Beiträge von PowerPlant im Thema „These: App kann Regelstudium ersetzen?!“

    Videos zu machen (über Spiele) ist doch auch nur ein Zeitvertreib (neben basteln und bemalen), wenn man gerade niemanden zum Spielen hat. Manche Leute haben auch Schwierigkeiten Regeln zu verstehen oder zu lesen, eben weil sie vielleicht eher ein audiovisueller Lerntyp sind. Für die sind Apps vll. ein adäquater Ersatz, wenn ich mal an die App von Kosmos denke. Jeder Jeck ist eben anders.


    Ihr bringt mich aber auf Ideen... Videos von anderen Youtubern zu zeigen und diese dann zerreißen, oder eben Neuerungen wie Apps und diese dann zu kritisieren. :P Nein, Quatsch. Jeder muss selber für sich rausfinden was er eben mag oder nicht mag und wie er sich Regeln aneignen möchte.

    Das ist das Problem: Wenn ich keine MItspieler habe, bin ich zu sehr beschäftigt Pimpereien zu laminieren :D

    Lass mich raten: du magst SU&SD? :denk:


    Fanboy *gnihihi


    Aber mal ernsthaft: gibt so viele Blogs in Deutscheland, wieso macht sowas keiner? Rampensäue haben wir mehr als genug und für sowas musste eigentlich nur mehr als 1 Leute und ne passable Stimme haben

    Geht so. Ich bin selten mit deren Meinungen gleich. Vieles, was sie stört, stört mich überhaupt nicht. Sie hassen Arkham Horror, ich halte es für eines der besten Spielerfahrungen ever.


    Dennoch ist es schlicht der professionellste Auftritt in unserem Gebiet. Abgesehen von Studenten-Küchen im Hintergrund ;)


    Ich denke, das macht bei uns keiner, weil es unglaublich aufwändig ist. Und man darf nicht vergessen, dass mal als deutschsprachiger Kanal kaum davon leben kann. Ist auch logisch, weil man grob gesagt kaum mehr als D-A-CH als "Kundschaft" hat und so schlecht Klicks generiert.


    Ein Native Speaker in Englisch hat Tür und Tor offen, was potentieller Zuschauer anbelangt. Dann ist es noch eine Geldfrage, denn Equipment kostet, Software kostet, Knowhow fehlt oft (Bidlsprache, Licht, schreiben, vortragen, Schnitt, Promotion, ...). Und, wie gesagt, ist es nicht zuletzt unglaublich zeitintensiv. Ich persönlich könnte sowas in meiner zur Verfügung stehenden Zeit kaum leisten. Und schon gar nicht so regelmäßig als dass sich ein eigener Kanal lohnen würde.

    Volle Zustimmung:)


    Was wir brauchen sind Vertriebler, die ihre Produkte und Dienstleistungen über Emotionen verkaufen. Leider sind in der Rezensentenszene eher die Buchhalter unterwegs, die mit dem Charme einer Exeltabelle den Kunden mit Kaufargumenten zutexten, bis der nur noch die Flucht ergreift oder tot umfällt.

    Vertriebler, genau das ist das richtige Wort :D


    Ich bin übrigens damals über SU&SD auf Captain Sonar gestoßen und hätte es fast vom Start weg gekauft, wenn man dafür nicht zwingend 8 Leute bräuchte. Dennoch ist es für mich eines der besten Boardgame-Videos, die es gibt. Mitreißend, spannend, lustig, knackig kurz, authentisch.



    Darüber hinaus finde ich die Videos tatsächlich sehr unterhaltsam. Die deutschen Videos sind alle eher... so sachlich. @Boardgamedigger ist da schon eine willkommen menschliche Abwechslung. Ich habe auch nichts gegen Prosavideos voller Lobhudeleien, denn die Bewertung von Hunter & Cron interessiert mich genau so viel oder wenig wie die meines Nachbarn im Stau. Bei Geschmack zählt nur die eigene und ich möchte statt einer Bewertung lieber etwas persönliches hören. Was hat dem Ersteller an dem Spiel gefallen hat und was nicht - denn dann kann ich mir selbst ein Bild machen, ob das auch auf mich zutrifft. Und da wir hier keine Nachrichten machen sondern uns um ein Hobby-, ein Freizeitthema drehen, darf es auch mal ruhig emotionaler werden, wenn ihr mich fragt. Ein schönes Beispiel dafür (und für die Aufteilung von Unterhaltung und Tutorial) sind die Videos zu Pandemic Legacy. Und wie ihr vielleicht wisst, bin ich überhaupt kein Fan von dem Spiel, trotz der überschwänglichen Meinung. Dennoch finde ich das Video extrem spannend und unterhaltend, sogar mitreißend. Es macht Lust das Spiel selbst zu spielen und genau darauf kommt es mir an. Nicht auf irgendwelche selbst erdachten Bewertungsskalen und selbstbeweiräuchernde Auszeichnungen*.






