Beiträge von Prinz im Thema „01.01.-07.01.2018“

    Ich schreibe hier im Wochenthread zwar sehr selten, meinen Spielbericht zu Twilight Imperium 4th Edition möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten.


    Ich glaube, dass niemand alles lesen wird und ich glaube, ich habe auch mindestens die Hälfte vergessen von dem, was ich eigentlich zu dem Spiel schreiben wollte. Aber dennoch ist es mir ein Anliegen, Interessierte daran teilhaben zu lassen. Ich habe versucht den Text mit Abschnitten übersichtlich zu halten.




    Vorgeschichte


    Zwischen den Jahren gab es bei uns eine 6er Partie Twilight Imperium 4th Edition.

    Ich hatte mir die vierte Edition auch in dem Wissen gekauft, dass es vermutlich nicht häufig auf den Tisch kommen würde, schließlich lag meine letzte TI3-Partie runde 3 Jahre zurück und im besten Fall spielten wir es ein einziges Mal pro Jahr. Dennoch hatte ich mir vorgenommen noch im Dezember eine Runde TI4 zu spielen. Dazu habe ich in mehreren meiner Spielerunden allgemein rumgefragt bzw. Spieler direkt angesprochen, ob sie Lust auf ein solches Spiel haben. Auch in meiner Spielerunde bestehend aus Arbeitskollegen wusste ich von 2 Leuten, die soetwas sicherlich einmal mitspielen würden.

    Drei oder vier Spieler hätten mir für eine erste Kennenlernrunde ausgereicht, schließlich waren auch für mich viele Regeln in der 4ten Edition neu und aufgrund der langen Pause auch bestehende Regeln aus der 3ten Edition nicht mehr präsent.

    Also die Leute abgeklopft, ob wir an einem der Wochenenden vor Weihnachten noch eine Runde hinbekommen würden, da ich vermutete, zwischen den Jahren würde es bei den meisten schlecht aussehen. Ich bin selten so einem großen Irrtum aufgesessen. Für nahezu alle schien nach Weihnachten der bessere Zeitpunkt zu sein, alle hatten zwischen den Jahren Zeit. Also habe ich eine Doodleliste zur besseren Terminabstimmung erstellt und an 5 potentielle Mitspieler gesendet (also 6 Spieler einschließlich meiner Wenigkeit). Bei 4 Spielern wäre ich glücklich gewesen, tatsächlich kristallisierte sich dann aber heraus, dass bei allen 6 der 29.12. klappen würde - grandios! Zudem hätten wir sogar eine größere Runde zusammen bekommen, denn es kamen Anfragen wie "kann mein Kumpel auch mitspielen", "meine Frau hat auch Lust TI mitzuspielen" oder "Arbeitskollege XY hat auch Interesse bekundet und würde mitspielen". Da TI4 derzeit nur maximal 6 Spieler unterstützt, musste ich die Anfragenden vertrösten und habe Warteliste aufgebaut, für den Fall es springt noch jemand ab. Dass ich sogar eine Art Warteliste im Umkreis von 20km für eine Partie TI habe, hatte ich zuvor auch noch nicht erlebt, denn normalerweise mangelt es an Mitspielern für das Spiel. Umso erfreuter habe ich eine Mail mit allen Infos fertig gemacht und zum 29.12. um 15 Uhr geladen. Kurzfristig hat ein Mitspieler abgesagt, aber dank der Warteliste ist die Frau (ebenfalls Spielerin) eines Spielerkollegen kruzerhand eingesprungen - perfekt!




    Das eigentliche Spiel


    Viel Vorgeplänkel, nun direkt zum eigentlichen Spieltag:

    Geladen hatte ich zu 15 Uhr und um 15:10 waren auch alle da. Kurz ein wenig Smalltalk, denn nur ich kannte alle Mitspieler, aber nicht alle Mitspieler kannten sich untereinander. Aber wir waren nicht zum Quatschen da und das konnte man auch sicherlich noch während des Spiels ausführlich, daher haben wir recht zügig die Galaxie (Standardgalaxie für 6 Spieler aus dem Regelheft) aufgebaut. Es wurden folgende Rassen von den Spielern gewählt:


    The Yssaril Tribes

    The Universities of Jol-Nar

    The Xxcha Kingdom

    The Emirates of Hacan

    The L1Z1X Mindnet

    The Federation of Sol


    Da nicht alle die Regeln (vollständig) gelesen haben, sind wir alles nocheinmal durchgegangen, damit zumindest die Zusammenhänge und Abläufe für alle grob klar waren. Wir konnten das eigentliche Spiel gegen 17 Uhr beginnen.

