Ich konnte "Sands of Time" inzwischen tatsächlich gleich zu viert in einer Runde grundsätzlich erfahrener Spieler ausprobieren und konnte auch einen ersten Eindruck der sehr guten Spielmechanismen bekommen.
Bereits die Dauer der Erläuterung zeigt die Komplexität der Mechanismen und Tiefe des Spiels. Für das Erklären geht locker die erste Stunde drauf und man blickt danach immer noch in fragende Gesichter, die von der Anzahl der Aktionen und Gebäude etwas überwältigt wirken. Die auf BGG gepostete Spielhilfe des Autors ist neben dem eigentlichen Player Guide absolut erforderlich.
Wir haben in ca. 3 Stunden etwas mehr als die Hälfte (inkl. Identifikation einiger falsch verstandenen Regeln*) geschafft, mussten aber aufgrund der späten Zeit abbrechen, als es wirklich spannend wurde. Die Karte wird zu viert sehr schnell eng und zwingt zu einer effizienten Spezialisierung, insb. wenn man mit 4 Territorien abgeschnitten wurde und keinen (schnellen) Konflikt vom Zaun brechen will. Wenn man die hohe Einstiegshürde einmal überwunden hat, gibt es jede Runde knackige Entscheidungen aus einer Vielzahl von Optionen mit unerbittlich voranschreitender Zeitleiste zu treffen - hier brilliert das Spiel, auch wenn immer wieder ein Spieler mit Brain Freeze Verfluchungen murmelnd und mit glasigen Augen solange seine Aktionskarten durchblättert, bis er einen freundlichen Schubser von seinem Nachbarn erhält.
Etwas unbefriedigend bleibt neben der Spieldauer ein nicht besonders intuitives, aber dennoch optisch "schlichtes" Design (siehe viele fragende Gesichter der Mitspieler) und auch eine anstrengende Anleitung (die deutsche Anleitung ist nicht nur kleiner gedruckt, sondern bei ein paar Details weniger präzise als das englische Original). Dieses "Biest" verlangt einfach nach erfahrenen, leidensfähigen Veteranen und man sollte die erste Partie als Einarbeitung abhaken. Ich würde aber auch vermuten, dass man nach der Einführungsrunde dann auch eine Partie zu viert vermutlich unter 4 Stunden schaffen könnte.
Für die eigentliche Spielmechanik gibt es daher von mir einen Daumen nach oben und bisher ein vorläufiges BGG-Rating von 8/10 bei einer Komplexität von 4/5.
* Regelerfahrungen: Immer Generations- und Dynastiemarker gleichzeitig bewegen und auf der Dynastieleiste auf die Bevölkerungsfelder achten. Die Extraaktionen kosten (jeweils) nur einmal pro Generation Unzufriedenheit, die wird aber erst am Ende der Runde addiert.