Race to New Found Land am Samstag auf der Spiel Doch in Duisburg erstgespielt. Da uns die Regeln während der ersten von vier Runden erklärt worden sind, um den Spieleinstieg zu beschleunigen, war klar, dass wir in so einer Erstparte nicht wirklich zielgerichtet werden spielen können. Für mich war es sowieso nur eine Kennenlernpartie und ein Ausprobieren der Spielmechanismen. In Summe grundsolide. Allerdings fehlte mir, wie ebenso der befreundeten Spielrunde vor uns, der Whow-Faktor. Ein Whow-Faktor, wie damals bei Marco Polo mit seinem Würfel-Aktionsmechansimus, als es dann hiess, mit dem Charakter brauchst Du nicht würfeln, such Dir einfach die für Dich passenden Würfelzahlen aus.
Grundsolide, weil es um Mehrheiten geht und Auträge erfüllt werden wollen und Waren dafür gesammelt werden. Das alles verknappt durch begrenzte Schiffe mit Mehrfachfunktionen in deren unterschiedlichen Aktionsstärken. Das eine Schiff kann prima erkunden, das andere Schiff ist ein Siedlerschiff und so. Der Wettlauf entsteht dabei auf der Punkteleiste, weil man an bestimmten Positionen Zielkarten und Rohstoffboni abgreifen kann und wer zuerst da ankommt, hat die grössere Auswahl. Viel Potential für unterschiedliche Spielweisen und Optimierungsmöglichkeiten.
Zudem läuft das Spiel recht flott, wenn man zeitgleich geheim (ist das nur eine Variante?) seinen Schiffseinsatz plant und dabei die strategische Marschroute für die aktuelle Runde vorgibt. Mit nur vier Spielrunden fühlte sich das Spiel auch recht kurz an, zumindest nicht überlang. Gerne hätte ich (wie auch bei Marco Polo) noch viel mehr von meiner Aufbauarbeit profitiert. Episch ist es eben nicht, will es aber auch nicht sein. Dafür spricht auch die mittlere Komplexität und die eher abstrakten Aktionen. Wir sehen nur die Auswirkungen unserer Aktionen, aber fahren nicht mit Schiffen über eine zu entdeckende Landkarte. So wie Russian Railroads den Eisenbahnbahn abstrahiert, wird hier die Entdeckung und Besiedlung und der Handel (über ausliegende Aufträge, welche Warenkombinationen gefordert werden) in thematisch-abstrakter Form präsentiert. Eurogame eben und wer das mag und erwartet, bekommt hier ein gutes Spiel.
Allerdings muss man Mehrheitenspiele mögen. Denn es gibt Mehrheitenpunkte auf den Inseln und Mehrheitenpunkte bei den Handelsaufträgen in den Städten abzuräumen. Allerdings werden diese Mehrheiten nur gewertet, wenn im Spiel eine Insel oder Stadt komplett gefüllt ist. Wer sich an zu grosse Inseln oder Städte wagt und die lieben Mitspieler anderswo agieren, muss man schon selbst dafür sorgen, diese Mehrheitenpunkte zu bekommen. Trickreich.
Spiele ich wieder gerne mit, immer wenn es jemand auf den Tisch bringt. Selbst besitzen muss ich es hingegen nicht, dazu ist es mir zu nah an anderen Eurogames in seinem Mechanismenmix. Wer es hingegen kauft, macht mit dem Spiel aber absolut nichts falsch. Allerdings... ,Je länger ich über das Spiel nachdenke, desto mehr möchte ich es doch wieder spielen. Eventuell Spieleliebe aufm zweiten Blick, bei der die Faszination erst im Nachhinein wächst? Mal die nächste Mitspielpartie abwarten, wenn es hoffentlich ein Mitspieler vor mir kauft.