    Mein Heimatsystem mit "Sol" (ich habe die Federation of Sol gespielt) lag am südlichsten Punkt der Standardgalaxie, angrenzend an 3 Systeme mit jeweils 2 Planeten und benachbart mit Hacan und L1Z1X. Diese Ausgangssituation ist natürlich für die Menschen sehr positiv, schließlich besitzen diese von Beginn an 2 Carrier und 5 Infantry. Ich konnte mich somit recht zügig ausbreiten. Passenderweise waren die ersten beiden Public Objectives 6 Planeten ausserhalb des Heimatsystems zu besitzen und 4 (oder 5?) Planeten mit den gleichen Planet Traits zu besitzen. Für die Sol in der Position ein sicherlich leichtes Ziel. Mein erstes Secret Objective war kriegerischer Natur (Zerstören der letzten Infanterie eines Planeten mit Bombardment) und sollte in diesem Spiel von mir nicht mehr erfüllt werden. Mit meinen Nachbarn verstand ich mich prächtig.

    Die L1Z1X baten mir in der 2ten Runde einen Friedensvertrag an und wir befestigten diesen durch Austausch einer Promissory Note (eine Aktivierung eines Systems mit gegnerischen Einheiten (L1Z1X/Sol) hätte keine Bewegung in das aktivierte System erlaubt). Ein Angriff wäre somit mindestens einen Zug vorher voraussehbar gewesen und bot dem Verteidiger zumindest einen Hauch einer Chance eine Verteidigung parat zu haben.

    Mit den Hacan hatte ich nur ein nichtbindendes Versprechen. Da diese mir aber militärisch unterlegen waren, hätten sie zuvor einiges ihrer wertvoll erhandelten Ressourcen in eine entsprechende Streitmacht stecken müssen. Die Hacan erwiesen sich jedoch als wertvoller Handelspartner. Die Tauschkurse waren zwar nicht immer gut, jedoch konnte ich durch Aussicht auf einen Handel mit den Hacan meine Commodities mehr als einmal ohne Abgabe eines Strategy Tokens kostenfrei auffüllen. Sicherlich hätten alle anderen durch gemeinsamen Boykott eines Handels mit den Hacan die Rasse "austrocknen" können, jedoch lockten diese des Öfteren mit der kostenlosen Auffrischung der Commodities. Und somit war auch ein Handeln unter benachbarten Spielern möglich, auch wenn die Commodities und entsprechend Trade Goods bei vielen Rassen Mangelware sind.

    In Runde 2 wurde Mecatol Rex durch die University of Jol-Nar für sich beansprucht. Ich hätte es vermutlich verhindern können, sah die Gefahr jedoch zu spät und hatte konnte aufgrund des Asteroidenfeldes in direkter Verbindung zu Mecatol Rex nicht mehr ausreichend schnell handeln und auch das Umfliegen war keine Option mehr, blockierten meine friedliebenden Nachbarn den Weg und somit war der Siegpunkt für mich nicht mehr erreichbar. Ich hätte vermutlich direkter auf Mecatol Rex zusteuern sollen.

    Die anschließende Versammlung verabschiedete ein Gesetz zur Schließung der Wurmlöcher für Bewegung, nur noch Handeln war darüber möglich. Die University of Jol-Nar konnte durch Bestechung ihrer Nachbarn diese Schließung auch durch ihren enormen Einfluss von Mecatol Rex erwirken. Der Schritt war jedoch verständlich, denn gegen die L1Z1X oder auch die Federation of Sol haben die kampfschwachen Jol-Nar trotz technologischem Fortschritts keine guten Erfolgsaussichten.

