Beiträge von ravn im Thema „ Neanderthal & Greenland“

    Ich habe bisher folgende Phil Eklund / Sierra Madre Spiele gespielt:


    Origins: How we became human (erklärt bekommen, im Besitz)

    High Frontier 1st Edition (selbst erarbeitet, im Besitz)

    Bios: Megafauna (selbst erarbeitet, im Besitz)

    Greenland (erklärt bekommen, im Besitz)

    Pax Porfiriana (erklärt bekommen)

    Neanderthal (erklärt bekommen)

    Pax Pamir (erklärt bekommen)

    Pax Renaissance (erklärt bekommen)

    Bios: Genesis (nur Probepartie auf der Messe, im Besitz)


    Bei allen dieser Spiele war der eigentliche Spielablauf auf die reine Mechanismen-Ebene heruntergebrochen, sofern man diese einmal entziffert hatte, dann doch recht einfach. Diese Mechanismen waren aber meist thematisch so tief vergraben, dass man diese erst einmal freischaufeln musste. Gut, wenn jemand anderes diese Arbeit schon erledigt hatte und deshalb das Spiel mit eigener Kurzspielregel oder eigenen Worten erklären konnte.


    Aber nur weil man (nach der Spielerklärung oder eigenen Erarbeitung) weiss, was man alles machen kann, war für mich die eigentliche Schwierigkeit zu entscheiden, wie ich diese ganzen Mechansimen zu einer sinnvollen Spielweise ordnen kann. Eine Erstpartie hat da gerade mal die Möglichkeiten gezeigt, sozusagen an der Oberfläche gekratzt. Ging mir bei den Card Driven Games von GMT genauso, weshalb ich die Einarbeitungszeit bis zur ersten Partie da vergleichbar für mich sehe. Ist aber wohl auch eine Frage der Erfahrung, wie man mit solch komplex verschachtelten Regelwerken zurecht kommt.


    Ich als eher Euro-Amitrash-Gamer tue mich mit Phil Eklund sowie GMT Card Driven Games Regelwerken recht schwer. Irgendwo stehen zwar meist alle zu wissenden Details, nur sind von Fanhand anders strukturierten Regelwerke für mich aber meist verständlicher.

    Sollte heissen: Für einen Eurogamer sind GMT-Regeln ebenso unzugänglich wie Phil Eklund Regelwerke - eben weil beide so unterschiedlich zu den Eurogames-Regelwerken sind. Soweit meine Erfahrung.

    Brauchbar ist schon etwas anderes. Eine Regel soll Lust auf das Spiel machen!

    Genau das habe ich mir gedacht, als ich das erste mal eine GMT-Regel gelesen habe als Eurogamer.


    Aber ja, keine Frage, die Regelwerke von Phil Eklund sind sehr speziell. Vollständig, aber für den Normalspieler recht umverständlich, weil man eben wirklich jedes Wort überdenken muss. Nicht ohne Grund lasse ich mir die Spiele gerne erklären oder erarbeite die mir mit einem Fan-Regelwerk nebenbei (wie bei High Frontier). Das ist klar ein Minuspunkt, wenn man erwartet, dass man das Spiel auspacken, lesen und direkt spielen kann. Neuere Eklund-Spiele sind da eventuell ein wenig zugänglicher geworden.

    Jedes einzelne Wort in den Anleitungen von Phil Eklund ist wichtig. Mal eben drüberlesen klappt bei mir nicht. Da sollte man sich schon über die Wortbedeutungen genau klar sein. Ist eben alles sehr verdichtet und zudem aus der thematischen Sichtweise geschrieben, weil bei seinen Spielen meist Thema vor Mechanik geht. Regeldetails sind dann meist der thematischen Einbindung geschuldet.


    Zudem setzt er stark auf Living Rules in seiner "Mailing-AOL-Gruppe", inzwischen wohl auf Google Docs umgestiegen. Auf BGG direkt gab es da meist nur ältere Versionen der Anleitung. Muss man notgedrungen akzeptieren, wenn man seine Spiele so spielen will, wie er es sich in Zusammenarbeit mit seinen Regelwerk-Unterstützern ausgedacht hat. Wobei das meist nur Klarstellungen sind oder bei High Frontier kommt ein neu entdeckter Asteroid dazu, der in den Anmerkungen Erwähnung findet, oder so.