    * Selbst erstellte Auszeichnungen häucheln vor, die eigene Meinung sei mehr wert oder "richtiger" als eine andere. Und das finde ich nie gut ;)

    Kurz gesagt: Er geht so vor, wie er das Spiel tatsächlich erklären würde. Nnicht wie jemand, der ein Regelheft vorliest. Er erklärt die Abläufe, nicht das Material. Was mir meist auf den Keks geht ist, wenn jemand Karten in die Kamera hält um zu erklären, dass dies Kartendeck A ist. Und das hier Kartendeck B. Und so sieht die Miniatur aus. Für so einen Kram vergehen meist ganze Minuten, es hat in einem Erklärvideo aber nichts verloren.


    Zu allererst steht da nicht jemand vor der Kamera und plappert nicht einfach los. Er hat ein Skript, er achtet auf Betonung, der kann vortragen.


    Der Schnitt sitzt: Dann gibt es mehrere Kameras. Das ist nun eher ein gleichsam aufwändiges Thema mit subtilem Effekt, aber großer Wirkung. Als er die Zugreihenfolge aufzählt, muss er weder sagen, dass sie auf den Karten draufsteht, noch dass sie festgelegt ist. In deutschen Videos würde wahrscheinlich jemand jede Karte einzeln in die Kamera halten, die dann 20 Sekunden lang vergeblich versucht die Karte zu fokussieren. Hier ist es anders. Er spricht darüber und der Schnitt blendet die Zahlen auf den Charakterbögen ein. Jeder versteht sofort den Zusammenhang, das Thema ist in 5 Sekunden vom Tisch, ohne viele Worte.


    Die deutschen Videos sind durch die Bank fast gänzlich "Ich stell mich mal eben vor die Kamera und bin irgendwann fertig"-Videos. Dieses hier ist wesentlich durchdachter, geplanter, wahrscheinlich vorformuliert. Eben einfach professioneller.


    Wie im ersten Satz schon angedeutet ist der Kern meiner Kritik eigentlich, dass diese ganzen Rezensionen eierlegende Wollmilchsäue sein wollen. Entweder ich erkläre ein Spiel (Tutorial/How-to), oder ich stelle es vor (unboxing), oder ich rezensiere es (bewerten). Aber bitte nicht alles in einem. Gegen 3 einzelne Videos spricht ja auch nichts, außer dass sie redaktionellen Aufwand und Planung erfordern. Und wenn man sich bei manchen YouTube-Kanälen so umsieht, fehlt es an beidem. Ein gutes Beispiel dafür ist Brettspielblog.net. Der kommt auf aberwitzige Veröffentlichungszahlen, aber das auch nur, weil er einfach die Kamera hinstellt und wie ein Maschinengewehr losrattert. Da gibt es kein Script, keinen Plan, nichtmal eine Pause ;) So schwanken die Videos zwischen 10 Minuten und mehreren Stunden, es sind etliche inhaltliche Fehler, Widersprüche, Wiederholungen und Fehlschnitte drin.


    Ein Zwischending aus beiden Welten ist Rahdo selbst. Der plappert auch wie ein Maschinengewehr, unterteilt seine oft sehr langen Videos aber in angenehme (und vor allem systematsiche!) Häppchen: Es gibt fast zu jedem Video ein Intro, ein Gameplay mit 1-2 Runden, ein Extended Gameplay mit weiteren Runden und ein Final Thoughts-Video. Da weiß jeder, was er bekommt. Ich persönlich schaue mir bei einem neuen Spiel dann eher nur das Intro und das Final Thoughts an. Wenn ich dann noch interessiert bin oder Fragen haben, kommen die Gameplays. Das kann ja jeder machen, wie er möchte, aber man hat eben die Wahl. Bei Hunter & Cron oder Dicetower dagegen überspringe ich meist den Mittelteil um zum Ende zu kommen, was mich wesentlich mehr interessiert als die halbgare Inhaltserklärung.


    Darüber haben die Jungs von SU&SD angenehme Stimmen und das Charisma gepachtet - was zugegeben eher angeboren als erlernbar ist ;)

    widow_s_cruse Da stimme ich dir zu, mit der Zeit eignet man sich ein gewisses Vokabular und erweitertes Verständnis für die Formulierungen von Regeln an.


    Disclaimer zuvor: Eine App, die das Regelstudium ersetzen kann und soll, ist für mich nicht nur ein Film, sondern tatsächlich eine Lern-App, die den Menschen aktiv mit einbindet.


    Zurück zum Video von Spiele-Offensive: Ein 3 Stunden-Video geht für mich total an der Sache vorbei, denn da habe ich keinen Vorteil gegenüber dem Lesen. Für mich ist das auch künstlich in die Länge gezogen. Ich habe bisher nur 1x Terra Mystica gespielt und habe es von einem Mitspieler erklärt bekommen - in weit unter einer Stunde, und habe mit diesem Wissen knapp gewonnen. Es muss also einfacher gehen.


    Das Problem dabei ist, dass es schlicht und einfach unterschiedliche Lerntypen gibt. Der eine versteht es besser, wenn er es hört. Der nächste nimmt es besser beim Lesen auf und wieder ein anderer erlernt es erst komplett durch das nachmachen/selbst machen. Eine gute Lernmethode bezieht also alle Typen mit ein. Und das kann nur eine App.