    In der folgenden Runde konnten die Jol-Nar zudem noch einen Siegpunkt für die Kontrolle von Mecatol Rex über die entsprechende Strategiekarte erzielen. Es war klar, dass die Jol-Nar Mecatol Rex in dieser Runde nicht mehr halten können würden, waren sie doch lediglich mit einem Carrier und einer Infanterie dort aufgeschlagen und Unterstützung war in weiter Ferne. Die Hacan nutzten die Gunst der Stunde und versuchten Mecatol Rex zu übernehmen - mit Erfolg.

    Die Yssaril und L1Z1X befanden sich mittlerweile im Krieg. Die L1Z1X verloren dabei auf übelste Art und Weise ihre gesamte Flotte, zwangen aber die Yssaril zum Aufrüsten.

    Das Xxcha Kingdom versuchte eines ihrer Secret Objectives durch Verhandlungen mit den Nachbarn (Hacan und Jol-Nar) zu erfüllen, ohne dabei einen Nachbarn zu verärgern und einen großen Krieg anzuzetteln.

    Die Hacan konzentrierten sich, wie sollte es anders sein, stark auf das Handeln, denn ihr Heimatsystem und die wenigen weiteren kontrollierten Planeten boten nur wenig Ressourcen oder Einfluss.

    Ich konnte dank einer Action-Karte alle Planeten unter meiner Kontrolle mit einer Infanterieeinheit verstärken (zu dem Zeitpunkt waren es 8 Planeten).

    Weitere 1er Public Objectives waren unter anderen "Gebe 7 Ressourcen und/oder Einfluss aus" und "Befinde dich in 2 Systemen neben Mecatol Rex". Die 7 Ressourcen in einer Runde tun zwar weh, konnten aber von allen nach einer sparsamen Runde im Laufe des Spiels erfüllt werden. Das erste 2er Public Objective dagegen hatte es schon in sich: "Kontrolliere 5 Planeten mit einem Technologiesymbol". Wie bitte soll man das schaffen? Diese Planeten lagen in der Galaxie nicht zusammen und die Wurmlöcher waren nur als Handelswege geöffnet. Zwar ergab sich in einer Agendaphase die Chance die Wurmlöcher wieder für Bewegung zu öffnen, dies wurde aber von den Xxcha durch Abgabe eines Strategy Tokens verhindert, es konnte also nicht mehr darüber abgestimmt werden. Somit war das erste 2er Public Objective für mich begraben und auch sonst niemand anderes schien darauf hinzuarbeiten.

    Die Hacan hatten Mecatol Rex noch inne, waren aber auch nur mit einer schwachen Kampfkraft dort und sahen größere Flotten, welche sich scheinbar Richtung Mecatol Rex bewegten. Ich selbst hatte bereits eine große Flotte und auch einiges an Infanterie (das Flagschiff der Sol bekommt in jeder Statusphase eine neue Infanterie) im Asteroiden Feld direkt vor Mecatol Rex stationiert. Da die Hacan mir gegenüber immer friedlich waren, ließ ich sie auch friedlich abziehen. Gegen die Zahlung eines Trade Goods ließen sie eine Infanterie auf Mecatol Rex zurück. Ich flog in das Mecatol Rex System und verusuchte diese eine Infanterie mit 3(?) würfeln zu bombardieren (Bombardment 5!!!), sie blieb standhaft. Ich entschied mich gegen den Siegpunkt und für eine Invasion und landet meine Infanterie (~6) auf Mecatol Rex.

    Die folgende Statusphase wurden wieder Objectives gewertet und wir fieberten dem zweiten 2er Public Objective entgegen: 2 Punkte in der Status Phase für mindestens 3 erforschte Fleet Upgrades. Die Hacan und Jol-Nar besaßen 8 Punkte, die Yssaril 7, meine Sol 6 und die L1z1X und Xxcha waren weiter abgeschlagen. Wir konnten am Ende der Runde nahezu alle die 2 Punkte für die Flottenupgrades erhalten und somit war klar, die 6te Runde wird auch die letzte sein. In der Agendaphase konnte ich mir dank des Einflusses von Mecatol Rex noch ein Secret Objective holen.

