Wirkliche Fachbesuchermessen habe ich als Aussteller und Besucher oder Presse immer deutlich entspannter als gemischte Publikumsmessen erlebt.
Deshalb wäre ich für ein mehrstufiges Konzept der neuen SPIEL 2018:
1. Mittwoch als echten Fachbesuchertag etablieren. Aktuell ist es eher so, dass das noch als Aufbautag gesehen wird, etliche Stände noch verhangen sind oder es keine Chance gibt, dort als Fachbesucher die Neuheiten anzuspielen. Und dabei meine ich nicht zwischen Kistenstapeln und dem Gefühl, dass das Standperson jetzt viel lieber den Aufbau beenden würde wollen.
2. Aussteller besser auf ihren Messeauftritt vorbereiten von Veranstalterseite. Wer nur einen Spieltisch anbieten kann und dann noch ein 90 bis 120 Minuten Spiel komplett durchspielen und die Erstspieler grübeln lässt, muss sich über Frust der Wartenden nicht wundern. Konzepte den Neulingen an die Hand geben, wie man eine grösstmögliche Zahl an Besuchern ein Spiel näherbringen kann. Hier ist die SPIEL auf dem Stand von vor 20 Jahren stehengeblieben und was damals wegen weniger Besucher und weniger komplexer Spiele noch funktioniert hat, muss bei einem "weiter so" heute einfach scheitern.
3. Zusätzlich buchbare und gebührenpflichtige Spiele-Slots in den Konferenzräumen anbieten. Diverse amerikanische Messen machen es vor. Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt ein neues Spiel kennenlernen will, muss dafür bezahlen. So kann man sich als Besucher die interessantesten Neueiten auswählen, die es einem wert sind, in entspannter Atmosphäre fernab der Besuchermassen (aber noch nah genug zu den Messehallen) kennenzulernen. Ein Teil der Buchungsgebühr könnte ja mit dem Spielekaufpreis verrechnet werden, so dass es auch einen zusätzlichen Anreiz gibt, das Spiel direkt beim Aussteller zu kaufen.
4. Spieleausleihen nach Herner Spielebus Vorbild ausweiten. Der Andrang ist dort jedes Jahr enorm. Warum das also nicht in Kooperation mit diversen anderen Spielevereinen und Clubs personell und räumlich ausweiten? Klar, das kostet Geld und nicht jeder Spieleverein oder Club kann und will das bezahlen. Aber genau hier wäre der Ansatzhebel für öffentliche Gelder, um das Kulturgut Spiel weiter zu fördern. Mitfinanziert von den Verlagen, die dort ihre Spiele erklären lassen können.
Lässt sich sicher noch ergänzen, optimieren und ist diskussionsnötig.
Mit einem "weiter so" entwickelt sich die SPIEL leider immer mehr zu einer reinen Verkaufsshow für Neuheiten, die man nebenbei auch noch anspielen kann, wenn man Glück und Zeit und Geduld hat. Verkauf scheint aber immer wichtiger zu sein, anstatt sich zu präsentieren als Verlag und Autor mit seinen Spielideen. In 2017 habe ich die SPIEL vor allem für absolute Exoten genutzt. Also alles das anspielen, was eher unwahrscheinlich in den nächsten Monaten auf den Spieltischen bei diversen Spieletreffs landen wird. Den ganzen Eurogames-Mainstream musste ich aus Zeitgründen leider auslassen. Und trotzdem entdecke ich auch Monate nach der SPIEL noch immer Neuheiten, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte in der Neuheitenflut.