    Was ich oben meinte ist, dass es wohl einfacher ist, Regeln zu lernen, wenn man verschiedene Medien zur Verfügung hat. Ein Film muss daher nicht komplett jede Eventualität abdecken sondern sollte ausreichen, um die Grundregeln zu verstehen. Ablauf einer Runde, Ziel des Spiels, grobe Mechaniken. Und nicht zuletzt, wo ich was auf dem Board finde und wie es aussieht. Detailregeln kann man dann immer noch nachschlagen und ist dann immer noch viel schneller, als wenn man ohne Vorkenntnisse die Regeln studieren müsste.


    Ich, als großer Verfechter von Regelzusammenfassungen, bin überzeugt, dass das so möglich ist. Die Regelzusammenfassung von Cthulhu Wars (wohl gemerkt von über 150 Seiten Regelheft) passt auf 2 (nicht mal DIN A4-) Seiten. Natürlich lässt sie seltene Sonderfälle, Beispiele und Co aus, jedoch ergeben die sich im Spiel ja von selbst. Irgendwann kommt man also an einen Punkt, an dem man sich nicht sicher ist und im Regelheft nachschlagen muss.

    Ein ähnliches Beispiel wäre die Sicherheitseinweisung in einem Flugzeug. [...]

    Der Vergleich hinkt ein bisschen. Es ging nicht darum, dass jeder die Spielregel komplett lesen soll. Bloß nicht! Jeder Spieler ist doch dankbar für einen fähigen Regelerklärer, der ihm ein Spiel mit Beispielen, mit ausreichend Themenbezug und durch Vormachen der Aktionen gut erklärt. Die meisten Spieler lesen doch Regeln nicht selbst. Der, der sie liest, ist der Erklärer, und dieser wird sich auch in absehbarer Zukunft noch durch die geschriebene Regel durchkämpfen müssen, denn das ist nun mal die Referenz für alles. Das wird ihm auf absehbare Zeit keine App abnehmen können. Nicht wenn er den Erklär-Job gut machen will.

    Warum sollte das so sein?


    Spieler A eignet sich das Wissen durch Regelstudium an.

    Spieler B bekommt es von Spieler A erklärt.

    Spieler B ist durch die gute Erklärung sofort fähig, das Spiel auf Niveau von Spieler A zu spielen.


    Warum sollte es dann nicht möglich sein, dass Spieler A ebenfalls durch eine gute Erklärung z.B. einer App lernt, statt durch das Regelstudium?


    Das X-Wing-Tutorial ist das perfekte Beispiel. Es fasst in 13 Minuten das Grundregelheft als Film zusammen. Wenn man sich das anschaut, braucht man anschließend das normale Regelheft nicht mehr. Wenn man nun noch Interaktivität einbringt (selbst machen bleibt immer besser hängen als anschauen), dann wird so ziemlich jedes Gehirn schneller abgeholt als durch lesen eines Textes.


    Das System von FFG (Regelheft und Referenzbuch) ist hier super umgesetzt. Das Regelheft wird durch eine interaktive App abgelöst und das Referenzheft ist für Fragen während des Spiels dabei. Bei #XCom ist damals nichts enthalten gewesen, die App steuert einen durch ein Tutorial der ersten Runde und bietet gleichzeitig (und zeitgleich!) ein Nachschlagewerk.


    Einzig zu bemängeln ist hier, dass es immer noch bloßer Text ist. Wenn mehrere Sinne eingebunden werden würden, wäre das einem Regelheft haushoch überlegen.


    Es ist und bleibt aber natürlich eine Kostenfrage.

    Ich will niemandem zu nahe treten, aber zu denken eine App könnte eine Anleitung nicht ersetzen, der bewegt sich schon fast rückwärts in der Zeit. Aus irgendeinem Grund wird hier angenommen, dass eine App immer weniger Inhalt bietet als ein Regelheft und das ist schlichtweg falsch, denn es ändert sich nur das Medium und interaktiver multimedialer Lerninhalt ist immer einfacher und schneller verinnerlicht als schlichter Text.


    Ein ähnliches Beispiel wäre die Sicherheitseinweisung in einem Flugzeug.


    Möglichkeit 1: Gib jedem eine Gebrauchsanweisung für die Schwimmweste in die Hand und zwinge sie, die zu lesen

    Möglichkeit 2: Stelle eine Person hin, die es vormacht und zeige dazu einen animierten Film auf jedem Bildschirm


    Mäglichkeit 1 gleicht dem Regelheft, Möglichkeit 2 den Möglichkeiten einer App. Im Idealfall wird eine App immer schneller und eingänglicher erklären als geschriebener Text. Die Frage ist nur, was das kostet. Denn ein Regelheft entsteht wohl parallel bei der Spieleentwicklung und muss später "nur noch" aufgearbeitet werden. Multimedialer Inhalt dagegen basiert auf dem Regelheft als Script und muss dann erst noch teuer und aufwändig entwickelt werden.


    Dass eine App aber generell Inhalte des Regelhefts auslassen würde, ist schlicht #Humbug ;)