    Die Hacan, Jol-Nar, Xxcha und auch Yssaril mussten jedoch erst noch mindestens ein weiteres Flottenupgrades erforschen. Ich hatte jedoch bereits 3 Upgrade (Carrier, Dreadnought und Cruiser), dafür aber ansonsten nur die 4 Standardtechnologien, für die keine Voraussetzungen nötig sind. Lediglich durch einen Planeten in meinem Besitz mit dem blauen Forschungssymbol konnte ich den Carrier und Dreadnought weiterentwickeln. Mit meinen 6 Punkten schien ich für die anderen keine Gefahr zu sein, so dass niemand der 4 Spieler vor mir die Imperial-Karte wählte. Vermutlich war diese auch mit der Initiative 8 für die Statusphase zu hoch und somit völlig uninteressant. Jeder achtete nur darauf, dass er definitiv am Ende der Runde 3 Flottenupgrades hat und somit die 2 Siegpunkte mitnehmen kann und vielleicht noch das eine oder andere Secret Objective erfüllen kann, um auf 10 Punkte zu kommen (Yssaril).

    Ich plante eigentlich in der Runde nur noch das Erfüllen von 2 meiner Secret Objectives während der Action Phase, aber da ich nun auch die Imperial Karte erhalten habe, spielte ich ganz vorne um den Sieg mit. Ich musste das Spiel nur vor der Status Phase beenden.

    Gespannt beobachtete ich die ersten Züge meiner 5 Mitstreiter, schließlich war ich mit Initiative 8 auch in der Reihenfolge das Schlusslicht. Ich sah, wie sich die Xxcha vorbereiteten, um über mich auf im System Mecatol Rex herzufallen, die erste Runde jedoch blieb ohne Kampfhandlungen dort. In meinem ersten Zug aktivierte ich natürlich sofort meine Imperial Karte und erhielt dafür 3 Siegpunkte: 2 für das Erfüllen des Public Objectives mit 3 Fleet Upgrades und 1 Punkt für das Kontrollieren von Mecatol Rex. Mit 9 Punkten bin ich nun vom Mittelfeld an die Spitze gerast und bin dadurch unter anderem für die Xxcha zum Galaxiefeind Nr. 1 geworden. Es war klar, dass ich nur noch über Secret Objectives gewinnen kann. Die fünf 1er Public Objectives hatte ich erfüllt, dass eine 2er ebenso und das andere 2er war für mich unerreichbar, hatte ich doch nach wie vor nur einen Technologieplaneten; 4 weitere Planeten in einer Runde wären utopisch. Welche Public Objectives ich hatte, dass wusste ja niemand, nur eines davon konnten sie sich denken (Bombardment der letzten Infanterie eines Planeten). Es sind wohl einige davon ausgegangen, dass ich nur noch Status Phase Objectives habe und somit mit meiner Initiative keine Chance mehr habe.

    Lediglich die Xxcha erkannten die Gefahr und schickten in ihrem nächsten Zug jegliche verfügbare und in Reichweite befindlichen Flotten Richtung Mecatol Rex. Es gab eine blutige Raumschlacht, aber die Xxcha hatten keine Chance. Ihre wenigen Fighter waren schnell verpufft und meine Schiffe verfügten über Sustain Damage (können 2 Schaden aushalten). Zudem hatte ich eine recht gute Hand aus Action Karten mit 2 Direct Hit Karten und somit half den Xxcha Kingdom ihr Sustain Damage recht wenig. Nach 2 Kampfrunden war das Spektakel vorbei. Meine angeschlagene Flotte würde keinen weiteren Angriff einer Großmacht überleben, aber zu meinem Glück hat es mein Flagship überlebt:

    Mein in der Agenda Phase zuvor erhaltenes Secret Objective war, dass mein Flagship einen Space Combat überleben soll. Dies war nun damit erfüllt und das Secret Objective erfüllt. Dies war der letzte Punkt, der mir zu meinem Sieg fehlte und das Spiel war somit nach 1 1/2 Zügen in der 6ten Runde vorbei. Alle anderen um den Sieg mitspielenden Mitstreiter waren natürlich etwas enttäuscht, hatte sich doch jeder schon seine perfekte Siegstrategie zurecht gelegt. Aber auch ohne den Angriff des Xxcha-Spielers hätte ich vermutlich gewonnen. Entweder hätte ich selbst meine gesamte Mecatol Rex Flotte in einen kleinen Space Combat geschickt und gehofft, mein Flagship würde dies überleben, oder ich hätte einen von den Yssaril einsam zurückgelassenen Infanteristen bombardiert.




