieder einer davon durch deine sorgfältig gelegten Netze...
Und es entstehen mit jeder Kartenhand wieder herrliche Probleme... "Das kann ich ihm unmöglich geben." - "Das muss ich spielen, aber dann verschaffe ich ihm..." - "Wenn ich das jetzt spiele, kriegt er dafür..."