    In Summe sind seine Spiele sehr weit von den typischen Eurogames entfernt. Früher noch mehr als aktuell. Da hat er sich schon angenähert. Kann man mögen, muss man aber auch nicht. Gibt ja ausreichend Alternativen, wenn man seine sehr spezielle Art der Spiele nicht mag oder damit nicht zurechtkommt.


    Ich persönlich finde, dass er die Brettspiellandschaft bereichert mit seinen Spielen. Auch wenn ich nicht alle seine Spiele gut spielbar finde, wenn auch thematisch perfekt ausgelotet.

    BTW: Neanderthal habe ich als das bessere Greenland kennengelernt, weil es mehr Freiheiten bietet und gekonnt das Grundkonzept von Greenland weiterentwickelt hat. Und da ich Neanderthal nicht selbst besitze, kann ich ja ganz unbekümmert beim Kickstarter zuschlagen. Juhu, von 0 direkt zur 2nd Edition. Jetzt hoffe ich nur, dass die 250.000 US-Dollar auch zusammenkommen für alle (für mich) relevanten Stretchgoals. Und bis Juli 2018 bleibt dann auch noch ausreichend Zeit, Greenland und Neanderthal 1st Edition zu spielen / mitzuspielen.

    Thematisch dicht, spielmechanisch eher durchschnittlich. Ist deshalb seit Ewigkeiten nicht mehr aufm Tisch gekommen, weil ein "nur gut" inzwischen nicht mehr für mich ausreicht.


    Hinzu kommt aber doch mit Sicherheit auch, dass aber ja auch immer wieder und wieder und wieder neue Spiele auf den Tisch kommen, die kaum noch einem der vorherigen Spiele die Chance lassen, egal wie gut sie sind. Oder?

    Dem widersprechen meine mehr als 50 Partien mit dem seelenlosen Euro "Marco Polo" von HiG! 8o


    Greenland (1st Edition) ist gut, hat aber auch seine Schwächen: Durch ein paar blöde Würfel kann man sich aus einer Partie schiessen, wenn man den Rückstand nicht mehr aufholen kann zu Beginn und die Schere der Möglichkeiten immer weiter auseinanderklafft. Die drei Stämme geben mir persönlich zu sehr eine empfohlene Spielrichtung vor. Deshalb sehe ich es auch mehr als spielerische Simulation, die dann ihre ganz eigene Geschichte erzählt und weniger als Spiel, das man kontrollieren kann. Wobei zwei oder drei Partien eh viel zu wenig sind, um das Spiel wirklich erfahren zu können.


    Wirklich subjektiv überragende Spiele kommen bei mir immer wieder aufm Tisch. Greenland habe ich hingegen als "nur gut" empfunden, aber weit davon entfernt, beliebiger Mittelmass zu sein, dazu ist das Spiel zu besonders.

    Phil Eklund Spiele entwickeln sich weiter - Greenland ist ja damit inzwischen schon bei der 3rd Edition angekommen. Das Regelwerk wird verständlicher, das Layout wird übersichtlicher, die Symboliken werden einheitlicher und meist wird auch direkt der Grafikstil überarbeitet. Wer das nicht mag und dabei das ungute Bauchgefühl hat, eine veraltete Version im Schrank stehen zu haben, muss entweder immer nachkaufen oder direkt auf diese Spiele verzichten, weil zu jeder Zeit als "unfertig" angesehen.


    Die Erstauflage von Greenland von 2014 lässt sich immer noch gut spielen, allerdings war die durch die drei Stämme mit ihren Sondereigenschaften recht einseitig spielbar, vieles fühlte sich vorgegeben an, Abweichungen schienen kaum sinnvoll, weil man sonst gegen seine Sondereigenschaften spielte. Thematisch dicht, spielmechanisch eher durchschnittlich. Ist deshalb seit Ewigkeiten nicht mehr aufm Tisch gekommen, weil ein "nur gut" inzwischen nicht mehr für mich ausreicht. Aber mal eine Dreierpartie wagen, könnte durchaus interessant sein. Ist auch laut BGG ein Spiel, was man bevorzugt zu dritt spielen sollte.