    Kurze Schlussgedanken aus meiner Sicht zu dieser Partie


    Insgesamt war es ein sehr friedliches Spiel. Ich selbst konnte mich in Ruhe aufbauen, brauchte ich mich doch vor meinen Nachbarn nicht zu fürchten. Die Hacan kamen mir nicht gefährlich nahe und haben sich auch an unser nichtbindendes Versprechen gehalten. Ich selbst habe ihnen gegenüber auch keine Aggressionen gezeigt. Die L1Z1X dagegen hätten mich in den ersten 2 Runden ärgern können (und vielleicht auch müssen). Durch den frühen Friedensvertrag konzentrierten sie sich jedoch auf ihren anderen Nachbarn, die Yssaril. Die Yssaril haben die L1Z1X durch ihre Action Card Übermacht (Spezialfähigkeit ist zum einen immer eine Action Card mehr zu ziehen und sich dann die beste(n) auszusuchen und sie dürfen zudem unbegrenzt viele Karten auf der Hand haben und es gilt dort nicht das Maximum von sieben Karten) stark geschwächt. In Runde 4, 5 oder 6 hätte ich die L1Z1X überrollen können, nutzte ihr Territorium dann aber doch lieber als Schutzschild vor den Yssaril. Schließlich waren sie für mich keine Gefahr mehr und die Yssaril konnten nicht so schnell in mein Territorium vorrücken.

    Somit konnte ich mich entspannt aufbauen und hatte bis auf den letzten Kampf um Mecatol Rex keinen nennenswerten Feindkontakt. Wären die Wurmlöcher im Laufe des Spiels wieder geöffnet wurden oder gar nicht erst verschlossen gewesen, dann hätte ich ein weitaus größeres Problem gehabt und die Jol-Nar und Xxcha und auch Yssaril hätten ein direktes Tor in mein Territorium gehabt.

    Zudem darf man nicht vergessen, dass es vier TI-Neulinge am Tisch saßen und auch bei den Nichtneulingen die Partie länger zurück lag und TI3 auch insgesamt nur sehr selten auf den Tisch kam. Keiner wusste so richtig, welche Public und Secret Objectivs uns erwarteten. Auch welche Action Cards überhaupt möglich sind, war für uns alle neu. Immer wenn jemand eine Action Card gespielt hat kam das große Erstaunen: "Wahnsinn, so eine mächtige Karte ist in dem Stapel?". Wir stocherten also alle etwas im Dunkeln, kannten wir doch nur unsere eigenen Karten und die schon verfügbaren Public Objectives.

    Meine Startaufstellung mit meiner Rasse spielte mir zudem auch sehr in meine Hände. Von Beginn sind die Sol auf Expansion ausgelegt (massig Infanterie und 2 Carrier), zudem ein produktionsstarker Heimatplanet (5 Ressourcen, ich glaube der reichste in der Galaxie), dafür halt nur einer und so gut wie kein Einfluss.


    Unsere Partie begann um 17 Uhr und endete in der Nacht um 01:15 in der 6ten Runde. Das sind rund 8 Stunden, einschließlich einer längeren Essenspause (jeder musste sich etwas aussuchen und es musste bestellt werden und dann das eigentliche Essen). Zudem mussten wir auch öfter einmal nachschlagen, da nicht alle Regeln verinnerlicht waren und kleinere Detailfragen geklärt werden mussten. Auch der Spielablauf musste sich ersteinmal ein bisschen festigen.

    Ziehen wir für das Essen 1 Stunde ab, hat unsere Neulingspartie also 7 Stunden gedauert. Eine weitere Partie mit den gleichen Personen wäre in naher Zukunft sicherlich mit 6 Spielern in 6 Stunden möglich.




    Meine Meinung zum Spiel


    Ich schreibe in den Wochenthreads nicht oft und meistens auch nur, wenn ein Spiel oder der Spieletag für mich besonders war (egal ob gut oder schlecht). Um es gleich vorwegzunehmen: Twilight Imperium 4 finde ich großartig!

