Beiträge von ringo84 im Thema „ Neanderthal & Greenland“

    d0gb0t Lies es bei Helmut R. nach: Wenn die Regel nur in Verbindung mit dem Infotext auf der Schachtel vollständig ist und darauf noch nicht einmal hingewiesen wird, dann ist das nicht geeignet um sich das Spiel aus der Regel zu erarbeiten.

    Eine brauchbare Regel führt den Spieler zum Spiel. Bei Sierra Madre gibt es Passagen die mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten. Das Thema ist eminent wichtig, über das Thema und speziell welche Aspekte des Themas vom Spiel aufgegriffen werden wird kaum etwas erwähnt.

    Brauchbar ist schon etwas anderes. Eine Regel soll Lust auf das Spiel machen!

    Volle Zustimmung. Bei Bios Megafauna muss man viel Blättern, da man eigentlich jeden Begriff, der im Glossar näher definiert wird am besten gleich nachschlagen sollte, wenn der Begriff zum ersten mal auftaucht. Überhaupt die Struktur mit vielen Querverweisen ringt dem Leser einiges ab.

    Wenn's sein muss, kämpfe ich mich auch durch die schlimmsten Regeln durch (Ruhrschifffahrt, Agra, Pax Porfiriana frühe Versionen, etc.), aber es ist mir völlig unverständlich, wie man das NICHT als Minuspunkt begreifen kann. Von einem Regelschreiber kann man erwarten, dass er die Regeln erstmal klar und logisch strukturiert, sich in die Lage des Lesers hinein versetzt und dann erst die Regeln so aufschreibt, dass der Leser sie möglichst leicht verstehen kann. Einer schreibt, hunderte oder tausende lesen es, letztere zahlen für das Spiel sogar gutes Geld. Da kann, nein: muss, man erwarten, dass der Regelschreiber sich etwas Mühe gibt.

    Einfach so dahingerotzte Regeln sind für mich ähnlich zu sehen wie wenn jemand in einem Forum aus Bequemlichkeit auf Groß-/Kleinschreibung und jegliche Zeichensetzung bzw. korrekte Rechtschreibung verzichtet. Auch solche Beiträge kann man verstehen, wenn man es will, das ist irgendwo "brauchbar", aber spätestens wenn es dann nicht mehr um kostenloses Lesen geht, sondern darum, ob ich für sowas Geld bezahlen soll, dann sage ich persönlich recht schnell: "Nö, das will ich einfach nicht; mach eine brauchbare/finale Version und dann schaue ich es mir gerne mal an."

    Ich glaube nicht, dass man die Regeln als hingerotzt bezeichnen kann und da wurde sich sicher Mühe gegeben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das "Living Rules" Prinzip mit den ganzen zweiten Editionen der Spiele besser (also weniger Veränderungen) wird. Bei Bios MF gab es zwischen der beigelegten Regel und den aktuellen Living Rules eher nur kleine Klarstellungen soweit ich das Überblicken kann.

    Insgesamt ist sind das halt Nischentitel und da kommt man noch mit einigen Unzulänglichkeiten davon, die "normale" Spiele sich nicht mehr leisten dürfen. Anderes Beispiel sind Splotter mit deren Komponenten bzw. Designs.

    Greenland (1st Edition) ist gut, hat aber auch seine Schwächen: Durch ein paar blöde Würfel kann man sich aus einer Partie schiessen, wenn man den Rückstand nicht mehr aufholen kann zu Beginn und die Schere der Möglichkeiten immer weiter auseinanderklafft. Die drei Stämme geben mir persönlich zu sehr eine empfohlene Spielrichtung vor. Deshalb sehe ich es auch mehr als spielerische Simulation, die dann ihre ganz eigene Geschichte erzählt und weniger als Spiel, das man kontrollieren kann. Wobei zwei oder drei Partien eh viel zu wenig sind, um das Spiel wirklich erfahren zu können.

    Wirklich subjektiv überragende Spiele kommen bei mir immer wieder aufm Tisch. Greenland habe ich hingegen als "nur gut" empfunden, aber weit davon entfernt, beliebiger Mittelmass zu sein, dazu ist das Spiel zu besonders.

    Du sprichst da einen wichtigen Punkt an, auf den Spieler sich in meinen Augen einlassen müssen, um mit Eklund Spielen Spaß zu haben: Zufall spielt eine große und potentiell spielentscheidende Rolle. Man spielt nicht nur gegen die Mitspieler, sondern auch gegen die zufällige "Umgebung". Die Spiele sind unglaublich thematisch. Nicht im klassischen Ameritrash Sinne von Orks oder dicken Wummen (nicht abwertend gemeint, macht ja auch ziemlich viel Spaß macht), sondern eben in die Simulationsrichtung. Daraus resultiert eben ein Spiel mit unheimlicher Regelkomplexität, bei dem aber nicht zwingend der gewinnt, der diese Komplexität am besten durchdringt oder manipuliert. In meinen Augen geht es eher um das Erfahren des Spiels und einfach schauen, wie sich drei Stämme (Neanderthal) oder ein paar Gattungen (Bios: Megafauna) so entwickeln und das als "Geschichte" begreifen. Das ist definitiv ein anderer Ansatz als typische Eurospiele und das gefällt sicher auch nicht jedem. Nische eben.

    Disclaimer: Ich kenne nur Neanderthal und das neue Bios: Megafauna, also beruht meine Einschätzung nur auf dieser Stichprobe (aber damit für diesen Kickstarter bzw. Thread durchaus relevant). Gerade die Pax Spiele sind vielleicht etwas anders gelagert. Bei Bios: Megafauna gibt es auch extra einen anderen Spielmodus, der den krassen Zufall auch aus dem Spiel nimmt. Da sieht man, dass Phil Eklund sich bewusst ist, dass viele Spieler sich am Zufall auch stören.

    Sieht gut aus. Ich bin erst neulich auf Eklund Spielen gestoßen. Das scheint mir eine ganz nette Kombination zu sein. Und mit 50$ (plus Versand) für zwei Spiele auch moderat gepreist. Hoffentlich kommt ein bisschen was für Stretch-Goal-Komponentverbesserungen zusammen. Von mir aus soll es aber bei eher kleinen Boxen bleiben.