    Auch wenn die Phrase vielleicht schon ausgelutscht erscheint: Dieses Spiel erzählt eine Geschichte! Und das passiert auf mehreren Ebenen und zwar vom Feinsten. Das können andere Spiele auch und teilweise sogar sehr gut. Beispiele dafür sehe ich im gleichen Hause: Eldritch Horror und auch Verbotene Welten. Auch diese beiden sind in meinen ausgezeichnete Spiele und man redet auch später noch darüber (so zumindest bei uns). Nehmen wir das Beispiel Verbotene Welten. Bei Verbotene Welten ist das einzige Ziel die Siegpunktmarker einzunehmen. Da diese meist entfernt in gegnerischen Territorien liegen und ein verhandeln in dem Spiel nicht möglich ist, bleibt nur eins: Krieg! Verbotene Welten erzählt für mich meistens eine tolle Geschichte, aber eben nur auf der Ebene Krieg.

    Kommen wir nun zurück zu TI4. Was hier zu tun ist, weiß auch jeder: ein Großteil der Siegpunkte liegt über die Public Objectives offen aus. Aber Krieg ist hier bei weitem nicht das einzige Mittel zur Wahl. Neben der direkten Konfrontation kann ein Spieler auch die Politik, das Handeln und vor allem das VERhandeln mit anderen Spielern nutzen. Selbst wenn ich nicht am Zug bin, spielt sich für mich unglaublich viel Interessantes ab. Und selbst wenn es nur das Zuhören bei Verhandlungen zweier Mitspieler ist, in die ich nicht direkt involviert bin. Ich möchte wissen über was geredet wird und was sonst so am Tisch abgeht. Zudem ist die Downtime auch von Zug zu Zug nicht sonderlich hoch, die Aktionen sind klar und schnell. Ein "The Gallerist" hat in meiner Eurospielgruppe mit 4 Spielern deutlich höhere Downtimes erzeugt als Twilight Imperium mit 6 Spielern.

    Vielleicht möchte der aktive Spieler mit mir Handeln (Commodities in Trade Goods) oder er verhandelt mit mir einen anderen Friedensvertrag aus. Oder er will einfach nur mal durch ein System von mir fliegen, ohne von meiner PDS beschossen zu werden. Vielleicht führt er aber auch seine Strategy Card aus und ich darf auch die Secondary Ability ausführen. Oder er greift mich ganz einfach an. Ich bin immer involviert und wenn nicht direkt, höre oder schaue ich allen anderen (Ver-)Handlungen oder anderen Aktionen gespannt zu, auch wenn sich diese am anderen Ende der Galaxie abspielen. Diese Aktionen können schließlich auch auf verschiedenste Art und Weise auf mich wirken, und sei es nur in einer Agenda Phase, dass ich meinem Nachbarn vorwerfe mit einem Kriegstreiber zu Handeln und ihn ein wenig unter Druck setze, damit er mir meinen wertvollen Einfluss teuer bezahlt. Und dies ist für mich eine der größten Stärken von TI4, welche die erzählte Geschichte so wahnsinnig vielschichtig macht: es ist immer am Tisch Konversation und nicht über den letzten Urlaub, sondern über das Spielgeschehen. Ich fühle mich immer, als würde ich mit Vertretern der anderen Rassen tatsächlich an einem Tisch sitzen und die Weichen für meine Rasse für die kommenden Jahre stellen. Da ist selten belangloses Kram dabei und ich muss meinen Gegenüber auch immer in die Augen schauen und einschätzen, ob er es ernst meint oder mich gleich ins offene Messer rennen lässt (gilt natürlich nur für nichtbindende Versprechen). Bei anderen Spielen ist das Reden am Tisch über das Spiel auf "Ich setze meinen Arbeiter auf dieses Feld und nehme mir dafür 2 Holz" beschränkt, der berühmte Reissack in China erzeugt mehr Spannung. Zudem legt jede Rasse andere Prioritäten und hat auch andere Vorgehensweisen, so dass die Verhandlungen zwischen Spieler A und B sowie Spieler C und D unterschiedlicher kaum sein können.


    Für mich hat die Geschichte, die durch TI4 erzählt wird, 3 Hauptebenen: den militärischen Konflikt, die Politik und die Handelsbeziehungen. Jede für sich gesehen erzählt eine kleine eigene Geschichte. Für sich betrachtet sind die einzelnen Ebenen nette Geschichten, aber bei weitem nichts besonderes. Verbotene Welten erzählt auch eine Geschichte über militärische Konflikte, aber eben auch nur diese eine. Bei einer kleinen Geschichte braucht man auch nichts verbinden. Damit TI4 wirklich interessant bleibt, müssen die 3 Geschichten verbunden werden. Und das machen die Spieler eben über die Verhandlungen und Gespräche am Tisch, auch wenn man selbst nicht am Zug ist und schon wird daraus ein Erlebnis!


    Auf einzelne Mechanismen möchte ich, wenn überhaupt, nur kurz eingehen.

    Handelssystem: gefällt mir besser als bei TI3, fühlt sich besser an. Zudem ist man nicht mehr auf 2 Handelspartner beschränkt.

    Technologiesystem: gefällt mir viel besser als bei TI3. Eine Übersicht des Technologiebaums ist nicht mehr nötig, da nur noch Technologiesymbole/-farben als Voraussetzung zählen.

    Agendaphase: auch die neue Agendaphase gefällt mir besser. "2 Agenden und ich weiß nicht, ob ich meine Stimmen für die 2te noch benötige." Zudem finde ich es realistisch, dass vor Agendaphase alle Planeten wieder verfügbar sind, schließlich sind Ressource nahezu unabhängig vom Einfluss.

    Strategiekarten: machen auf mich einen sehr guten Eindruck, scheint keine Probleme wie beim TI3 Basisspiel zu geben.

    Miniaturen: deutlich besser als bei TI3, detailgetreuer und wertiger. Und vollständige WarSuns (wenn wir diese auch in unserer Partie nicht brauchten).


    Die Spielzeit hat sich deutlich verkürzt. Wir haben inklusive einer Essenpause gute 8 Stunden gespielt, also netto rund 7 Stunden und dabei das eine oder andere öfter nachgeschlagen. Eine Partie zu sechst ist aber sicherlich auch in 5-6 Stunden möglich, kleine Runden dauern vermutlich noch kürzer. Pro Spieler eine Stunde ist sicherlich realistisch und das ist nochmals ein deutlicher Zugewinn zu TI3.


    Die Regelhefte sind top, detaillierte Informationen sind schnell zu finden. Das Spiel als solches ist eingängig und nicht übermäßig komplex. Spezialregeln sind überschaubar und wurden im Vergleich reduziert.


    Gibt es auch Kritik?

    Ja, klar. Das eine oder andere Modul aus den Erweiterungen von TI3 hätten ruhig dabei sein dürfen, speziell denke ich da an die Distant Suns. Aber ich denke, eine kommende Erweiterung wird das bestimmt beheben.

    Zudem kenne ich noch nicht alle Action Cards und Public Objectives und kann daher noch nicht sagen, was ich davon halte. Natürlich gibt es in jedem Spiel welche, die ein Spieler einfacher erfüllen kann als ein anderer, aber man benötigt schon ein paar mehr und letztendlich wird für jeden etwas dabei sein. Zudem kann man seine Spielweise auch ein wenig darauf auslegen dem Gegner, dem es vermeintlich leicht fällt, dieses Objective nicht so leicht zu erfüllen lassen.




    Wertung


    Nach meiner ersten Partie möchte ich also abschließend sagen: Gut gemacht, FFG! In meinen Augen habt ihr ohnehin schon gute Spiel TI3 mit der neuen Version TI4 auf eine höhere Stufe gestellt. Für mich ist TI4 nach dieser Partie eine 9.5/10 und da ich im 10er Wertungssystem eigentlich ganze Zahlen bevorzuge, runde ich dieses Spiel ohne Bauchschmerzen auf eine glatte 10 auf.

    Für mich ist es das Spiele-Highlight des vergangegenen Jahres gewesen und ich freue mich auf mehr und mehr Partien. Es ist bisher die einzige 10, die ich auf BGG vergeben habe.



    Zum Abschluss noch 2 Schnappschüsse, welche mit dem Handy aufgenommen wurden.



    #TwilightImperium

    #TwilightImperium4